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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad
Autoren: Perry Rhodan
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genauer hin. Es war der schwere
Hengst, den ich meistens ritt; ein Schecke, wie ein Tiger gestreift,
mit weißer Mähne und langem, weißem Schweif.
Keuchend sog ich Luft in die Lungen. Sand knirschte zwischen meinen
Zähnen.
    Auf die Beine! Du hast die ganze Nacht hier gelegen! schrie die
Stimme in meinem Hirn. Sie hallte nach, als habe ein Riese in einer
Höhle gebrüllt. Ich krallte meine Finger in den nassen,
weichen Boden. Dann versuchte ich, mich aufzurichten. Von meiner
Brust schienen strahlenförmig wärmende, wohltuende Bahnen
auszugehen, die nach und nach alle Teile des Körpers ergriffen.
Es war totenstill. Niemand war in der Nähe. Ich kam auf die
Knie, stemmte mich mit den Armen hoch und drehte langsam den Kopf.
Jeder einzelne Muskel sandte rasende Schmerzen aus. Ich fühlte
mich, als habe man mir die Haut abgezogen. Ein riesiges Gewicht
drückte auf meinen Rücken.
    Es ist dein Mantel. Er ist voller Wasser und schwer.
    Einige hundert Herzschläge begann ich zu handeln wie eine
Maschine. Ich kam irgendwie auf meine Füße. Die Welt
begann in einem rasenden Wirbel um mich herum zu tanzen. Übelkeit
kam in mir hoch, aber ich dämmte sie zurück und schluckte,
als sich der Wirbel beruhigte. Dann zwang ich mich, langsam
durchzuatmen. Ich wischte mein Gesicht mit dem nassen Mantel ab und
sah, daß Morgendämmerung herrschte. Das Land rundum war
schwer und naß. Vor einem Mond hatten die Bauern angefangen,
ihre Felder zu bestellen - der Frühling begann. Meine zitternden
Finger lösten die Schnallen, der Mantel fiel in den
aufgeweichten Boden. Im schwachen Licht sah ich rund um mich die
Spuren des Kampfes nach Anbruch der Nacht. Sieben verkrümmte
Körper mit gräßlichen Wunden. Man hatte die Toten
ausgeplündert. Zerbrochene Waffen, einige Ochsen, denen man die
besten Fleischstücke aus den Leibern geschnitten und die Sättel
mitgenommen hatte. Zwei Schakale fraßen schmatzend an den
Kadavern, ohne mich zu beachten.
    Ich selbst?
    Langsam formten meine Lippen Wörter, als ich eine der
Mantelschnallen ergriff und auf das Pferd zuging. Es war noch halb
wild und würde wieder flüchten, bei dem geringsten
Erschrecken. So weit ich es erkennen konnte, hatte man mich nicht
ausgeplündert.
    Warum nicht?
    Der Eindruck, den ich vom Anführer der Ochsenreiter hatte,
war vollkommen, obwohl nur die kurze weiße Helligkeit eines
Blitzes genügt hatte. Ich würde dieses Gesicht, diesen
Körper in Leder, Bronze und im Löwenfell niemals mehr
vergessen - ich konnte solche Dinge nicht vergessen. Aber dann
erinnerte ich mich an die fehlenden Teile meiner persönlichen
Geschichte und zuckte zusammen. Ich näherte mich dem Pferd, das
langsam den Kopf hob und mich mißtrauisch anstarrte. Der
schleifende Zügel schien sich in den dornigen Ästen der
Pflanze verfangen zu haben. Ich sah den abgebrochenen Pfeil und die
blutende Wunde, deren Schorf der Regen wieder aufgeweicht hatte.
    Vorbei an zwei Leichen, einem aufgeschnittenen Ochsen, einer
Familie dürrer Schakalen und einem weghuschenden Wüstenfuchs
erreichte ich das Pferd. Ich sprach beruhigend auf das Tier ein und
löste den Zügel. Aber ich hielt ihn fest, zweimal um die
Faust gewickelt.
    Die Karawane ist überfallen worden. Warum hat She-rengi nicht
eingegriffen?
    „Ich weiß es nicht!" knurrte ich. Plötzlich
erfüllte mich die Sorge. Als ich mich von der Karawane getrennt
hatte, waren sie nicht mehr als einen Vierteltag von uns entfernt.
Ich merkte, daß ich Unsinn dachte und rechnete nach: wir hatten
die Karawane am frühen
    Nachmittag verlassen und waren schnell geritten.
    Denke an die Löwin!
    Zu meinen richtigen Erinnerungen gehörte die Überzeugung,
daß ich ganz anders war als meine Begleiter. Ich besaß
ein Gerät, mit dessen Hilfe ich die Löwin „steuern"
konnte. Ich wußte - oder glaubte zu wissen! -, daß sie
die Karawane und ihre hundert Mitglieder mehrmals aus drohenden
Gefahren gerettet hatte.
    Mein Pferd war davongerannt, hatte sich in der dunklen
regnerischen Nacht verlaufen und war zufällig wieder hierher
zurückgetappt. Die Satteltaschen waren gefüllt. Nichts
fehlte. Niemand hatte meine verborgenen Schätze geplündert.
Ich hielt mich an der Lehne des Sattels fest und starrte, ohne genau
zu begreifen, den Pfeil und die Wunde an. Der Hengst stand ganz still
da, als spürte er, daß ich nachdachte.
    Kar-Shattar war mit dem durchgehenden Pferd davongerast. Takoshur,
der junge Kaufmann, ritt ihr nach; er war hoffnungslos in sie
vernarrt. Und Kar-shattar
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