Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

Titel: PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
Autoren: Frank Böhmert
Vom Netzwerk:
auch noch?«, brüllte Schroeder. »Seid ihr wahres Leben oder was?«
    Wieder musste er lachen, husten. Auf einmal lief ihm die Nase. Er leckte sich die Oberlippe.
    Das war kein Nasensekret. Das war Blut.
    Schwärze sickerte wie Tinte vom Rand seines Gesichtsfelds her ein. Im letzten Moment sah er noch, wie der Posbi-Gleiter sich öffnete und der größte Hundertfüßler von allen sich über ihn beugte. Schroeder sah ihm direkt in das klaffende Maul. Mandibeln zuckten darin. Dann verschluckte die tiefschwarze Tinte auch dieses Bild.

Vier
    Die nächsten Wochen waren wirr, waren wunderbar, waren wahnsinnig. Tawe und Adilai waren ein Paar. Das schönste der Stadt, wie Tawe fand.
    Die Ausflüge mit Adilai ins Umland der Stadt sollten später zu Tawes schönsten Erinnerungen gehören. Auch zu ihren schmerzlichsten. Sie riefen sich einen der allgegenwärtigen Al-les-für-euch-Gleiter und sausten kreuz und quer über den ganzen Kontinent.
    All die Geschöpfe, die hier draußen existierten! All die Wunder!
    Sie waren noch öfter auf dem Herzberg, dem Ort ihres ersten Rendezvous. Manchmal saßen sie sogar vor dem Lodertunnel. Adilai fühlte sich von ihm angezogen. Sie konnte lange in seine kalten Rammen starren, die Tawe immer so zerstörerisch vorkamen. Bis zu diesem Tag war jede Ueeba, die sich hineinwagte, verlorengegangen und nie wieder zum Vorschein gekommen.
    Jede Ueeba, die es hinein schaffte. Die Alles-für-euch passten auf. Warum die Maschinenwesen die Ueeba nicht gänzlich daran hinderten, indem sie einfach einen Schild über den Tunnel legten, wusste Tawe nicht.
    Sie wusste aber, warum sie keinen Zaun darum zogen. Wegen der Elolane. Elolane konnten Zäune nicht ausstehen. Wenn ein Elolan einen fand, biss es ihn kaputt und zertrampelte ihn. Gelang dies dem Elolan nicht, weil der Zaun aus zu stabilem Material errichtet worden war, fügte es sich bei dem Versuch grässliche Verletzungen zu. Keine Absperrungen also um den Lodertunnel!
    Ansonsten waren die Wesen freundlich und völlig harmlos. Wie geschockt waren Adilai und Tawe, als sie eines Abends mit ansahen, wie eine Herde Elolane von den Rammteufeln zu Tode gehetzt wurde. Rammteufel waren Schwärme aus tanzenden Flämmchen, Geist-Tiere, die sich wahrscheinlich von der Furcht nährten, die Herden empfanden, wenn sie von den Rammen eingeschlossen wurden.
    Für Ueeba waren diese ätherischen Wesen höchstens lästig, ein Prickeln auf der Larve. Für Tiere aber, die harmlosen Elolane zumal, waren sie eine tödliche Gefahr.
    Wie die Elolane schrien, wie sie mit ihren Donnerfüßen stampften
    - wie sie zuckten, stürzten, krampften! Der Boden bebte, ließ die Panzerbögen der beiden Ueeba erzittern. Und dann Ruhe. Stille. Massige lila Leiber mit Beinen wie Baumstümpfe, eben noch voller lebendiger Kraft, lagen hingeworfen wie Felsgestein. Und die Flammen tanzten darüber, zogen wirre Glutspuren durch die Dämmerung.
    Tawe fand ein Junges, es lebte. Noch. Bis tief in die Nacht hinein barg sie es in ihrem Rund. Sein Atem war kaum zu spüren. So lagen sie, Adilai rund an Tawes Rücken, und irgendwann war das Elolan merklich kühler unter Tawes Füßen.
    Noch im Sterben sind wir von Leben umhüllt, dachte sie die alten, heiligen Worte. So ist es, und so soll es sein.
    Dieses Elolan erwies sich als das Beste, das Tawe je gegessen hatte. Auch trauriger aß sie nie.
    Adilai liebte Tawe dafür.
    Adilai schien sie für alles zu lieben.
    Sie waren glücklich. Dann aber brach die nächste Hitze über sie herein.
    Tawes Bauch schwoll an. Sie wurde kribbelig, gereizt. Tausend Gründe, sich von Adilai zu entfernen, wuchsen heran. »Ich will nicht gehen«, sagte sie eines Abends. »Aber ich muss.«
    »Weiß ich.«
    »Es ist nur Sex.« Tawe wiegte ihren prallen Leib auf einer tagheißen Dachrippe. »Fortpflanzung.«
    »Weiß ich. Weiß ich doch.«
    »Ich bin nur froh«, ächzte Tawe, »dass du dem Fraufest noch
    immer vor dir hast! Die Vorstellung, dass du jetzt auch ...«
    »Pst«, machte Adilai. »Ist ja gut.«
    Tawe fluchte. Oh, wie sie fluchte!
    »Hey«, sagte Adilai. »Vergiss nicht, dass auch du etwas davon hättest, wenn ich schon eine Frau wäre. Weißt du noch, neulich? So etwas könnte dann nicht mehr passieren.«
    Tawe musste lachen und konnte nicht mehr fluchen.
    Auch das sollte später eine ihrer schönsten Erinnerungen sein, und diese eine schmerzte nie: Wie sie trotz besseren Wissens zu bäumenn versuchten, an nur einem Faden. Tawes Faden. Wie sie sich drehten und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher