Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 247 Albatros

PR TB 247 Albatros

Titel: PR TB 247 Albatros
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
konnte, wollte er
nichts anderes.
    Er vegetierte dahin, und der Zeitpunkt war abzusehen, daß er
sich nicht einmal mehr das vorstellen konnte: ein Albatros zu sein
und zu fliegen. Dieses nächste Stadium wäre dann das Koma.
Aber man wurde ihn nicht sterben lassen. Man wurde ihn künstlich
am Leben erhalten.
    »Nein, kommt gar nicht in Frage«, sagte Fellmer Lloyd.
»Das lasse ich nicht zu. Und wenn ihr nicht fähig seid,
ihm weiterhin ein halbwegs menschliches Dasein zu geben, dann werde
ich mich selbst um ihn kümmern. Nicht mehr
    lange, und dann bin ich in der Lage, ihm eine echte Chance zu
geben. Bis dahin werdet ihr dafür sorgen, daß er etwas von
einem Albatros behält.«

11.
    Am Morgen schlug er die Augen auf und bewegte lautlos die Lippen.
    Zu Mittag trennte man ihn vom Ernährungssystem.
    Am Abend machte der Betreuungsrobot mit ihm die ersten
Gehversuche. Er sagte statt des Robots: »Das muß sein,
damit ich mich nicht wund sitze.« Es klang noch automatisch.
Und er sagte, zwischen den einzelnen schleppenden Schritten:
»Bewegung - ist - wichtig - für - den - Kreislauf.«
    Der Robot sagte dazu nichts, denn er war nicht darauf
programmiert, zu seinen eigenen Phrasen Stellung zu nehmen.
    »Hallo, Albatros.«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Fellmer Lloyd. Erinnerst du dich nicht mehr an
mich?«
    »Kann sein, ich weiß nicht. Sollte ich das, ich meine,
mich erinnern?«
    »Das kommt sicher noch. Du machst ausgezeichnete
Fortschritte. Dein IQ steigt wie das Thermometer bei Sonnenaufgang.«
    »Klingt schön. Auch wenn ich spreche.«
    »Ich denke, deine Stummphase ist vorbei. Du denkst auch
schon recht angeregt.«
    »Wie weißt'n das?«
    »Ich kann deine Gedanken lesen.«
    »Das kostet mich 'nen Lacher.«
    »Nein, ehrlich Albatros. Ich bin Telepath.«
    »Und ich ein Depp. Mir kannst du's sagen.«
    »Willst du wissen, was du gerade denkst?«
    »Aber immer.«
    »Du denkst an etwas großes Weißes, dem du noch
keine richtige Gestalt geben kannst. Ich aber weiß, daß
es ein großer, weißer Vogel ist. Du bist selbst dieser
Vogel, der alle Freiheit der Welt besitzt und von langer Wanderschaft
den Heimflug angetreten hat.«
    »Was für 'ne schöne Geschichte. Erzähl mehr
davon.«
    »Das nächstemal. Jetzt ruhe dich erst einmal aus.«
    »Ausruhen. Wie hieß das groß-weiße Dingsda
noch?«
    »Albatros.«
    »Das bin ich.«
    Er glitt aus tiefster Nacht empor in die Dämmerung eines
neuen Morgens, und der morgenrötliche Streif am Horizont
erhellte sich weiter und mehr und mehr. Und das Licht kam.
    Das Licht verscheuchte alle Schatten, und mit dem Licht kam Wärme.
Die Wärme taute die eisige Starre seines Geistes auf, die
eingefrorenen
    Gedanken regten sich allmählich wieder und wurden zu Bildern.
Die Bilder waren zuerst träge, aber sie lernten zu laufen. zu
fliegen.
    Er war ganz ergriffen, als er den großen Vogel mit
majestätischem Flügelschlag zum erstenmal wieder über
Moms Garten kreisen sah, und er erinnerte sich auf einmal wieder. Ja,
das war Erinnern! Er hatte das alles schon gewußt, nur wieder
vergessen. Es war in der Kälte und Leere seines Kopfes
eingefroren, diffundiert.
    Was für ein Wort. Ein unschönes Wort, wie so manche
andere, aber auch eines, das ihn bereicherte, wie so viele andere
auch, die in stetem Fluß in seinen Kopf strömten.
    Er reckte sich. Was für ein Gefühl, Arme und Beine - den
Körper - wieder gebrauchen zu können. Er hatte es lange
missen müssen. Er wußte es, und er erinnerte sich an diese
Phase wie an einen bösen Traum.
    Ihn fröstelte, als er daran dachte. Die Schwärze, die
Leere, die Kälte wichen immer weiter zurück, aber er war
sich ihrer weiterhin bewußt als mahnendes Beispiel: So darf es
nie wieder werden. Er war aus dem Alptraum erwacht, entfernte sich
immer weiter von ihm, und außer der abschreckenden Erinnerung
an ein Vakuum und absolute Kälte hatte er ein Bild in die
Wirklichkeit herübergerettet. Das Bild vom ruhelos fliegenden
Albatros, der nicht mehr auf Wanderschaft sein wollte und heimkehrte.
Aber es war ein langer Flug. Er war noch nicht zu Ende, er befand
sich immer noch auf diesem Flug.
    Er konnte wieder sehen und hören und - fühlen. Seine
Umgebung war nicht mehr drohende Schwärze, keine kalte Leere,
und er nicht länger ein unempfindlicher Klumpen Irgendwas. Er
hatte wieder eine Identität.
    Er war Albatros.
    Die Besucher, die zu ihm kamen, waren keine Schatten, keine
gesichtslosen Fremden mehr. Er verstand die Laute, die sie von sich
gaben als Worte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher