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PR2614-Navigator Quistus

PR2614-Navigator Quistus

Titel: PR2614-Navigator Quistus
Autoren: Christian Montillon
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nichts.
    »Danke!«, sagte Sourou, schaltete das Visiphon-Display ab und starrte auf den Hauptschirm, bis sie im Linearraum waren. Dann fragte sie die Positronik: »Könnten es nicht einfach Pollen gewesen sein, die bei Schleusendurchgängen mit an Bord gekommen sind?« Die Luft von Medusa City war durchtränkt von Düften, Gerüchen und Gestank aller Art; dass man auch Blütenstaub einatmete, davon ging Sourou Gashi eigentlich aus.
    »Pollen, die lange Zeit fein verteilt in der Atmosphäre unterwegs sind«, belehrte STELLATRICE sie, »lagern Staubpartikel aller Art an. Dies ist bei diesen nicht der Fall. Das lässt darauf schließen, dass sie frisch von einer Blüte abgegeben wurden.«
    Sourou und Bifonia sahen einander an und hatten denselben Gedanken. »Der Passagier«, sagte Sourou.
    »Würd' mich nicht wundern«, sagte Bifonia.
    Passagiere hatten oft ziemlich unrealistische Vorstellungen davon, was man als Souvenir ins Reisegepäck packen durfte und was nicht. Wobei sie auch, was ihr Reisegepäck anbelangte, oft ziemlich unrealistische Vorstellungen hatten. Sourou würde nie den Rumaler vergessen, der allen Ernstes einen terranischen Konzertflügel als Reisegepäck mit an Bord nehmen wollte.
    »Versuch doch herauszufinden«, wandte sich Sourou an die Bordpositronik, »woher diese Pollen kommen. Sollte doch möglich sein, oder? Wenn du die Belüftungsströme entsprechend lenkst ...«
    »Das habe ich natürlich längst getan«, erwiderte STELLATRICE. »Aber der Zustrom an Pollen ist vor etwa zwanzig Minuten versiegt.«
    »Keine Pollen mehr?«
    »Wie ich schon sagte«, erwiderte die Positronik.
    Bifonia Glaud schob den Unterkiefer vor. »Bestimmt transportiert er die Pflanze in einem abgeschirmten Behälter. Er hat ihn kurz aufgemacht, um daran zu riechen, und ihn dann wieder zugemacht. So wird's gewesen sein. Und wir haben die Scherereien.«
    »Ich red mal mit ihm«, entschied Sourou Gashi und stand auf. »Du hast das Schiff.«
    »Oje!«, sagte Glaud.
     
    *
     
    Abgesehen davon, dass Passagiere die Zentrale nicht betreten durften, ohne ausdrücklich dazu aufgefordert zu werden – ein Passus, der im Reisevertrag stand und auf der Rückseite des Reisedokuments, das der Volksmund als »Flugticket« bezeichnete, noch einmal in Fettdruck wiederholt wurde – und abgesehen davon, dass gewisse Bereiche der Maschinenanlagen off limits und in der Regel durch Zugangssperren gesichert waren, gab es keine besonderen Beschränkungen. Ein Passagier konnte sich bewegen, wie er wollte.
    Nur – so viel gab es an Bord eines Handelsschiffes auch wieder nicht zu sehen. Im Grunde hatte man die Wahl zwischen Laderäumen, Laderäumen und noch mehr Laderäumen. Gut: Mal ein Triebwerk erleben, wenn es im Vollschub losbrüllte – das wollten viele. Einen Blick auf die gigantischen Aggregate werfen, die so einen stählernen Koloss raumflugtauglich machten. Aber das hatte man schnell abgehakt, und deswegen pendelte sich der Aktionsradius von Fluggästen nach den üblichen anfänglichen, neugierigen Streifzügen durch die Gänge und Antigravschächte – was in der Regel irgendwann zu einer verschämten Anfrage bei der Bordpositronik führte, wo man sich befände, man habe sich verlaufen – recht bald auf den Bereich zwischen der Messe, dem Fitnessbereich und der eigenen Kabine ein. Und ab und zu ein Abstecher zum Aussichtsraum. Die Sterne sehen und so. Obwohl man die von einem Raumschiff aus auch nicht viel besser sah als von einem Planeten – und während der Linearetappen überhaupt nicht.
    Erfahrene Raumflugpassagiere erkannte man daran, dass sie sich den Streifzug sparten.
    Fachion Far Faledi war offenbar ein erfahrener Raumflugpassagier. Zumindest hatte er seine Kabine, seit er sie am Morgen betreten hatte, nicht verlassen.
    Das erleichtert die Angelegenheit , dachte Sourou und betätigte den Summer.
    Von drinnen war ein Ruf zu hören, der wie »Komme!« klang; etwas rumpelte, dann fuhr die Tür auf.
    Sourou Gashi war oft auf Welten wie Terra, Olymp, Arkon II und so weiter unterwegs und, was Modetorheiten anbelangte, einiges gewohnt. Sie hätte bis zu diesem Moment von sich behauptet, dass sie nichts mehr überraschen könne.
    Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Fachion Far Faledi überraschte sie.
    Zuerst einmal war er groß. Sourou Gashi wünschte sich oft, größer zu sein, als sie war, aber vor diesem Mann kam sie sich vor wie eine Zwergin. Er musste den Kopf senken, um durch die Tür treten zu können.
    Dann hatte er
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