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PR2614-Navigator Quistus

PR2614-Navigator Quistus

Titel: PR2614-Navigator Quistus
Autoren: Christian Montillon
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Perseus verlassen haben.«
    »Ja. Sieht so aus. Eben«, sagte Sourou.
    Pracco legte die Hand auf den Hauptschalter seines Mikroskop-Arbeitsplatzes, hielt einen Moment inne, schaltete ab. Das Licht, in dem die versteinerte Blüte bis eben gebadet hatte, erlosch. »War damit zu rechnen?«, wollte er wissen.
    »Nicht dass ich wüsste. Es gibt eine Springerfamilie, die regelmäßig frische Perseus-Mangrovenblüten nach Arkon transportiert. Mit einer Gewinnspanne, die ich mir gar nicht vorstellen will.« Sourou streckte die Hand aus, und Pracco gab ihr die versteinerte Blüte zurück. Widerstrebend.
     
    *
     
    Er wartete in der Messe auf sie, wie vereinbart. Es war wenig los. Zwei von der Lademannschaft spielten mit zwei Technikern auf Freiwache Karten, eine Frau von der Instandhaltung hatte ein dampfendes Glas Camàna vor sich und las. Die Kartenspieler spähten immer wieder zu Faledi hinüber, der an einem Tisch im hinteren Bereich saß, und auch die Frau saß so, dass sie ihn im Blick hatte.
    Faledi seinerseits beobachtete Sourou Gashi, wie sie sich an der Theke bediente. Sie entschied sich für ein Kuska-Sandwich und einen Espresso; das reichte als leichtes Mittagessen. Das Warmgericht, irgendwas Ferronisches – Sebastien Vigeland, der Chefkoch, schwelgte derzeit in ferronischer Küche –, sah ihr zu sehr aus wie Synthogrütze.
    Faledi ließ sie auch nicht aus den Augen, während sie sich mit ihrem Tablett durch die Reihen der Tische bewegte. »Ich mag es, ehrlich gesagt, nicht, so angestarrt zu werden«, erklärte sie, als sie sich ihm gegenübersetzte.
    »Entschuldige,« sagte er, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Ich habe mich nur gefragt, ob du epsalische Vorfahren hast.«
    Ganz schön ungehobelt, der bunte Mann. Warum sagte er nicht gleich, dass sie kurz und stämmig war? Sourou beschloss, ihn taktvoll misszuverstehen, und erwiderte so leichthin, wie ihr möglich war: »Wegen des Sandwichs? Unser Chefkoch ist Ertruser. Ohne Kuska-Fleisch zu leben sei möglich, aber sinnlos, meint er.« Sie hatte keine Ahnung, ob auch auf Epsal Kuskas gezüchtet wurden; wahrscheinlich nicht. Egal. Alles, was sie wollte, war, herauszufinden, was dieser Mann über die Versteinerungen von Perseus wusste. Auf Bre'Tar mochte er dann seiner Wege gehen; sie würde ihn nie wiedersehen und es nicht vermissen.
    Sie nahm die versteinerte Blüte von ihrem Tablett und legte sie vor ihn auf den Tisch. »Mit Dank zurück übrigens.«
    Er ignorierte sein granitenes Souvenir, blieb ungalant. »Du hast etwas Epsalisches an dir. So, wie du aussiehst, meine ich. Deswegen frage ich.«
    »Ich bin auf der Venus geboren und ...«, begann Sourou Gashi.
    »Deine Haut ist aber kein bisschen blau.«
    »Lass mich doch ausreden. Ich bin mit meinen Eltern noch als Kind auf die Erde übergesiedelt. Aufgewachsen bin ich in Australien, in der Nähe von New Sidney. Kinder, die auf Planeten mit geringerer Gravitation geboren sind und auf Planeten mit stärkerer Gravitation aufwachsen, entwickeln bisweilen eine ausgeprägte Muskulatur. Als Ausgleich, nehme ich an.«
    »Dann muss deine Familie lange auf der Venus gelebt haben.«
    »Lange ist gar kein Ausdruck.« Sie klappte eines der Sandwiches auf. Zwischen die dünnen Kuska-Scheiben war Meerrettich geschmiert. Ganz was Neues. Würde toll zum Kaffee passen. »Die Gashis sind dort ... puh, ich glaube, seit dem alten Imperium ansässig. Die großen Gewürzfarmen am Tausend-Bogen-Fluss. Schon mal gehört?«
    »Venusischen Zitterix kenne ich.«
    »Der kam höchstwahrscheinlich von der Farm meines Cousins, Kyran Gashi. Kyran-Spice? So ein blaues Logo mit grünem Rahmen?«
    »Ja. Ziemlich hässlich.«
    »Dann war es das. Mein Cousin ist kein Ästhet, aber wahrscheinlich der größte Produzent von Zitterix. Was nichts heißen will, man braucht ja nicht viel davon.« Sie nippte an dem Espresso, griff nach dem Zuckerstreuer.
    Faledi nickte versonnen. »Ich stamme von Antrus IV. Warst du dort schon mal?«
    »Nein. Das ist im Plejaden-Haufen, nicht wahr?« Der Zuckerstreuer war verstopft. Dabei gab es nicht klumpenden Zucker überall zu kaufen. Sebastien hatte echt einen Tick mit naturbelassenen Lebensmitteln!
    »Man könnte auch Ende der Welt dazu sagen. Ein Planet, der nicht einmal einen eigenen Namen hat – unmissverständlicher kann man völlige Bedeutungslosigkeit kaum ausdrücken, oder?«
    »Man könnte auch Ruhe und Frieden dazu sagen«, meinte Sourou und klopfte den Streuer gegen die Tischkante. »Heutzutage ist
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