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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke
Autoren: Verena Themsen
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seine Schritte nicht dämpfte, drehte die Irmdomerin den Kopf nicht, als er sich näherte und schließlich neben ihr stehen blieb. Einen Moment musterte er ihr von den künstlichen Sternen und dem nur schwachen Licht der Leuchtstreifen hervorgehobenes Gesicht.
    »Was siehst du?«, fragte er.
    Mehrere Atemzüge verstrichen, ehe sie antwortete. »Irrlichter«, sagte sie. »Unzählige Irrlichter, die uns immer wieder locken und immer wieder Tod bringen.«
    »Aber auch Leben«, hielt Aiden dagegen.
    Die Stellvertretende Kommandantin nickte. »Manchmal auch Leben. Sicher vieles Gutes. Aber trotzdem tun die Opfer immer wieder weh.«
    »Wir haben einen gefährlichen Beruf, und jedem ist das klar. Und ich glaube, jeder an Bord stirbt lieber hier draußen, als in Terrania von einem Gleiter erfasst zu werden.« Er lächelte schief.
    Jenke Schousboe senkte den Blick und sah ihn an. »Vermutlich stimmt das. Immerhin bist du ein Psychologe. Du solltest wissen, was in den Köpfen der Leute vorgeht.«
    Er hob die Schultern. »Ich bin kein Hellseher. Alles weiß ich sicher nicht und ich kann auch nicht für jeden sprechen. Aber ich weiß, dass Tage wie heute nur bei den wenigsten etwas an ihrem Entschluss ändern, zur EXPLORER-Flotte zu gehen. Sie lassen uns lediglich innehalten, weil sie uns an unsere Sterblichkeit erinnern und daran, dass wir die Zeit, die wir haben, auch gut nutzen sollten.«
    Der Gesichtsausdruck der Stellvertretenden Kommandantin blieb unverändert ruhig, soweit er das im schwachen Licht beurteilen konnte.
    »Und was wirst du jetzt tun, um deine Zeit gut zu nutzen, Aiden?«
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete er mit einem Achselzucken und sah nun seinerseits zu den Sternen. »Vielleicht jemanden suchen, mit dem ich ein wenig reden kann. Geschichten erzählen oder Witze. Karten spielen, lachen und fluchen. Einmal mehr als nur das dienstliche Blabla austauschen. Jemand suchen, der mir das Gefühl gibt zu leben.«
    Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Das klingt, als wärst du der Meinung, dass ich für solche Dinge nicht geeignet bin. Immerhin hast du mich ja schon gefunden.«
    »Du bist meine Vorgesetzte und du verstehst es sehr gut, dich so zu verhalten, wie es die Handbücher für Führungsoffiziere verlangen. Und dazu zählt nicht, freundschaftliche Beziehungen zu deinen Untergebenen zu knüpfen.«
    Erneut herrschte einige Momente lang Schweigen. »Ist es das, wie man mich sieht?«, fragte sie schließlich. »Wie eine wandelnde Kopie des Offiziershandbuchs? Ohne eigenes Leben?«
    »Willst du denn nicht so gesehen werden?« Er wandte ihr das Gesicht wieder zu, musterte die Maserung ihrer Haut, die selbst im schwachen Licht erkennbar war.
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte es, aber im Moment bin ich mir nicht so sicher.«
    Kurz zuckten Aidens Mundwinkel. »Weißt du, dass man dir eine Liaison mit dem Oberst andichtet? Ich glaube, es ist eine Art Rache all derer, die gern einmal deine Aufmerksamkeit erlangt hätten und es nicht geschafft haben.«
    Jenke Schousboe blinzelte. »Der Oberst? Aber ... oh. Haben denn so viele das versucht? Ich ... es ist mir nie aufgefallen.« Sie schüttelte den Kopf, und er konnte sich ihre Miene vorstellen – verständnislos, ungläubig. Doch die Sterne und das schwache Streulicht vom Weg ließen nur weiße Haut und dunkle Adern erkennen und ab und zu ein Aufblitzen ihrer dunkelgrauen Augen.
    »Viele, glaub mir. Dir ist selbst nicht bewusst, was für eine Wirkung du hast, oder? Oder verdrängst du es nur, damit es nicht mit der Arbeit interferiert?«
    Sie drehte den Kopf zum Weg, und nun konnte er ihre Züge besser erkennen. Nachdenklichkeit überwog, doch darunter lag etwas anderes, etwas, das an ein junges Mädchen erinnerte, das nicht gelernt hatte, mit Komplimenten umzugehen und nun mit einem konfrontiert worden war.
    »Ich weiß es nicht genau. Ich habe mir über all das seit Langem keine Gedanken mehr gemacht.«
    Was für eine eigenartige Mischung aus dienstlicher Kompetenz und sozialer ... Unbedarftheit. Hat sie sich wirklich irgendwann so sehr von allem abgeschnitten, das jenseits von dem lag, was sie mit Daten und Fakten erfassen kann? War es eine willentliche Entscheidung? Was hat sie verursacht? Nur ihre Karriere, oder war da etwas anderes?
    »Und, stimmt das mit dem Oberst?«, fragte er.
    Sie lachte auf und wandte ihm den Kopf zu. »Ich verrate es dir, wenn du mir sagst, wer von euch Cranstouns die Haare gefärbt hat. Seid ihr von Natur aus blond oder
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