Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Gletscherspalte vorangehen. Ein Fall in große Tiefe und der Aufprall auf scharfkantigen Felsen würden es dem Angreifer zumindest erleichtern, an die Beute heranzukommen.
    Jenke fragte sich, ob genau das bevorstand. Das Dröhnen hatte vor etlichen Minuten aufgehört; nur noch sporadisch hackte der mächtige Schnabel gegen den Rumpf. Andererseits glaubte die Expeditions-Kommandantin, die ruckartigen Rutschbewegungen des »Käfers« immer deutlicher wahrzunehmen. Offenbar hatte der Rochen das Schiff nahezu vollständig umschlungen und zerrte es weiter.
    Ein kurzer, dumpfer Schlag erklang. Die Kommandokugel schien gegen einen größeren Felsblock gestoßen zu sein.
    Tatsächlich setzte Augenblicke später eine Seitwärtsbewegung ein. Abermals war ein unangenehm hartes Knirschen zu vernehmen. Eisschollen brachen unter dem Rumpf und barsten entlang der Zugrichtung.
    Erst nach einer Weile trat wieder Ruhe ein.
    Wie lange inzwischen? Wirklich erst sechzig Minuten, seit der letzte Schimmer der Notbeleuchtung erloschen war?
    Der SKARABÄUS wurde jedenfalls nicht mehr bewegt. Hatte das hungrige Monstrum aufgegeben und suchte bereits andernorts nach Beute, oder sammelte es nur neue Kraft?
    »Das Biest hat aufgegeben.«
    Apatou Boussets Stimme zerriss den Hauch von Gelassenheit, der sich allmählich ausbreitete. Keine Emotion war dem Xenobiologen anzumerken, er hatte eine sachliche Feststellung getroffen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    »Und wenn nicht? Wenn es nur darauf wartet, dass wir eine Schleuse öffnen?«
    »Das würde eine gehörige Portion Intelligenz voraussetzen«, wandte Cyrus Smith ein.
    Pia Aftanasia Clonfert lachte verhalten. Für alle in der VAHANA war die mächtige Frau einfach »die Ertruserin«, doch eigentlich war sie nur zur Hälfte ertrusisch. »Wie verhält sich das bei terranischen Katzen? Die liegen doch stundenlang regungslos auf der Lauer, nur um eine einzige kleine Maus zu erwischen.«
    »Wir sind keine Mäuse!«, protestierte Pettazzoni.
    »Aber wahrscheinlich eine fette Beute für das Biest da d...« Marica Widengren verstummte im Satz. Der SKARABÄUS wurde wieder bewegt.
    Vierundvierzig Meter maß der Verbund der beiden Rümpfe, die größte Breite betrug sechsunddreißig Meter, und hoch war der »Käfer« immerhin noch siebzehneinhalb Meter. Diese Masse war, deutlich fühlbar und vor allem auch zu hören, ruckartig angeschoben worden.
    »Wenigstens einer oder zwei von uns müssen das Schiff verlassen«, sagte Captain Pettazzoni. »Anders können wir das Tier nicht zur Strecke bringen. Das Risiko ist mir bewusst.«
    Mir auch! Wir sind die Maus – und da draußen wartet die Katze.
    Die Irmdomerin verbiss sich die Antwort, die ihr schon auf der Zunge lag, denn die Bewegung des SKARABÄUS' wurde allem Anschein nach schneller. Zudem geriet das Schiff in Schräglage.
    Jenke zweifelte nicht mehr an der schlimmsten aller Möglichkeiten, dem Sturz in eine Gletscherspalte einschließlich Totalschaden beim Netz.
    »Jonas, Startversuch!«, rief sie dem Piloten zu.
    Fahle Helligkeit glomm auf. Eine Sirene wimmerte, doch der Heulton hielt keine drei Sekunden lang an. Eine deftige Verwünschung des Piloten folgte.
    »Weiterhin Energieabfluss! Dieses verdammte Biest ...«
    Die Schräglage nahm zu.
    Im nächsten Moment wurde die Rutschbewegung jäh gestoppt. Der SKARABÄUS kam trotzdem nicht völlig zum Stillstand. Fast senkrecht sackte er ab, wenn auch nur ein paar Meter weit. Erst danach hing er fest. Den Geräuschen nach zu urteilen donnerte eine Schneelawine über die Kommandokugel hinweg.
    Schließlich war nur mehr ein leises Knistern zu hören. Von außen übertrug es sich auf die Schiffszelle ...
     
    *
     
    »Fort Kamash solltet ihr sehen. Ich werde euch auf meine Farm einladen, sobald wir auf Terra zurück sind.«
    Alban Dodd reckte seine hundertfünfundfünfzig Zentimeter Körpergröße und schaute zur Kommandantin auf. Sein silberfarbenes Lächeln bildete einen eigentümlichen Kontrast zur goldbraunen Haut und seinem grünen Haar. Mit einer geradezu lasziven Bewegung wischte sich der Kamashite beide Hände am SERUN ab.
    »Hier ist jedenfalls alles getan, was zu erledigen war«, stellte er fest. »Die Energieversorgung steht wieder. Für wie lange und vor allem, warum die Abschirmung der blauen Kristalle zumindest zeitweise so offensichtlich versagt hat ...« Er hob die Schultern und griff mit der rechten Hand nach seinem Amulett, das er um den Hals trug. »Erwartet von mir keine Wunder, dafür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher