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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad
Autoren: Perry Rhodan
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war meine Gefährtin seit einer dunklen
Vergangenheit. Ich wußte nicht, seit wann. Sie war unlösbar
mit dem Beginn meiner Erinnerungen verbunden.
    Rhai-ghur, der Freund und Späher, war nicht wieder
zurückgekommen. Wo befanden sich die Nomaden, die uns überfallen
hatten? Ich fuhr mit der Hand durch das nasse, gekräuselte Haar.
Erst als die Fingerspitzen die Schwellung im Nacken berührten,
verstand ich mehr. Mein Gesicht war glattrasiert, aber ein Vollbart
kräuselte sich um das Kinn. Überall war Dreck. Ich spuckte
aus, dann sah ich mit einiger Verwunderung, daß die kostbaren
Ringe noch an meinen Fingern glitzerten.
    Die Karawane! Du mußt nach ihr suchen!
    Ich nickte der schweigenden Stimme zu und klappte die Satteltasche
auf. Ich zog ein durchsichtiges Röhrchen hervor, ließ die
Nadel herausschnellen und stach sie dicht neben der Wunde in die
Flanke des Pferdes. Die Haut zuckte, aber dann breitete sich
Gefühllosigkeit aus. Ich griff an den Stiefel und zog den Dolch.
Bei allem, was ich tat, fühlte ich mich beobachtet.
    Ich drehte suchend den Kopf, aber nicht einmal die Schakale
schenkten mir Aufmerksamkeit.
    „Die Wirklichkeit... voller Rätsel!" sagte ich und
schnitt zuerst den Pfeilschaft ab, dann machte ich zwei feine
Schnitte in die entzündete Haut und riß die Pfeilspitze
mit einem fingerlangen Stück Holz heraus. Frisches Blut lief aus
der Wunde. Ich wartete etwas, dann feuchtete ich ein Tuch mit der
braunen Lösung an, wischte die Wunde und ihre Umgebung ab und
schleuderte die Spritze und den Lappen zu Boden. Zuletzt pinselte ich
aus einem anderen kleinen, merkwürdig leichten Tonkrügelchen
eine farblose Flüssigkeit auf die Wunde und sah zu, wie sich
eine gläserne, elastische Schicht über alles legte. Woher
wußte ich das alles?
    Ich verpackte die Gerätschaften wieder, wischte den Dolch am
Mantel ab und schwang mich vorsichtig in den Sattel.
    Ich ritt, zuerst langsam, dann, in der stärker werdenden
Helligkeit, nach Nordosten, in einem federnden, kräfteschonenden
Trab.
    Weitere Gedanken und Erinnerungen rollten wie Windstöße
heran. Je heller es wurde, desto weniger regnete es.
    Ich war völlig allein.
    Mein Name?
    Du bist Attalan-shar, der Fremde in der Maske des Kaufmanns.
    Woher komme ich? Ich weiß, daß ich nicht Attalan-shar
bin!
    Deine Erinnerung ist jung. Du wirst manipuliert. Jemand hat dich
ausgesetzt und entsprechend ausgerüstet.
    Aber ... ich bin ein Mann von etwa fünfunddreißig! Und
ich habe Erinnerungen wie ein neugeborenes Kind. Keine drei Tage alt!
    Warte! Alles wird sich klären! Deine Erinnerungen sind
manipuliert wie du selbst. Reite zur Karawane und sieh nach, was
geschehen ist!
    Woher komme ich?
    Anscheinend aus einer anderen Zeit, einem anderen Raum, einer
anderen Welt!
    Wohin reist die Karawane?
    Die Bilder der Karawane zogen an meinem inneren Auge vorbei.
Wagen, von Ochsen gezogen. Schwere Lasten. Viele wertvolle
Handelsgüter. Teure Handwerker-Sklaven. Sklavinnen, jungfräulich
und von ausgesuchter Schönheit. Halbesel, die Lasten trugen. Und
der größte Schatz: unsere kleine Herde von Pferden. Vier
Hengste und sieben Stuten, davon drei hochtragend. Ich wußte
nur, daß diese schnellen, ausdauernden Tiere von weither kamen.
Niemand kannte sie. Eine ferne Erinnerung sagte mir allerdings, daß
ich diese Tiere längst kannte.
    Das Ziel der Karawane ist Esch-nunna!
    Beim Klang dieses Namens zuckte etwas wie eine klare Erinnerung
durch mein Hirn. Aber schon als ich den Gedanken näher
untersuchen sollte, löste er sich auf.
    Das Pferd lief weiter, als ob es den Weg genau kennen würde.
    Als die Sonne zwei Handbreit über dem Horizont stand,
erreichte ich die Stelle, wo die Karawane das Lager aufgeschlagen
hatte.
    Im schattenwerfenden, unbarmherzigen Licht des frühen Morgens
sah ich das Chaos.
    Ein einzelner Reiter näherte sich mir.
    Ich hatte auf dem winzigen Hügel Halt gemacht und starrte
hinunter. Die Ladungen schienen aufgebrochen worden zu sein. Zwei
Wagen waren umgestürzt. Rund um das Lager erkannte ich die
bewegungslosen Körper von Toten. Dann blickte ich genauer hin.
    Ich hob den Arm und schrie:
    „Rhai-ghur! Ich bin es, Attalan-shar! Hierher!"
    Gleichzeitig gab ich die Zügel frei und stob den Hang
hinunter. Brennende Sorge erfüllte mich. Die Karawane war
überfallen worden, das konnte ich deutlich sehen. Aber der
Überfall und die Plünderung hatten offensichtlich keine
allzu großen Schäden hervorgerufen. Ich hörte von
unten einen gellenden Schrei,
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