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PR TB 098 Wettfahrt Der Entdecker

PR TB 098 Wettfahrt Der Entdecker

Titel: PR TB 098 Wettfahrt Der Entdecker
Autoren: Perry Rhodan
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Morgens tauchte ich in der Werft der Familie de Avarra auf.
Diego und sein Vater Rojas arbeiteten inmitten einer kleinen Gruppe
von Handwerkern. Ich trug die Pläne für das Schiff bei mir
und grinste breit, als die beiden auf mich zukamen und mir die Hand
schüttelten.
    »Was führt Euch in unsere kleine Werft?« fragte
der alte Avarra.
    »Ein Auftrag, Rojas!« sagte ich. »Könnt Ihr
ein Schiff bauen? Ein Schiff, dessen Pläne ich

    gezeichnet habe?«
    Vier Augen starrten mich zweifelnd an. Wir gingen in ein flaches
Haus, in dem es nach Teer und Holz roch und setzten uns auf Stühle,
die mit Sägemehl und Spänen bedeckt waren.
    Sie wußten von meinem Vorhaben. Aber sie trauten mir kaum
zu, auch nur die Umrisse eines Schiffes richtig zeichnen
    zu können. Ich rollte den ersten Plan auf und strich ihn auf
dem Tisch glatt.
    »Wieviel Tonnen?« fragte Rojas.
    »Siebzig bis achtzig«, sagte ich. »Versteht Ihr
diesen Plan?«
    Er war von mathematischer Klarheit und einer Logik, die über
die bisher üblichen Vorstellungen hinausging. Es würde das
schnellste und ungewöhnlichste Schiff sein, das je Sevilla
verlassen und über den Guadalquivir gesegelt war. Lange
studierten die beiden Männer den Plan, dann sagten sie wie aus
einem Mund:
    »Wir haben noch nie ein solches Schiff gesehen, Atlan de
Arcon!«
    »Das kann ich verstehen. Ich sah solche Schiffe, und sie
segelten allen anderen davon. Könnt Ihr es bauen?«
    »Wir brauchen ein Jahr dazu!«
    »Ihr habt es sicher früher fertig — aber ich weiß
noch nicht genau, wann ich es brauche. Es ist wichtig, daß Ihr
das Schiff so baut, wie es hier gezeichnet ist. Nicht anders. Und ich
werde Euch ein paar neue Techniken zeigen — ich habe sie selbst
erst lernen müssen —, die dieses Boot zu einem Meisterwerk
werden lassen.«
    Rojas wandte sich lachend an seinen Sohn, der inzwischen die
anderen Pläne studierte und sagte:
    »Dein Freund, Diego, will vielleicht die Welt vor Magalhaes
umsegeln. Er glaubt, sie sei wirklich rund!«
    Ich stutzte.
    »Magalhaes?« fragte ich.
    »Ein abgemusterter, verbitterter Portugiese. Sie erzählen
es in den Schänken, Atlan. Wir bauen das Schiff, aber es wird
teuer.«
    »Wieviel?«
    Er nannte eine ziemlich hohe Summe. Ich willigte ein, aber ich
würde ihnen die Arbeit keineswegs leicht machen. Ich brauchte
das beste Schiff, das sich hier bauen ließ. Diego schüttelte
fassungslos den Kopf und fragte nach einer langen Weile:
    »Was habt Ihr wirklich vor, Atlan?«
    Ich lehnte mich zurück und ergriff den Becher, den Rojas
gefüllt hatte. Dann sagte ich:
    »Ich werde eine lange Reise unternehmen. Sie soll mich an
    alle schönen und aufregenden Küsten dieser Welt führen.
Ich brauche dazu eine Menge tollkühner Freunde, noch mehr
wagemutige Ideen, eine erstklassige Mannschaft und Zeit. Und dieses
Schiff hier. Wollt Ihr mein Steuermann sein, Diego?«
    »Das«, sagte er leise und zögernd, »wäre
eine Überlegung wert. Aber inzwischen lockt mich die Aufgabe.
Sie werden zwar lachen, alle Seefahrer von Sevilla, aber wir bauen
das Schiff. Ihr habt mich angesteckt, de Arcon! In Sevilla versteht
man nämlich etwas von Schiffen und Schiffbau.«
    Ich stand auf.
    »Was habt Ihrjetzt vor?«
    »Ich werde mich in den Schenken umhören nach jenem
Magalhaes. Und dann, während Ihr das Schiff baut, werde ich mit
Sharma eine weite Reise tun. Hoch in den Norden dieses Kontinents.«
    Das erste Vorhaben konnte ich bereits am selben Abend wahrmachen.
Ich saß mit Agsacha in der raucherfüllten Hafenschenke.
Aufmerksam blickte ich mein Gegenüber an. In den wenigen Tagen,
die wir hier in Sevilla waren, hatte er sich langsam und gründlich
geändert. Agsacha war fast so groß wie ich, wesentlich
breiter in den Schultern, und als ich zugesehen hatte, wie er einen
alten, halbzersprungenen Mühlstein aus meinem Garten gerollt
hatte, war ich auch überzeugt, einen ungewöhnlich kräftigen
Mann gefunden zu haben. Ausdauer und eine gewisse wortlose oder
besser: wortarme Intelligenz zeichneten ihn aus. Große,
dunkelbraune Augen unter langem, schwarzem

    Haar, im Nacken zu einem kleinen Knoten zusammengebunden. Eine
kräftige Nase, ein schmallippiger Mund über prächtigen
Zähnen. Ein schmales und langes Gesicht und scharf vorspringende
Backenknochen über einemjungen, wuchernden Bart von Ohr zu Ohr.
    »Herr Atlan«, begann er. »Ihr mich gekauft. Ich
nun frei. Ich lerne sprechen, lesen und schreiben. Ich bin Agsacha,
ein Mann aus Süden. Warum Ihr tut, was andere nicht
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