Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
wird sie durch die Phantomenergie losgekettet. Und alle anderen Stern-Trabanten geraten ebenfalls in die kosmische Einsamkeit.
    • Selbst Schwarze Löcher bleiben vom Big Rip nicht verschont. »Alles, was noch nicht das Zentrum erreicht hat, wird herausgerissen«, sagt Caldwell. »Aber die Rettung ist keine glückliche, denn anschließend wird die Materie selbst zerstückelt.«
    • 30 Minuten vor dem Big Rip explodieren die Planeten. Alsbald gibt es keine makroskopischen Körper mehr. Doch die Saat der Vernichtung ist noch nicht vollständig aufgegangen.
    • 10 -19 Sekunden vor dem Big Rip bersten auch die Moleküle, dann die Atome, die Atomkerne und schließlich sogar die Bestandteile der Atomkerne: Protonen und Neutronen. Vermutlich kommen schließlich neue physikalische Effekte ins Spiel - etwa die spontane Entstehung von Partikeln oder Extradimensionen sowie exotische String- und Quantengravitationseffekte.
    »Jeder Beobachter sieht das Universum um sich herum immer schneller zusammenschrumpfen, letztlich bis zu einem Punkt«, schildert Caldwell lakonisch den Exitus. »Das sichtbare Universum erscheint kleiner und kleiner.«
    Die Phantomenergie ist mit allen bisherigen kosmologischen Daten vereinbar. »Das Szenario ist eine logische Möglichkeit. Aber wenn ich eine Wette abschließen müsste, würde ich auf die Kosmologische Konstante setzen«, kommentiert Abraham Loeb vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. »Da wir keine Ahnung haben, was die Dunkle Energie ist, lassen sich solche Szenarien nicht ausschließen«, sagt auch Martin Rees von der Cambridge University. »Aber ultralange Vorhersagen sind alle extrem spekulativ.«
    Lawrence M. Krauss hat aus dem WMAP-Daten und dem Alter der ältesten Kugelstern-haufen errechnet, dass der wahrscheinlichste Wert von w zwischen -1,2 und -0,8 liegt. Das passt auch gut zu einer unabhängigen Analyse der WMAP - sowie von Supernova-Daten von Caldwell und seinem Postdoc Michael Doran. Bei -1,2 hat unser Universum noch eine Gnadenfrist von 53 Milliarden Jahren bis zum Big Rip.
    Wenn die Phantomenergie wirklich existiert, könnte das den Theoretischen Physikern viele Unannehmlichkeiten bereiten. Sie verletzt nämlich bestimmte fundamentale Energiebedingungen, und das würde die Existenz von Wurmlöchern und Zeitmaschinen ermöglichen. Wurmlöcher - Tunnel durch die Dimensionen, die von der Allgemeinen Relativitätstheorie beschrieben werden - sind ohne exotische Effekte instabil und daher nicht befahrbar. Die Phantomenergie könnte sie jedoch offen halten und vielleicht sogar so weit auseinander zerren, dass sie für überlichtschnelle Fortbewegungen nutzbar wären. »Das lässt die Frage nach Zeitreisen und all den damit verbundenen Paradoxien aufleben, die Physiker so unangenehm finden«, gibt Caldwell zu. Doch er kann Modelle nicht ausschließen, wonach Phantomenergie-Übertragungen nur unterlichtschnell verlaufen.

Exotik und Extradimensionen
    Anderen Forschern passt die ganze Diskussion um die Dunkle Energie nicht. Sie überlegen, ob das, was uns als Dunkle Energie erscheint, in Wirklichkeit nur ein Nebeneffekt von etwas ganz anderem ist. Und so werfen sie noch exotischere Hypothesen in die Debatten: ein leicht verändertes Gravitationsgesetz, eine Modifikation der Allgemeinen Relativitätstheorie, eine nicht konstante Lichtgeschwindigkeit und sogar zusätzliche, aber extrem kleine Raumdimensionen (wie sie die Stringtheorie fordert, die alle Elementarteilchen auf Anregungszustände winzig kleiner Saiten zurückzuführen versucht), in welche die Schwerkraft teilweise >abfließen< kann, was uns dann als Kosmologische Konstante erscheinen würde.
    Es sind also spannende Zeiten für Physiker und Kosmologen. Michael Turner runzelt skeptisch die Stirn: »Ich habe den starken Verdacht, dass die richtige Antwort noch gar nicht auf der Liste ist.«
    Die alles entscheidende Herausforderung besteht also darin, den Wert w in der Zustandsgleichung der Dunklen Energie genauer zu bestimmen. Die Daten der Raumsonde WMAP deuten bereits darauf hin, dass er kleiner als -0,78 ist und vermutlich in der Nähe von -1 liegt. Künftige, noch exaktere Daten der Kosmischen Hintergrundstrahlung werden ihn weiter einengen.
    Außerdem sollen ferne Sternexplosionen weiterhelfen. Die neue Advanced Camera for Surveys (ACS) mit 16 Millionen Bildpunkten (Pixel) an Bord des Hubble-Weltraumteleskops kann mehr und lichtschwächere Supernovae aufnehmen als bisher. Das kürzlich gegründete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher