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PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

Titel: PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
Autoren: Perry Rhodan
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die
Augen geschlossen und atmete schwer. Ein paar Dorfbewohner waren
stehen geblieben und sahen in die Richtung des Kirchenportals.
Schweißtropfen erschienen auf Atlans Stirn und versickerten in
den Brauen. Um seinen Mund zuckte ein Muskel. Der Druck seiner Finger
verstärkte sich. Atlan hob einen Fuß, setzte fast
mechanisch Schritt vor Schritt und stieg, zwei Stufen hinter sich das
Mädchen, die Treppe hinauf. Seine rechte Hand drückte die
schmiedeeiserne Klinke nieder; sie bewegte sich kreischend und ließ
einen rostigen Mechanismus knackend und klickend reagieren. Dann
schwang die Tür auf. Die kühle, abgestandene Luft des
Kircheninnern schlug ihnen entgegen. Atlans Augen öffneten sich
wieder.
    Du bist verloren! Du kannst nicht mehr zurück! schrie der
Logiksektor.
    Sie gingen langsam weiter. Hinter ihnen schlug die Tür zu.
Sie waren in einer eigentümlichen Welt gefangen. Das
exterritoriale Gebiet einer Religion umgab sie. Atlans Verstand und
sein Erinnerungsvermögen empfingen eine schnelle Folge einzelner
Schläge, es waren mehr schmerzhafte Nadelstiche. Die Bilder des
Kreuzwegs, die Empore mit den Orgelpfeifen, die Kanzel und das
Altargemälde, die sorgsam restaurierten und konservierten Reihen
der Bänke, die Votivtafeln und die Marmorplatten, auf denen
verblassende Schriften mit der Vergangenheit kämpften, mit der
Vergessenheit der Zeitgenossen. Atlans Knie knickten zusammen. Der
Orgelspieler hatte ihn nicht bemerkt, und auch das Geräusch,
mit. dem Atlan in einen Sitz fiel, störte ihn nicht. Perlend
raste eine Tonfolge des Madrigals durch die der Kirche, der Nachhall
betäubte den Arkoniden.
    Die Welle ergriff ihn, hob ihn hoch, schleuderte ihn Jahrtausende
zurück. Wieder roch er das Gemisch aus Weihrauch und aus dem
Geruch, der durch das Dorf wehte, wenn die Knechte des Kerkermeisters
mit glühenden Zangen Fleischfetzen aus dem Körper der
„Hexen“ rissen.
    Wieder erschollen hinter dem Orgelspieler die Schreie der Tiere,
das Keifen der Marktweiber, das Knattern schneller Hufe auf Steinen
...
    Wieder erschollen die Flüche der Landsknechte. Die
Vergangenheit hatte den Arkoniden in ihrem unbarmherzigen Griff.
Fassungslos saß Radogarth neben Atlan und versuchte, den Mann
aufzurichten. Sie hatte sich den Prozess der Erinnerung anders
vorgestellt, viel weniger dramatisch. Lustig, vielleicht
reflektierend, wie es den Tagen des unbeschwerten Urlaubs entsprach.
Und jetzt erlebte sie mit, wie Atlan wieder einmal die Oberfläche
dieser Welt betrat. Sie erlebte seine plastische
    Schilderung, gegen die er sich nicht wehren konnte. Sie sah,
hörte, empfand und staunte. Sie riskierte, ohne es zu wollen,
den Sprung durch die Jahrtausende.
    Sie befand sich plötzlich im Jahr 1645 der terranischen
Geschichte.
    Atlans Stimme wurde von den letzten Takten des Madrigals
begleitet. Er holte tief Atem und redete ununterbrochen. Es war, als
ob ein ungeheuer fesselnder Film ablief.
    Atlan berichtete:

DIE HUNDE
    Fünfzehn der Männer, die in einem langsamen Galopp auf
das Dorf zuritten, sahen aus, als wären sie nichts anderes als
Varianten eines einzigen Typs: Bis auf wenige unbedeutende
Einzelheiten waren ihre Rüstungen und Waffen gleich. Die Männer
besaßen auch etwa die gleiche Statur, die gleiche Größe,
und selbst die Art, in der sie in den Sätteln ihrer ausnahmslos
schwarzen Pferde saßen, war auffallend gleich. Es war eine
schwarze Kavalkade, die hier durch den Hohlweg donnerte. Auf dem
Wimpel, der an der scharfgeschliffenen Hellebarde des ersten Reiters
flatterte, befand sich ein blauweißer Stern auf purpurnem
Grund. Die fünfzehn folgenden Reiter hingegen waren bunt und
auch sorgloser; von der ersten Gruppe ging ein düsterer Eindruck
aus, der wenig Gutes verhieß.
    Der Anführer hob die Hand und zügelte seinen Rappen
scharf. Das Tier bäumte sich auf, drehte sich nervös auf
den Hinterbeinen und stand dann unbeweglich.
    „Freunde!“ rief der Anführer.
    Sein Gesicht war scharfgeschnitten, die Haut leicht bräunlich,
als ob er in die Sonne vieler Länder geblickt habe. Die Au gen
waren die eines Habichts; scharf und kalt. Der Umstand, dass die
oberen Lider schräg waren, verstärkte diesen Eindruck.
Pferde wieherten leise. Hufe scharrten, und als einer der
Landsknechte einem der Mädchen an den Schenkel griff, kreischte
sie auf. Der letzte Reiter der ersten Gruppe drehte sich langsam um,
starrte den Gewappneten an, dann das Mädchen, und beide
erstarrten unter diesem Blick.
    Der Zug der dreißig
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