Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 074 Strafkolonie Erde

PR TB 074 Strafkolonie Erde

Titel: PR TB 074 Strafkolonie Erde
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
abgerissen
und verstreut. Hier hatte keine große Detonation stattgefunden,
sondern Schmelzenergie hatte sich ausgetobt.
    Am Grund des Kraters, wie ein stumpfgrauer Bleikorken in einem
Trichter aus Glas, lag eine bis zur völligen Unkenntlichkeit
zusammengeschmolzene Metallmasse. Das Raumschiff.
    „Das ist das Ende", murmelte ich im Selbstgespräch.
„Xeagros der Stotterer hat seine Kameraden und mich
hereingelegt. "
    Eine offensichtlich logische Folgerung, sagte mein Extrahirn.
    Jemand hatte das kleine Raumschiff durch direkten Beschuß
vernichtet. Weder das Steuersegment noch der Rechenkopf hatten etwas
daran ändern können, es war offensichtlich nicht geplant
gewesen, dieses Schiff nach der zehnjährigen Frist wieder
starten zu lassen. Der Gleiter schwebte unbeweglich über den
Resten des Raumbootes, und langsam erfaßte ich die volle
Wahrheit - ich konnte nicht zurück nach ARKON, und alles, was
ich in den letzten zehn Monaten getan hatte, war umsonst gewesen. Die
Belagerungsmaschine und der Sturm auf Troja, die Entbehrungen und die
Magenoperation, die mich hätte töten können... alles.
    „Was j etzt?" fragte ich.
    Ich nahm das Steuersegment, das zehn Jahre lang im Schatz des
Menelaos verborgen gewesen war, und warf es in den Krater. Es prallte
mit einem häßlichen Geräusch auf die Schlacke, hüpfte
mehrmals über die Reste des Schiffes und blieb dann liegen,
strahlte im Sonnenlicht wie ein unglaublich kostbares Kleinod. Ich
zuckte die Schultern und lehnte mich zurück. Unbeweglich lagen
meine beiden weißen Jagdhunde auf der Ladefläche.
    „Zurück in die Kuppel?" fragte ich in die Stille
des Nachmittagshinein.
    „Ja. Abschied von allem. "

    Ich setzte mit dem Gleiter zurück, flog durch die Schlucht
und stellte den Gleiter in der Nähe des zerstörten Palastes
von Phaestos wieder ab. Begleitet von einem der Hunde ging ich
langsam durch die Sonne, hinauf über die weißen Stufen,
zwischen deren Ritzen Gras und Moos wucherten, bis in den Schatten
der Pinien, die den kleinen, halbzerstörten und
wiederaufgebauten Tempel umstanden. Der mitleidlose Himmel der Ägäis
hing über mir wie eine Stahlscheibe.
    „Hoffnungslos ist das alles!" murmelte ich. Ich war
unglücklich und niedergeschlagen, ich dachte an alles, was mich
durch die letzten Monate beschäftigt hatte: Demeter und
Odysseus, Philoktetes und die Mesarier... hoffnungslos und
durcheinander drehten sich meine Gedanken. Wieder zurück in die
stählerne Kuppel, zu den Fischen und zu Rico, dem treuen
Roboter. Mich schauderte vor dieser Vorstellung. Ich trat jetzt auf
die obersten Stufen, vor dem primitiven Altar. Apollo stand da, in
einer Hand den Bogen, in der anderen die Leier. Ich lehnte mich an
eine Säule, betrachtete die Gegend, ohne sie wirklich zu sehen.
Was sollte ich tun? Odysseus nachfliegen oder Aieta Demeter suchen?
Mit Philoktet auf Jagd gehen oder mithelfen, Troja wiederaufzubauen?
    Nichts von allem, wisperte mein Extrasinn. Du hast nicht nur die
Verpflichtung übernommen, diesen Planeten kulturell zu fördern,
sondern auch zu bewachen. Auch hier hast du gewacht. Wache weiter
über den dritten Planeten von Larsafs Stern.
    Plötzlich wurde mein Ekel, meine Enttäuschung über
das letzte Jahr so stark, daß meine Finger zu zittern begannen.
Ich setzte mich und schloß die Augen, lehnte den Nacken an den
heißen Stein der Säule. Ich Körte eine Grille, dann
raschelte eine Eidechse durch das Gras. Eine ungeheure, träge
Ruhe, wie vor einem Gewitter, lag über dieser Landschaft. Ich
hörte andere Geräusche... Schritte?
    „Ja!"
    Schritte und der trockene, kurze Ton, mit dem ein Stock auf Stein
abgesetzt wurde. Wer kam hierher, an diesen verlassenen Ort? Mir war
alles gleich - mochte er den Gleiter sehen, mochte er erschrecken und
mich für einen Gott halten. Alles war gleichgültig. Jetzt
zählte nichts

    mehr, nur das Problem, mit der Enttäuschung fertig zu werden.
    Ein alter Mann kam, das Gesicht im Schatten, die geschwungene
Folge flacher Steinplatten hinauf. Der Stock, das Haar... der Seher
Kolchis. Ich sprang auf, aber hielt mich gewaltsam zurück.
    „Ich wußte", sagte er, nachdem er unter das Dach
des Apollotempels getreten war, „daß ich dich treffen
würde, Atlan latros!"
    Ich griff nach seinen Schultern.
    „Wie kommst du hierher?" fragte ich. „Willst du
nach Troja?"
    Er nickte ruhig; ihn konnte nichts mehr aus der Ruhe bringen.
    „Ich fahre mit den Booten oder Schiffen, die ich treffe. Von
Insel zu Insel, und irgendwann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher