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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
Autoren: Wim Vandemaan
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Informationsbrief geheißen, der ihm auf seine Anfrage zugeschickt worden war, ob eine Fortsetzung dieser Geschäftsbeziehung ratsam sei? »... hoher Stellenwert, den die Schweizer der persönlichen Freiheit und dem Schutz der Privatsphäre beimessen... solide Verankerung des Bankgeheimnisses, das auf dem Willen des Volkes gründet... besonders die Pflege familiärer Traditionen ...«
    Die Bank hatte ihn informiert, dass die Vermietung oder Eröffnung eines Tresorfachs nur bei persönlicher Vorsprache des Kunden erfolgen konnte. »Wünschen Sie das Tresorfach auf mehrere natürliche Personen zu eröffnen, ist die Anwesenheit sämtlicher Kontrahenten zwingend.«
    »Nun«, hatte Ellert geschmunzelt, »soweit ich sehe, bin ich in diesem Fall die einzige natürliche Person.«
    Ellert trat ein und wandte sich an den imposant beleibten Portier, der in tadellos-taubenblauer Livree dasaß, ein Fels in der Brandung der Finanzwelt.
    Ellert hob die Reisetasche mit dem Stundenglas darin und rückte sie an die Brust. Er meinte, durch das Nappaleder der Tasche die Wärme des Gebildes zu spüren, seinen fernen, milliardenfachen Puls.
    »Ich habe einen Termin mit Herrn Bothmer. Mein Name ist Ellert. Ernst Ellert.«
    Ellert würde den Nachtzug nach München nehmen. Er hatte noch einige Stunden Zeit und schlenderte durch die Stadt. Er hatte als Journalist gelernt, genau hinzuschauen. Zürich war nicht halb so heimelig-rustikal, nicht halb so helvetisch-harmlos, wie es sich den Touristen gegenüber gab. Das Biedere mischte sich mit dem Mondänen, das Sublime mit dem Aufgedonnerten.
    Manchmal wehte der Duft der Limmat und des Sees bis tief in die Stadt, und wenn man in eine Seitengasse schaute, stiegen an ihrem Ende die felsigen Alpen ins Licht.
    Zürich war eine untergründig dynamische Stadt, hier verflochten sich Geist und Ökonomie. Über allem lag das Netz der Transaktionen und Bilanzen, das unsichtbare Kapitalgeflecht, hier wechselten Banken mit Versicherungen ab, und wie eine letzte und höchste Instanz der Geldwelt regierten im Hintergrund die mächtigen Schweizer Rückversicherungen.
    Ellert hatte sich für ein Depot der Nummer 7b entschlossen, einen Raum mit einer Höhe und einer Breite von jeweils 60 und einer Tiefe von 48 Zentimeter. »Die Jahresgebühr beträgt 90 Schweizer Franken«, hatte Bothmer ihn in mahnendem Tonfall erinnert.

Ellert hatte die erste Mietgebühr für das Schließfach entrichtet, die Schlüsseldepotgebühr und die Gebühr für das Schlüsselgarantiedepot, die fällig wurde, weil er einen Schlüssel mitzunehmen wünschte, und zwar ins »Domizil Ausland«.
    Aber auch diese vertrauensbildenden Zahlungen hatten den leichten Schimmer von Zweifel nicht ganz aus den Augen des Schweizer Bankers wischen können.
    Schließlich ging Ellert in das berühmte Grand Cafe Odeon, wo sich die arrivierte literarische Intelligenz der Stadt mit Vorliebe traf. Franz Werfel hatte hier gesessen und James Joyce, Kurt Tucholsky und Klaus Mann, Lenin, Trotzki und Benito Mussolini. Und Albert Einstein hatte hier mit seinen Studenten von der Eidgenössischen Technischen Hochschule diskutiert. Oder im ersten Stock Billard gespielt. Cafe Odeon - das Einstein-Universum.
    Zigarrenqualm wölkte durch den Raum, es wurde Schach und Jass gespielt. Die großen Fenster, die Kronleuchter, die Messingverkleidung, der Marmor - alles sehr gediegen.
    Ellert winkte der Saaltochter zu, bestellte und trank einen Espresso, während er durch die ausliegende Neue Züricher Zeitung blätterte, die im Zeitungsregal auslag. Ein grundsolides Stück Journalismus, von angenehmer, unaufdringlicher Seriosität. »Erstausgabe: 12. Januar 1780«, las er. Die Zeitung war wahrlich eine brave alte Tante.
    Kein Vergleich mit der Münchener Abendpost, für die er ab und an arbeitete. Für die auch Resi arbeitete. Resi, die sich ein Haus am Stadtrand wünschte, randvoll mit Kindern. Am besten mit Kindern von ihm. Die unter den Bäumen im Garten spielen sollten.
    Die aktuelle NZZ - natürlich war auch hier die Dritte Macht und ihr mehr oder weniger angespanntes Verhältnis zu den Weltmächten ein Thema.
    Ellerts Gedanken schweiften ab. Er dachte an Herrn Bothmer und seinen Blick, als er ihm das Stundenglas gezeigt, und den noch ungläubigeren Blick, als Ellert ihm den Vorschlag unterbreitet hatte.
    Aber siehe da: Am Ende hatte Bothmer einmal in die Hände geklatscht und den Vorschlag akzeptiert.
    Merkwürdig, dass alles so problemlos verlaufen war. Beinahe, als ob
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