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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke
Autoren: Verena Themsen
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ruhig und geordnet die Landungsbrücke. Diejenigen in den vordersten Reihen mögen die Rettungseinrichtungen der Brücke nutzen.«
    Shimcos Sinneszacken wurden fahlgelb und kalt vor Angst. »Was ist passiert? Es sieht doch alles gut aus ...«
    Der Clanälteste nahm Shimcos Greifgeflecht und zog ihn weg. Wie betäubt ließ sich der junge Denker zur nächsten selbst entfaltenden Rettungsschale führen, die bereits auf dem Wasser dümpelte. Um sie wurden weitere Schalen zu Wasser gelassen.
    Die hinten stehenden Zuschauer eilten über den Steg zum Ufer, während die Netzschleudern weitere Leute in die bereits aufgeblasenen Fangkissen warfen.
    Mehrere Favadarei halfen Shimco und Blaspa beim Einsteigen in die Rettungsschale. Andere befestigten bereits die Druckpatronen. Reglos kauerte Shimco zwischen den anderen auf dem Boden und nahm das alles nur am Rande wahr. Er schüttelte nicht einmal die Gischt ab, die über die Kante schlug, als die Sperren aus den beiden Druckpatronen gerissen wurden.
    Rotierend wie ein Kreisel katapultierten die Gasdüsen sie zunächst in Richtung des freien Wassers, bis zwei kräftige Favadarei mit der Ruderpinne die Drehung stoppten und auf die nächste Landungsbrücke zuhielten. Übelkeit entstand in Shimcos Magenschlauch – und nicht nur aufgrund der bei seinem Volk so weitverbreiteten Anfälligkeit für Seekrankheit.
    Er beobachtete, wie die GHRUSSEV näher kam, hoch aufragend über der Landungsbrücke. In majestätisch wirkender Trägheit glitt sie in einem flachen Bogen darauf zu, doch auch der junge Erfinder sah es nun: Obwohl die Steuerlamellen vollständig eingeschlagen waren, reagierte das ovale Schiff viel zu langsam.
    Und dann kam der Moment, da die GHRUSSEV die Brücke berührte und sie langsam unter lautem Krachen von Bohlen und Kreischen von Metall zusammen- und unter Wasser drückte.
    Schließlich bohrte sich der Bug mit einem knarrenden Ächzen tief in den Steg, von der Dünung immer wieder dagegengehoben und tiefer hineingetrieben.
    Das kalte Türkis der Scham beherrschte Shimcos Sinneszacken, und er senkte den Kopf.
     
    *
     
    Langsam ebbte der Strom der Favadarei ab, die Shimco mit Worten und Berührungen ihr Beileid bekundeten. Tiefrote Sinneszacken drückten die Trauer um den Verlust des Erfinders aus und die lauwarmen Wellen darin das Mitleid mit seinem Schmerz. Allen war klar, was für ein großartiger Schritt die GHRUSSEV gewesen wäre, hätte sie sich nicht als völlig unmanövrierbar erwiesen.
    Unwillkürlich sah der Favadarei nach Norden, wo die helle abendliche Halbsichel den Horizont krönte.
    Früher wurde der Hohe Horizont für den Sitz mächtiger Wesen gehalten, göttliche Gestalten aus alten Mythen. Moderne Favadarei wie Shimco gingen hingegen inzwischen davon aus, dass es einfach eine weitere Welt wie ihre war. Damals wie heute aber war es das höchste Ziel gewesen, die Shathrona zu erreichen, die Brücke zu dieser anderen Welt.
    Und nun lag das Schiff, das sie dort hätte hinbringen sollen, am Grund des Hafenbeckens von Chass. Eine weitere Hoffnung war zerstört. Weitere Tränen füllten das Meer.
    Blaspa Antublas legte das Greifgeflecht auf Shimcos Schulter. »Ich habe Nachricht von Nekrolog Withav«, sagte er leise. »Wir haben seine Erlaubnis, die GHRUSSEV auf dem Feld Qaschli zu bestatten. Er lässt bereits die Grube ausheben und wird persönlich die Abschiedswidmung halten.«
    Shimcos Sinneszacken flackerten kurz warmhell auf. »Withav vom Qaschli-Feld? Wirklich?«
    Bestätigend drehte Blaspa die Kopfknolle. »Er erkennt die Größe der Idee hinter dem Schiff an. Es wäre ein wertvoller Schritt voran für uns alle gewesen.«
    Shimco sog so heftig die Luft ein, dass sein Sprechsegel pfiff.
    »Jetzt habe ich den Mut, weiterzumachen«, sagte er leise.
    »Du bringst uns zur Brücke, Shimco. Wer, wenn nicht du?«
    Shimco senkte die Kopfknolle.
    Wennedent berührte den Horizont.
    Die Grade der Stille begannen.

3.
    Schattennacht
     
    Die Stille in der Zentrale der BOMBAY bedrückte Aiden. Ab und zu wurden in gedämpftem Tonfall knappe Informationen ausgetauscht. Ansonsten aber herrschte Schweigen, während sich der EXPLORER im Schleichtempo aus den letzten Ausläufern des Irrlicht-Netzes löste. Ein Schweigen, das viel zu viel Raum zum Nachdenken ließ.
    »Träumst du vor dich hin, Bruderherz?«
    Aiden schnaubte und sah in ein Gesicht, das dem seinen bis auf die Haarfarbe wie ein Spiegelbild glich. »Was bleibt mir anderes übrig, wenn du mal wieder geruhst,
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