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PR2614-Navigator Quistus

PR2614-Navigator Quistus

Titel: PR2614-Navigator Quistus
Autoren: Christian Montillon
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verschwinden, das sie begleiten würde wie der eigene Herzschlag.
    »Mach dich«, meinte Bifonia dunkelsinnig, »auf was gefasst.«
     
    *
     
    »Start!«, befahl Sourou Gashi.
    Tek Amharan berührte die Kontrollen mit einer beinahe zärtlich wirkenden Geste. Sourou hörte die Antigravs anspringen, spürte das Wummern der Impulstriebwerke im abgeschirmten Modus, sah auf dem großen Holo, wie unter ihnen Medusa City versank, wie das Handelszentrum schrumpfte, der Sultanspalast verblasste, die Minarette der Mahdi-Gabriel-Moschee zu dünnen schwarzen Stacheln entarteten. Was aus der Perspektive des Fußgängers als Skyline überwältigte, zerlegte sich in ein Sammelsurium merkwürdig anmutender Bauten, wenn man es nur aus genügend großer Höhe betrachtete.
    Wie immer ging es überraschend schnell. Eben noch waren sie zu dem brennenden Firmament Perseus' aufgestiegen, in dem das Licht der drei Algol-Sonnen zu einem Spiel aus flüssig wirkenden Farben verschmolz, als all das auch schon verblasste und verschwand und dem ewigen Dunkel des Weltraums wich, in dem auch die drei Sonnen nur helle Flecken waren. Perseus blieb zurück, eine rötlich schimmernde Kugel, die Sourou immer an Rosenquarz denken ließ.
    »Exit-Kursbahn erreicht«, meldete der Pilot. »Eintritt in den Linearraum in zwei Stunden und fünfunddreißig Minuten.«
    Bifonia stand auf, streckte sich und wirkte dabei, als habe sie die ganze Nacht zusammengekauert in diesem Sitz verbracht. »Ich hau mich aufs Ohr bis dahin«, erklärte sie mit ungewohnter Entschlossenheit.
    Es sollte nicht dazu kommen.
    »Wir haben ein Problem«, flüsterte STELLATRICE, die Bordpositronik.
    Sourou und Bifonia seufzten im Chor, sahen einander an und lächelten beide, zum ersten Mal, seit Sourou heute Morgen an Bord gekommen war.
    »Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte Sourou in das Sprechfeld, dessen abnormales Flackern eine baldige Reparaturbedürftigkeit der Anlage ahnen ließ. »Uns war nicht langweilig.«
    »Ich hatte nicht eure Zerstreuung im Sinn.«
    »Sag schon.«
    »Die Analyseeinheit der Klimaanlage«, erklärte STELLATRICE, »hat biologische Substanzen aus dem Luftstrom gefiltert, die nicht an Bord sein dürften. Es handelt sich um Pollen; dem genetischen Profil zufolge von medusischen Mangroven stammend.«
    Das war schlecht. Man unternahm auf Raumhäfen wohlbegründete Anstrengungen, den unbeabsichtigten Transport von Pflanzen, Tieren, Samen, Krankheitserregern und dergleichen von einem Planeten zum anderen zu unterbinden. Auch von Raumfrachtern wurden entsprechende Bemühungen erwartet. Es gehörte zu den Standardvorschriften, die Laderäume, solange sie nach außen offen waren, gegen das Innere des Raumschiffes abzuschotten und sie nach dem Schließen der Ladetore gründlich zu reinigen, ehe sie wieder Teil des Schiffes wurden.
    »Ist Ludalaja verständigt?«, fragte Sourou.
    »Ja. Sie hat auch bereits alle verfügbaren Leute und Roboter mit Messgeräten losgeschickt«, erklärte die Positronik.
    Ludalaja Arun stammte von Plophos, hatte aber auf einem Dutzend verschiedener Planeten gelebt und zwei Dutzend verschiedene Berufe ausgeübt, ehe es sie in die Handelsraumfahrt verschlagen hatte. Sourou war froh gewesen, sie so rasch als Ersatz für Corlo Trenc, ihren vorigen Lademeister, gefunden zu haben, nachdem dieser sich unter rätselhaften Umständen auf Olymp davongemacht hatte, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass auch die STELLARIS sich eines Tages nur als eine weitere Station im Lebensweg der stämmigen, dunkelhaarigen Frau herausstellen würde.
    »Gut«, sagte Sourou.
    »Soll ich die Beschleunigung aussetzen, bis die Situation geklärt ist?«, fragte Tek, die Hand einen Fingerbreit über den Kontrollen. Sah elegant aus. Es konnte passieren, was wollte, Tek Amharan bewies jederzeit Stil.
    »Nein«, sagte Sourou. »Wir bleiben auf Kurs.« Im schlimmsten Fall würden sie die Quarantäneprozedur auf Bre'Tar über sich ergehen lassen müssen. Was durchaus ein schlimmer Fall war; die Arkoniden waren ziemlich pingelig, vor allem wenn sie es mit den Barbaren der LFT zu tun hatten. Von den anfallenden Gebühren ganz zu schweigen.
    So warteten sie, bis sich Ludalaja meldete, ein paar Minuten vor dem Übergang in den Linearraum. »Nichts«, lautete ihr Befund. »Die Container sind einwandfrei. Alle Versiegelungen sind dicht, die Außenwände komplett abiotisch.« Es klang, als habe sie »idiotisch« sagen wollen. Von unnötiger Arbeit hielt sie entschieden
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