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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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und die Schwerkraft in die Quantentheorie zu integrieren versuchen. Das verblüffende Ergebnis: Unser Universum könnte sogar schon in 10 oder 20 Milliarden Jahren kollabieren.
    »Vor wenigen Jahren hätte niemand ernsthaft über das Ende des Universums in den nächsten 10 oder 20 Milliarden Jahren nachgedacht - und schon gar nicht nach der Entdeckung der beschleunigten Expansion«, sagt Linde. »Das ist die größte Überraschung: Wir könnten uns schon in der Mitte des kosmischen Lebenslaufs befinden, nicht an seinem Anfang. Wir mögen unfähig sein, unser Schicksal zu ändern - aber wissen wollen wir es doch.« Linde weiß selbst nicht so genau, ob er seinen Resultaten trauen soll. Und wünscht sich akribischere kosmologische Beobachtungen. »Es war nie leicht, in die Zukunft zu schauen, aber es ist möglich, und wir sollten unsere Chance nicht vergeben.«
    Recycling-Universen
    Eine andere Schlussfolgerung aus der Kosmologischen Konstanten stammt ebenfalls von Alex Vilenkin: Die Möglichkeit eines Recycling-Universums.
    Nach einer spekulativen, aber von vielen Kosmologen favorisierten Hypothese hat sich das Universum für einige Sekundenbruchteile nach dem Urknall exponentiell ausgedehnt. Diese so genannte Kosmische Inflation wurde durch eine Eigenschaft des damaligen >falschen< Vakuums verursacht. Als dieses sich zu unserem heutigen Vakuum veränderte und das anti-gravitativ wirkende Skalarfeld zerfiel, hörte die Inflation jäh auf - jedenfalls im Bereich des heutigen Universums. Vilenkin und anderen zufolge ist die Inflation aber ewig, das heißt sie geht woanders noch weiter und wird niemals überall zum Stillstand kommen.
    In einem Universum mit positiver Kosmologischer Konstante besteht Vilenkin zufolge nun aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich aufgrund eines Quantentunneleffekts aus der Raumzeit Blasen ausstülpen und abnabeln. »Jede dieser exponentiell expandierenden Blasen entwickelt sich zu einem Universum mit seiner eigenen ewigen Inflation. Es bildet unendlich viele thermalisierte Regionen aus, mit unendlich vielen Galaxien«, sagt Vilenkin.
    »Auch aus diesen Regionen können sich neue inflationäre Blasen abspalten, aus diesen wieder welche und so weiter.« Wie Hefezellen sprießen die Universen aus diesem seltsamen kosmischen Teig. Vilenkin hat für die Ganzheit dieser endlosen Reproduktionskette den Begriff >Recycling-Universum< geprägt. Auch wenn unser Universum also dereinst endet - im Big Crunch oder als Big Whimper - würde es sich mit Hilfe seiner Tochteruni versen doch fortpflanzen und ständig verjüngern. Das Ende eines Universums wäre also nicht gleichbedeutend mit dem Ende von allem.

Die Kraft unter der Motorhaube des Universums
    »Das Problem der Kosmologischen Konstante führt zu einer Weggabelung«, sagt Michael Turner. »Der eine Pfad bedeutet, darauf zu warten, dass die Theoretiker die richtige Antwort finden. Der andere Pfad ist anzunehmen, dass nicht das Quantenvakuum, sondern etwas anderes mit negativem Druck die kosmische Expansion beschleunigt. Selbstverständlich befolgen wir Theoretiker den Rat des Baseballspielers Lawrence Peter >Yogi< Berra: >Wenn Du an eine Weggabelung kommst, nimm beide Wege!<«
    Turner ermuntert seine Kollegen auf der Suche nach Alternativen zur Kosmologischen Konstante. »Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen. Das ist eine große Chance, fundamentale Physik zu betreiben. Lasst uns die Nuss knacken.«
    Da die Dunkle Energie ein diffuses niederenergetisches Phänomen und so extrem fein und gleichförmig verteilt ist, dass Experimente mit Hochenergie-Teilchenbeschleunigern oder -Detektoren nicht weiterhelfen, sind die Physiker hier auf die Astronomen angewiesen. »Das Universum selbst ist das Labor - vielleicht das einzige Labor - in dem wir die Dubeschleunigterforschen können«, sagt Turner.
    Da die kosmische Antigravitation die Ausdehnung des Weltraums schon seit vielen Milliarden Jahren beschleunigt, verrät sie ihre Natur vielleicht, indem man die Beschleunigungsrate abhängig von der Zeit genau vermisst. Dabei können wiederum die fernen Sternexplosionen weiterhelfen. »Es ist, als ob man herausfinden wollte, wie viele Zylinder ein Motor hat, indem man beobachtet, wie das Auto beschleunigt«, sagt Peter Garnavich von der University of Notre Dame, Indiana, der auf der Jagd nach solchen Supernovae ist. Noch schwieriger: Es lässt sich nicht einmal ausschließen, dass sich die Dunkle Energie im Lauf der Zeit ändert - dass
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