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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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der Natur verwirklicht sein soll.«
    In diesem Zusammenhang bemerkte der Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg: »Einstein ging 1915 von der Annahme aus, dass die Feldgleichungen so einfach wie möglich gewählt werden sollten. Die Erfahrungen der letzten fünfundsiebzig Jahre haben uns gelehrt, solchen Annahmen zu misstrauen, wir stellen in der Regel fest, dass jede nicht durch eine Symmetrie oder ein anderes fundamentales Prinzip verbotene Komplikation tatsächlich in unseren Theorien vorkommt. Dass eine Kosmologische Konstante eine unnötige Komplikation sei, ist daher kein hinreichendes Argument. Die Einfachheit muss - wie alles andere - begründet werden.«
    Hans-Joachim Blome, Professor an der Fachhochschule Aachen, haut in dieselbe Kerbe. Mit Blick auf Einsteins Widerruf sagt er: »Ist der Geist einmal aus der Flasche, kriegt man ihn nicht wieder rein. Die Kosmologische Konstante ist ein nicht ohne weitere physikalische Argumente eliminierbarer Teil der Einstein-Gleichungen, worauf übrigens bereits George Lemaitre in den 1920er Jahren hingewiesen hat. Die Frage ist nur, welchen Wert sie hat. Das muss man messen.«
    Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass die Kosmologische Konstante zwingend in Einsteins Feldgleichungen enthalten ist (als eine Art Integrationskonstante). Lambda muss deshalb als eine Naturkonstante angesehen werden wie die Lichtgeschwindigkeit oder die
    Gravitationskonstante.
    Dann ist es aber eine empirische Frage, welchen Wert Lambda hat. Die astronomischen Beobachtungen und nicht die Theorie beziehungsweise Denkökonomie müssen hier das letzte Wort haben. Und die Beobachtungen haben inzwischen gesprochen.
    Die größte Diskrepanz der Wissenschaft
    Wenn die Kosmologische Konstante als Dunkle Energie dem Schwung des Urknalls gleichsam neue Kraft gibt, und zwar überall, dann hat sie einen positiven Wert, ist also nicht Null, wie seit Einsteins Rückzieher von den allermeisten Kosmologen angenommen wurde. Und dann enthält sie ungefähr doppelt so viel Energie wie die gesamte sichtbare und unsichtbare Masse des Universums und wirkt als eine Art Antigravitation.
    Inzwischen räumen die meisten Forscher ein - manche zähneknirschend -, dass die Kosmologische Konstante nicht mehr mit einem Handstreich eliminiert werden kann, wie Albert Einstein noch dachte, sondern die Gesamtenergie des heutigen Universums sogar dominiert.
    Wie so häufig in der Wissenschaft wird also auch hier eine Antwort mit noch schwierigeren Fragen bezahlt. Jetzt müssen die Forscher nämlich herausfinden, was es mit der Kosmologischen Konstante physikalisch eigentlich auf sich hat.
    Einerseits kann man sie zur linken, geometrischen Seite der Feldgleichungen rechnen und ihr die Rolle einer Krümmung zuschreiben. Sie wäre dann eine geometrische Eigenschaft der Raumzeit. Andererseits kann sie auch auf die rechte materiellen Seite gestellt und als eine Dichte interpretiert werden, deren zugehöriger Druck einen negativen Wert hat. Im Kontext der Quantenfeldtheorie wird Lambda schließlich als Energiedichte des Vakuums interpretiert. Es ist bemerkenswert, dass Albert Einstein schon 1920 diese Bedeutung des Vakuums vorweggenommen und als >neuen Äther der Relativitätstheorie< bezeichnet hat: »Der Äther der Allgemeinen Relativitätstheorie ist ein Medium, welches selbst aller mechanischen und kinematischen Eigenschaften bar ist, aber das mechanische (und elektromagnetische) Geschehen mitbestimmt. Dieser Äther darf nicht mit den für ponderable [wägbare] Medien charakteristischen Eigenschaften ausgestattet gedacht werden, aus durch die Zeit verfolgbaren Teilen zu bestehen, der Bewegungsbegriff darf auf ihn selbst nicht angewandt werden.«
    Nur wenige Astronomen wie beispielsweise Wolfgang Priester von der Universität Bonn warnten davor, Lambda vorschnell zu verwerfen. Man müsse diese Größe ernst nehmen und ihren Wert empirisch bestimmen. Die neuen Beobachtungen geben ihm Recht.
    Doch die Kosmologen freuen sich auf Kosten der Teilchenphysiker. Die haben jetzt den Schwarzen Peter und müssen erklären, was es mit Lambda eigentlich auf sich hat: Was ist die Natur der Kosmologischen Konstante? Kann sie zeitlich variieren? Und warum liegt ihr Wert heute in derselben Größen-Ordnung wie die mittlere Materiedichte (rund 10 -29 Gramm pro Kubikzentimeter)?
    Steven Weinberg hat die Dunkle Energie als >Knochen< bezeichnet, >der in unserem Hals steckt<. Denn sie markiert ein fundamentales Fragezeichen in den Theorien der
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