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PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

Titel: PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft
Autoren: Perry Rhodan
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laufen, weiter den Hang hinauf, dem Kamm
entgegen, der gezackt wie eine Säge war.
    Resigniert zuckte Milwony die Schultern und setzte dem Greifer
nach. Er keuchte, als er den Kamm erreichte. Fast widerwillig drehte
er sich herum.
    Das aufgewühlte Protoplasma umfloß bereits den Fuß
der beiden Kegel. Eiris und Bertholm Shark begannen verzweifelt zu
schreien, als sich aus dem grauen Brodeln Tentakel formten und sich
emporreckten. Weiterer Biokunststoff bäumte sich auf. Aus den
Tentakeln wurde eine graue Wand. Fünf, sechs Meter ragte sie in
die Höhe, schwankte leicht, neigte sich und begrub die Kegel und
den Mann und die Frau unter sich.
    Die Schreie brachen ab.
    »Jesus!« sagte Milwony.
    »Eine Schande«, nickte Zimbrot. »Ich hätte
ihr auch noch die Ringe abnehmen sollen.«
    Der Urban-Designer starrte ihn voller Grausen an.
    Dieser Kerl, dachte er, ist vollkommen daneben. So verrückt
wie alle anderen. Gott, womit habe ich das nur verdient?
    Zimbrot deutete ungerührt nach Süden; dorthin, wo sich
die verzerrte Ruine des Terrassengebäudes über die graue
Ödnis erhob.
    Milwony glaubte, eine Art Wald zu erkennen, einen Wald aus dünnen,
hin
    und her schwankenden Stämmen ohne Geäst und Blattwerk,
aber er konnte sich täuschen. Oder der Biokunststoff spielte
auch dort verrückt.
    »Da«, brummte der Greifer. »Der einzige
Durchgang.«
    Milwony nickte. Zimbrot hatte recht. Der Hügel war fast
lückenlos von der brodelnden Protomaterie umgeben. Ihr Schmatzen
drang beängstigend laut zum Kamm hinauf. Nur im Süden gab
es noch eine etwa zehn Meter breite, stabil wirkende Fläche.
    Wieder drehte er sich um.
    Das Brodeln hatte sich ihnen bis auf ein Dutzend Schritt genähert.
Er ergriff Zimbrots Arm, und die beiden Männer stolperten den
jenseitigen Hang hinunter.
    »Haben Sie eine Vorstellung, was dafür verantwortlich
ist?« rief ihm Zimbrot über das Schmatzen hinweg zu.
»Wieso funktioniert die Stadt nicht richtig?«
    »Sabotage«, keuchte Milwony. »Sabotage meines
Konkurrenten Rast. Irgendwie muß es diesem Lumpen gelungen
sein, die Biopositronik zu stören. MAMMA besitzt keine bewußte
Kontrolle mehr über den Biokunststoff. Was wir hier erleben, ist
die Folge unkontrollierter Mikrowellenströme.«
    Und das bedeutet, dachte Milwony, daß noch nicht alles
verloren ist. Wenn es gelingt, MAMMA aus dem Koma zu wecken, kann sie
den Biokunststoff wieder unter ihre Herrschaft bringen.
    Vor seinem geistigen Auge erschienen die drei Höcker im
Zentrum des Protomateriegeländes. Er mußte zur Positronik,
das war die einzige Chance. Instinktiv wußte er, daß er
von Nikipiti und Whistler keine Hilfe zu erwarten hatte, oder die
Forschungsdirektorin wäre schon längst aufgetaucht.
    Rast mußte es irgendwie gelungen sein, die Zentrale in
Terrania und die mit MAMMA verbundenen Computer, die den Versuch
überwachten, hinters Licht zu führen.
    Der Hang wurde flacher.
    Gleichzeitig schwappte die aufgewühlte Brühe über
den Hügelkamm und wälzte sich mit der Geschwindigkeit eines
Wasserfalls in die Tiefe.
    Milwony verdoppelte seine Anstrengungen.
    Virgil Zimbrot war mehrere Schritte vor ihm. Er wandte sich nach
links, dem stabilen Streifen Biokunststoff zu, der wie eine Landzunge
von grauen Wellen aus Protomaterie umspült wurde.
    Dann hatte der Greifer die feste Fläche erreicht.
    Er stieß einen Freudenschrei aus - und der Boden öffnete
sich unter ihm. Der Freudenschrei wurde zu einem Entsetzensruf.
Kopfüber stürzte er in die Fallgrube. Der Boden schloß
sich wieder.
    Zimbrot war spurlos verschwunden.
    »Virgil!« brüllte Milwony.
    Nur mit Mühe vermochte er seinen Lauf vor dem tückischen
Streifen abzubremsen.
    Eine Falle! durchfuhr es ihn. Gott, das bedeutet, daß der
Biokunststoff doch nicht ohne Steuerung ist. Aber wer kontrolliert
ihn? MAMMA - oder Rast?
    Das Schmatzen hinter ihm schwoll an.
    Schäumend und brodelnd wälzte sich die gespenstische
Flut hinunter in die Ebene.
    Milwony graute beim Anblick der aufgewühlten Protomaterie.
Überdeutlich noch klangen ihm Eiris' und Sharks Schreie in den
Ohren.
    Er schluckte und starrte die trügerische Festigkeit des
Biokunststoffstreifens an, der über den Belagerungsring des
flüssigen Gewebes zum erstarrten Restareal der Stadt führte.
    Er hatte keine andere Wahl.
    Mit geballten Fäusten rannte er los.
    Seine Füße traten ins Leere. Er stürzte. Einen
Moment noch sah er über sich den nächtlichen Sternenhimmel,
dann verschluckte ihn Finsternis.

14.
    Anatol
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