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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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Zeitpunkt-Problem, gemeinsam gelöst werden können. Aber sie hängen zumindest zusammen und münden in die Frage nach der Natur der Dunklen Energie - eine Frage, die für Kosmologen und Elementarteilchenphysiker gleichermaßen von Bedeutung ist. Denn sie wird sich wahrscheinlich als Schlüssel zur Beschreibung der fundamentalen Natur von Raum, Zeit, Materie und Energie erweisen - von den kleinsten subatomaren Partikeln bis zur fernsten Zukunft des Universums.
    Für Kirshner hat die größte Diskrepanz in der Geschichte der Wissenschaft zwei Gesichter: »Theoretiker mögen besorgt sein über die Koinzidenz. Wir Beobachter sind hoch erfreut über sie - wie auch über die Tatsache, dass wir in unserem kurzen Leben jetzt die Technologie haben, um diese Messungen zu machen. Wir sind unglaublich glücklich, gerade in diesem Moment zu arbeiten, wo wir die Einzelteile des kosmischen Puzzlespiels allmählich zusammenfügen können. Die Dunkle Energie ist das größte fehlende Teil und ein Ort, wo astronomische Beobachtungen auf ein klaffendes Loch im gegenwärtigen Wissen der fundamentalen Physik zeigen.«
    Aber vielleicht ist die Antwort ganz einfach. Für Alexander Vilenkin, Kosmologie-Professor an der Tufts University in Medford, Massachusetts, ist die Tatsache, dass die Dunkle Energie und die Materiedichte des Universums heute in derselben Größenordnung liegen, kein Zufall, sondern eine Voraussetzung unserer Existenz: Wäre es anders, hätten sich keine Galaxien bilden können und somit wären auch keine intelligenten Lebewesen entstanden, die irgendwann Kosmologie betreiben und die Koinzidenz entdecken konnten. Mit anderen Worten: Nur dort, wo die Dunkle Energie einen lebensfreundlichen Wert besitzt, können sich Kosmologen über diesen Wert auch Gedanken machen. Denn anderswo dehnt sich das Universum zu schnell aus oder wäre längst wieder in sich zusammengestürzt.
    Diese Argumentation setzt keine planende Macht hinter den Kulissen voraus, sondern bedarf nur der Annahme, dass der Wert der Dunklen Energie in unbeobachtbar weit auseinander liegenden Bereichen des Universums unterschiedlich groß sein kann. Folglich entstehen nur in den lebensfreundlichen Bezirken Galaxien und Kosmologen. Solche Regionen sind aber häufig, vermutet Vilenkin. Er ist überzeugt, dass die künftige Physik es ermöglichen wird, die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Werte der Dunklen Energie zu berechnen, und dass sich der scheinbar kosmische Zufall als viel weniger überraschend erweisen wird als bislang gedacht. Vilenkin spricht vom >Prinzip der Mittelmäßigkeit und glaubt, dass die Dunkle Energiedichte in unserem Universum einen Durchschnittswert hat. Steven Weinberg hat ähnlich argumentiert.
    Der Endknall wird wieder aktuell
    Wenn ein positives Lambda das Universum für immer auseinander treibt, wie Priester, Blome und die meisten Physiker annehmen, ist der allmähliche Weg vom Urknall zum Zerfall unvermeidlich. Doch nicht einmal das ist mehr zwingend.
    Alexander Vilenkin zufolge kann Lambda nämlich in einigen Billionen Jahren gleichsam >umkippen<, weil sich das von ihm postulierte Feld dahinter ändert und das Universum zum Big Crunch treibt. (Das, was uns als Kosmologische Konstante erscheint, wird dann negativ, und eine negative Kosmologische Konstante führt unweigerlich zum Kollaps.) »Diese Vorhersage lässt sich freilich nicht so schnell überprüfen«, schmunzelt der Kosmologe.
    Die Physik hinter Vilenkins Prognose ist noch hypothetisch. Aber wenn seine Annahmen stimmen, muss das Universum unweigerlich irgendwann enden - und das gilt auch für alle Bereiche weit jenseits unseres Beobachtungshorizonts.
    »Die beschleunigte Expansion wird sich verlangsamen und dann wird das Universum allmählich zu kontrahieren beginnen«, sagt Vilenkin. »Der Kollaps wird dann immer schneller und führt zu einem Big Crunch. Die Zeit vom Beginn der Kontraktion zum Crunch ist ungefähr so lange wie von heute zum Beginn der Kontraktion, also über eine Billion Jahre.«
    Vilenkin ist nicht der Einzige, der neuerdings wieder für einen Endknall votiert. Auf diese, längere Zeit aus der kosmologischen Mode gekommene Möglichkeit, sind auch Andrei Linde und seine Frau Renata Kallosh, beide Professoren an der kalifornischen Stanford University, zusammen mit ihren Mitarbeitern gestoßen. Sie analysierten die Dunkle Energie im Rahmen von Theorien der Supergravitation und der Superstrings, die eine einheitliche Beschreibung aller Naturkräfte anstreben
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