Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin

PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin

Titel: PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
wurde langsam besser.
    Erlan Thorbens, ein Schüler des legendenumwobenen
Kinderpsychologen Argiel Emerson, hatte die Kinderkolonie von St.
Pidgin im Jahre 3526 gegründet. Das war etwa zur Mitte der
Larenherrschaft, als die Völker der Milchstraße unter dem
Joch des Konzils der Sieben und den Schergen der Laren, den
Überschweren, schwer zu leiden gehabt hatten.
    Die Menschen lebten damals in ständiger Existenzangst und in
Haß auf ihre Unterdrücker. In dieser aggressiven
Atmosphäre wuchsen die Kinder auf und übernahmen
unwillkürlich den Haß und die Angst der vorangegangenen
Generation. Selbstdisziplin, Gehorsam, Vorsicht und Unterdrückung
der natürlichen Triebe waren zur Maxime des Überlebens
geworden. Aus dem freiheitsliebenden und vorwärtsstrebenden
Menschengeschlecht schien ein Volk von Sklaven zu werden, und das war
genau das, was die Laren anstrebten.
    Aber es gehörte mehr als nur 120 Jahre Unterdrückung
dazu, um den Widerstand der Menschen zu brechen. Das geheime Imperium
in der Provcon-Faust, wo die meisten Menschen eine neue Heimat
gefunden hatten, und Rebellionen auf den Pionierwelten zeigten, daß
die Terraner auch ohne ihre Heimatwelt Erde ungebrochenen Mutes
waren.
    Aber dieses scheinbar so optimistisch stimmende Psychogramm eines
Volkes in seiner Gesamtheit ging auf die Kosten des Individuums. Der
Einzelmensch war ein Zerrissener, die Leidtragenden die Kinder. Und
aus verunsicherten Kindern wurden verstörte Erwachsene. Was die
Genetiker über Rassenbewußtsein und unverfälschliches
Erbgut zu sagen hatten, war für Parolen gut zu gebrauchen, um
die
    allgemeine Moral zu heben. Aber im Leben spielt es sich so ab, daß
die kommende Generation immer aus den Erfahrungen der vorangegangenen
lernt, und die Existenzangst und der Kampf ums nackte Dasein haben
schon so manches Rückgrat gekrümmt.
    Nach Abzug der Laren hieß es, daß die Menschen in der
Provcon-Faust die einzig glücklichen Wesen in der Milchstraße
gewesen waren. Aber auch die Provconer hatten in ständiger Angst
vor einer Entdeckung durch die Laren leben müssen, und wer ein
Auge dafür hatte, der konnte es den Menschen ansehen, die in
Scharen zur wieder aufgetauchten Erde zurückkehrten, was sie
mitgemacht hatten.
    So gesehen, waren nur die Kinder von St. Pidgin wirklich glücklich
gewesen, ein Umstand, dessen sich die Bürger der Emerson-Kolonie
wahrscheinlich gar nicht richtig bewußt waren. Sie hatten immer
ihr eigenes Leben geführt, den Gedanken der persönlichen
Freiheit immer hochgehalten - auch während der Larenherrschaft.
Seltsamerweise hatten die Laren die Kinderkolonie überhaupt
nicht beachtet. Wahrscheinlich hatten sie die Meinung der
Zeitgenossen von Erlan Thobens ungeprüft übernommen. Denn
als der Schüler Argiel Emersons die Kinderrepublik gründete,
da waren alle seine Kollegen einhellig davon überzeugt gewesen,
daß dieses Experiment zum Scheitern verurteilt war.
    Nelly war erst sechzehn, dennoch war sie in der Lage, die nun
bereits Geschichte gewordenen Zusammenhänge zu begreifen.
Innerhalb der Kinderkolonie galt sie allerdings als reiferes
Semester, denn mit sechzehn war sie eine der Ältesten.
Entsprechend verantwortungsvoll war auch ihr Aufgabenbereich.
    An ihrem Geburtstag war sie ins Parlament der Kinderrepublik
gewählt worden. Neben ihrer administrativen Tätigkeit hatte
sie in der Devisenabteilung der Bank einen Posten und hatte noch ein
Lehramt für politische Geschichte inne. Sie unterrichtete die
Fünf- bis Achtjährigen. Zwischendurch half sie im Amt für
Fremdenverkehr aus und veranstaltete Führungen durch die
Kinderkolonie.
    Sie war stets darauf bedacht, die ihr übertragenen Aufgaben
gewissenhaft und nach bestem Können zu tun. Selbst der Umgang
mit den oftmals aufdringlichen und meist überheblichen Touristen
war ihr nicht zuwider. Aber diesmal war sie nicht bei der Sache.
    Und schuld daran war die Nachricht des Jungen aus der
Funkzentrale. Er war beim Überqueren des Hauptplatzes zu ihr
gerannt gekommen und hatte ihr gemeldet:
    „Niki ist wieder im Land. Er befindet sich mit seiner Bande
bereits auf dem Rückweg."
    Damit war es mit ihrer Konzentration vorbei, und sie beschloß,
die Führung abzukürzen.
    „Unsere Republik ist völlig autark. Wir haben eine
eigene Verwaltung und ein Parlament, das seine Beschlüsse im
Rahmen der Pidginer Gesetzgebung faßt. Bei uns haben alle
Bürger die gleichen Rechte, ohne Altersunterschiede, vom
Neugeborenen bis zum Greis", leierte Nelly herunter.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher