Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

Titel: PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Prometheus?“ fragte er lächelnd.
    Er erinnerte sich seiner eigenen Erinnerungen. Sie waren
zahlreich, wie die Sterne der Galaxis und von der gleichen bitteren
Kälte wie der Raum zwischen den Sonnen. Er sah zu, wie Vaskene
grußlos über den Kies der Landzunge rannte. Die Steine
gaben unter den Sohlen der weißen Stiefel nach, im Kies
erschienen tiefe Spuren. Dann keuchte der Mann, der vor dem Tod Angst
hatte, den Uferhang hinauf und verschwand. Atlan und das Mädchen
waren wieder allein mit dem provozierenden Zirpen der Grillen. Heute,
an diesem Tag im fünften Jahrtausend nach der Zeitenwende,
schien die Vergangenheit wieder aufgetaucht zu sein. Sie war nicht
drohend, nicht niederschmetternd - sie schien sich nur zögernd
erheben zu wollen. Vielleicht waren auch die Erinnerungen von der
Glut dieses Mittags gelähmt, wer weiß?
    Sieh nicht zu oft in ihr Gesicht! Die Erinnerungen..., warnte der
Extrasinn des Arkoniden.
    Allein der Name (diese auffallende Ähnlichkeit!) würde
genügen, um Atlan zu zwingen, sich an das Mädchen von den
Stenen zu erinnern. Damals, als die keuchende Orgel das Byrd-Madrigal
gespielt hatte.
    „Radogarth“, sagte er leise.
    Das Mädchen, das ausgestreckt und halb schlafend in einem
Faltsessel lag, öffnete die Augen. Ihr Gesicht, fand Atlan,
schien eines der schönsten, die er je gesehen hatte. Die großen,
weit auseinanderstehenden Augen, von denen er immer noch nicht
    sagen konnte, ob sie grün, grau oder hellblau waren, die
klassische mediterrane Nase; die Haut von einer goldbraunen, hellen
Patina - es war, als sei Radogyne wieder auferstanden. Atlan fragte
sich, ob ihm seine Erinnerung schon vor einigen Wochen, als er
Radogarth Gem Dyer zum erstenmal in Aigues Mortes getroffen hatte, an
jener geraden, aus gewaltigen Blöcken erbauten Mauer der Stadt
lehnend und auf das Wasser blickend, bereits den ersten und noch
unbewussten Streich gespielt hatte. Selbst wenn es so war... was
spielte es für eine Rolle, jet zt, in der Hitze der Tagesmitte,
unter dem Singen der Grillen.
    ,Pu hast ein Problem, Atlan?“ fragte sie.
    Atlan nickte schweigend. Was ihn so unendlich freute, war der
Umstand, dass sie ihn, den uralten erfahrenen Arkoniden, in einer
Weise betrachtete, als sei er nichts anderes als ein normaler Mann
von Terra. Er wollte es nicht anders; hier spürte er -wie
damals! - eine starke Persönlichkeit, die nur dort nachgab und
auswich, wo sie es selbst wollte.
    ,Mehrere Probleme“, sagte er. Jch möchte neben dir auf
dem kühlen Stoff liegen, in deine Augen sehen und ein Band mit
Musik von Monteverdi hören.“
    Sie lächelte.
    Etwa L'Orfeo?“
    ,Beispielsweise dieses Opus“, sagte er leise. ,Nur dann,
wenn ich neben dir liege, sehe ich die Linie deines Nackens. Im
Augenblick könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen.“
    Sie erhob sich mit natürlicher Grazie. Atlan kannte die
Frauen genügend gut, um diese Feststellung treffen zu können.
In den vergangenen Tagen, in denen sie hier in der Abgeschiedenheit
des Rhonestrandes lebten, war zwischen ihnen eine Form der
Beziehungen hergestellt worden, die ihresgleichen suchte. Nur zwei
kluge Menschen, die ihrer selbst sicher waren, konnten vierundzwanzig
Stunden am Tag jene verblüffende Mischung aus Harmonie und
Spannung erzeugen.
    ,Mir komm t es noch immer so vor“, sagte Radogarth Gem Dyer
leise, als sie ihre Hand in die Linke Atlans legte, ,als sei Vaskene
eine Ausgeburt einer faunischen Stimmung dieser Landschaft. Er kam,
trank unsere Sangria, redete schizophrene Worte mit lyrischer
Bedeutung, war ständig um seinen Körper bemüht und
verschwand, als wir vom Tod sprachen.“
    Das jenseitige Ufer der Rhone schien sich zu bewegen. Die erhitzte
Luft rief Schlieren hervor. Der dunkelgrüne Wall des
Uferbewuchses erhob sich über den Brennnesseln und den
Maasstyxbüschen. Die gesamte Landschaft schwitzte einen Geruch
aus, der unbeschreiblich war. Es roch nach Wasser, nach unsichtbaren
Blüten, nach trocknendem Schlick und etwas nach Fisch - eine
unübersichtliche Mischung. Atlan und Radogarth gingen über
den Kies, dessen Steine leise knirschten, als sie sich gegeneinander
verschoben. Atlan erreichte das Haus, das von dem Lastengleiter
abgesetzt worden war. Es bestand aus zwei kalottenförmigen
Schalen von dunklem Grün und fügte sich unauffällig in
die Landschaft ein. Das Mädchen stieg die schmale Treppe hinauf.
Nachdem sich der Einstieg hydraulisch geschlossen hatte, befanden
sich Atlan und Radogarth im kühlen Innenraum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher