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PR TB 199 Die Parasiten

PR TB 199 Die Parasiten

Titel: PR TB 199 Die Parasiten
Autoren: Perry Rhodan
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eines
unausgeschlafenen, sorgenvollen Mannes von rund vierzig Sommern. Mit
einem vergoldeten Stäbchen deutete er auf einen leeren Sessel.
    “Nimm Platz. Was zu sagen ist, sage schnell. Ich hoffe, es
ist wichtig."
    Ich setzte mich, der Schreiber blieb am Kopfende des Tisches
stehen. Ich fing zu sprechen an und entwickelte meinen Plan Schritt
für Schritt. Das Thema war nicht nur delikat, sondern gefährlich
und fast unheimlich. Trotzdem hörte Sekenenre zu und blieb
erstaunlicherweise ruhig. Er ließ nicht erkennen, ob er
Gefallen an meiner Theorie und an meinem kühnen Einfall hatte.
Schließlich war ich fertig und fragte leise:
    “Willst du dieses Risiko eingehen, das nach meiner Meinung
kein Risiko ist, Pharao?"
    Auch dieser Mann schien schnelle Entschlüsse zu schätzen,
jedenfalls seine eigenen. Er entgegnete knapp:
    “Ich würde es nicht tun, wenn es nicht für Ägypten
wäre. Du hast meine Erlaubnis und meine Unterstützung,
Heiler der Wunden."
    “Ägypten wird es dir danken", sagte ich.
“Vorausgesetzt, man wird mit diesem Vorteil richtig umgehen."
    “Jeder echte Ägypter nutzt einen solchen Vorteil zum
Nutzen des Reiches. Die Herrschaft der Heka Khasut soll nicht
unendlich lange dauern."
    “Ich helfe dem Heiler der Haut", sagte der Schreiber.
    “Alles wird so geschehen, wie er es gesagt hat. Wir dürfen
aus deinem Schatten treten, Pharao?"
    “Ja. Ich werde zusehen."
    Wir gingen. Immer wieder blickte mich der Schreiber von der Seite
an. Er schien mich zu bewundern oder als Rätselwesen zu
betrachten. Wir bereiteten in einer Stimmung zunehmender
Freundlichkeit den Raum vor, ordneten an, was die Diener zu tun
hatten, zogen die Leintücher fest und sprachen ununterbrochen
über die bevorstehende Operation. Die junge Frau kam mit einigen
Dienerinnen, und ich klärte sie darüber auf, was ich
unternehmen würde. Aja-nefer schien nur wenig Angst zu haben.

19.
    Wir warteten das erste, starke Licht des Tages ab. Mit zwei
Einstichen in die Armbeuge betäubte ich Aja-nefer und Khamose
und ließ sie nebeneinander auf die Operationstische legen.
Diener schoben die Tische aufeinander zu, bis sich die Kanten
berührten. Dann befahl der Schreiber allen Dienern und Sklaven,
den Raum zu verlassen. Nur der Pharao, der Schreiber und ich und eine
stumme Sklavin blieben hier. Ich zog den kleinsten Energiedolch und
schaltete ihn ein. “Ich kann es noch immer nicht glauben!"
flüsterte der Pharao gebannt und starrte den nackten, eingeölten
Rücken der Frau an. Aja-nefer hatte eine vollkommene Figur und
lag ebenso regungslos da wie Khamose.
    “Ich hoffe, daß alles so wird, wie wir es uns
vorstellten", gab ich zur Antwort und setzte den Dolch ein.
Einige feine, kochendheiße Strahlen strichen über die
Oberfläche des Parasiten. Er schien gesund zu sein, wenn auch an
einer Seite ein Spalt zwischen den verschiedenen Zellgeweben klaffte.
    Der Spalt wurde größer, und der handtellergroße
Fleck begann sich aufzuwölben wie eine kriechende Raupe. Wieder
strahlte ich starke Hitze ab; auf der glatten Haut des Rückens
bildeten sich winzige Brandblasen. Der Parasit wich aus, zog seine
Dornen und Stacheln aus der Haut und bewegte sich aus der Richtung
der stärksten Hitze weg. Zuerst hinterließ er eine blutige
Spur. Die Sklavin tupfte das Blut mit einem feuchten, kühlenden
Tuch ab. Mit der Geschwindigkeit eines Wurms kroch der Hautlappen,
sich faltend und wieder glättend, von der Wirbelsäule weg
und auf das Schulterblatt hinauf. Die zwei Körper, der des
Knaben und derjenige der Frau, berührten sich auf gleicher Höhe
an den Ellbogengelenken.
    “Ich muß es glauben! Wehe, wenn der Knabe leidet!"
stieß der Schreiber hervor.
    Wieder trieb ich den Symbionten mit nadelfeinen Hitzestrahlen
weiter. Er kroch jetzt auf die Schulter hinauf und schlug die
Richtung auf den Oberarm ein. Ich blickte kurz den Pharao an und
bemerkte, daß sein Gesicht von großen Schweißperlen
bedeckt war. Er atmete keuchend.
    “Der Knabe leidet nicht im geringsten. Wenn er aufwacht,
wird er klüger als sein Vater sein. Klüger und kühner",
erwiderte ich.
    “Ich hoffe es für uns alle", knurrte der
Herrscher.
    Der Symbiont hatte keine andere Möglichkeit. Er konnte nur
ein Ziel ansteuern. Also flüchtete er vor der Hitze auf
Aja-nefers Schulter, von dort über den Arm bis zum Ellenbogen
und wechselte dort - wie damals in der Nacht von Shainsa-Tar zu mir -
auf den Arm des Pharaonensohns über.
    Ich versorgte die Wunde, wendete meine Salbe an und
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