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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder
Autoren: Perry Rhodan
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knirschte
zwischen den Zähnen und verstopfte die Ohren. Der Würgegriff
des Sandes legte sich auf die Nase, ich litt an Atemnot.
    Plötzlich änderte sich wieder etwas. Die Geräusche,
die wir mehr spürten als bewußt hörten, bekamen eine
andere, tiefere Tonart. Ein Summen wie von einer Milliarde riesiger
Bienen ließ die Umgebung beben und zittern. Ein harter Schlag
traf meinen Nacken, ein zweiter die Hand, dann prasselte Hagel
hernieder. Die Schloßen mußten so groß wie
Taubeneier sein, denn ihre Einschläge schmerzten wie die von
Schleudersteinen. Rings um uns ratterte und knatterte es. Tausende
und aber Tausende Sekel Eis stürzten auf uns herunter mit
furchtbarer Wucht. Und immer wieder Blitz und Donner. Ich spuckte
eine Handvoll stinkenden Sand aus, den Kopf zwischen den nassen,
zitternden Schenkeln des Schecken. Mein ganzer Körper schmerzte
von dem Trommelfeuer aus Eis. Dann, nach einer erstaunlich kurzen
Zeit, war der entsetzliche Spuk vorbei. Die plötzlich
entstehende Stille war schmerzhaft.
    Aufstehen, sofort! Du mußt aufstehen, Atlan! befahl der
Logiksektor.
    Ich schrie vor Schmerzen auf, als ich mich taumelnd hochstemmte.
Keinen Augenblick zu früh, denn der Hengst reagierte sofort, als
er mich nicht mehr spürte. Er schlug im Liegen mit den Hufen
aus, wieherte dumpf und sprang unsicher auf die Beine. Ich griff nach
dem Zügel. Jetzt, als die Kälte nach Osten weiterjagte und
es von Moment zu Moment heller wurde, wich die vorübergehende
Blindheit. Warmes Blut lief mir in die Augen, ich wischte es mit dem
Ärmel ab und drehte langsam den Kopf. Der Hengst zerrte am
Zügel.
    Eine verblüffende Erscheinung! erklärte völlig
überflüssigerweise der
    Logiksektor.
    Der plötzliche Sturm hatte eine weiße, etwa kniehohe
Spur durch die Landschaft gezogen. Die Sonne, die hinter seinem
Wolkenrand hervorstach und augenblicklich heiß zu brennen
begann, ließ eine etwa vierhundert Schritt breite Bahn
erkennen, die wie eine glatte Straße über Hügeln,
quer durch entlaubte Wälder, über Weiden und Bachläufe
zog. Sie endete am westlichen Horizont, ging schnurgerade weiter und
hatte auf ihrem Weg die Karawane verschüttet und aufgelöst.
Nur zweihundert Schritt weiter rechts oder links, und wir hätten
alle den Wirbelsturm vorbeiziehen sehen.
    Die Spur führte weiter nach Osten und endete dort, wo ich die
Wolke erkennen konnte. Jetzt erhob sich eine breite Bahn aus
dampfendem Nebel. Der Dunst verhüllte gnädig das Elend, das
die Wunderbare Karawane teilweise vernichtet hatte.
    Ich bedeckte die Augen mit der Hand und atmete erst einmal tief
durch. Dann griff ich in die Hagelschicht und reinigte mein Gesicht,
bohrte in den Ohren und schneuzte den Sand aus der Nase. Ich hatte in
meine Zunge gebissen, denn der Speichel war blutig. Leise redete ich
während dieser Zeit auf den Schecken ein, der sich langsam
beruhigte. Schließlich stieg ich ächzend in den Sattel und
ritt auf den nächststehenden Wagen zu.
    Der Zorn der Götter hatte ganze Arbeit geleistet.
    Ein schneller Rundblick zeigte teilweise niederschmetternde
Bilder, teilweise solche, die hoffen ließen.
    Die Herden der Rinder und Pferde hatten am wenigsten gelitten. Sie
waren zwar weithin verstreut, aber ich sah die Hirten und ihre
zottigen Hunde bereits an der Arbeit. Ich vergaß dieses
Problem. Hinkende Schafe mit triefend nassen Fellen tauchten aus dem
dampfenden Eis auf. Die toten Tiere sah ich nicht unter der Schicht
aus Hagelkörnern. Zwei Wagen waren umgeworfen, die Deichseln
zerbrochen, die Zugseile gerissen. Mit dem dröhnenden
Schmerzensschrei eines Ochsen, der sich beide Läufe gebrochen
und ein Horn bis zum Knochenzapfen gespalten hatte, brach der
tausendstimmige Chor aus menschlichen und tierischen Kehlen los.
    »Die Karawane ist nur noch ein Spottbild ihrer selbst«,
murmelte ich und riß den Hengst herum. Ich sprengte entlang des
schmelzenden Eisstreifens nach vorn. Dort sah ich Nianchres Wagen.
Als ich näher kam, bemerkte ich, daß die Lanze mit der
blitzenden Bronzespitze und dem Wimpel vom Blitz getroffen,
geschmolzen und verbrannt war. Eine breite Spur verkohlten Holzes
lief über die Flanke des Wagens zur Achse und über die
geschmolzene Nabe und die verkohlten Speichen bis in den Boden. An
dieser Stelle war das Eis geschmolzen. Ich parierte das Pferd neben
dem Wagen und brüllte:
    »Asyrta! Nianchre?«
    Ein zweistimmiges Stöhnen antwortete mir aus dem Innern. Ich
sprang aus dem Sattel auf den Bock hinauf, riß den nassen
Vorhang
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