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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
Autoren: Gerry Haynaly
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und stützte sich mit beiden Ellenbogen auf der hölzernen Tischplatte auf.
    »Auch bei den Arkoniden gibt es Schatzjäger. An die müssen wir rankommen.« Liszog knallte seinen Krug mit vergorenem Karma-Drink so heftig auf den Tisch, dass der Inhalt über den Rand schwappte. Als sei nichts geschehen, wischte er die nasse Hand an einem Tuch ab, das ihm über die Schulter hing. Mit noch immer feuchten Fingern zerrte er einen Controller aus seinem Overall, den er wie ein lebendiges Wesen streichelte. Außer technischen Gadgets schien diesen Fachidioten nichts zu interessieren. Er legte keinen Wert auf sein Äußeres, ja selbst den dreckigen Arbeitsanzug trug er nun schon die ganze Woche.
    Wie dieser schmuddelige Typ Assistent in einer Forschungsabteilung gewesen sein sollte, war Golath schleierhaft, genauso, wie er es geschafft haben sollte, Forschungsgelder für seinen privaten Spleen abzuzweigen, die für die Raumfahrt bestimmt gewesen waren. Der Typ hatte glatt das ganze Geld für den Prototyp einer Liege zum Rüsselreinigen hinausgeworfen. Sie sollte das lästige Prozedere schneller und sanfter durchführen als die bisherigen Sanitätsmaschinen oder gar eine professionelle Rüsselspülerin.
    Die Sache hätte ihn reich machen können, denn der Rüssel diente Unithern nicht nur als Werkzeug, sondern ebenso der Nahrungsaufnahme. Dass er deshalb mehrmals täglich sorgfältig gereinigt werden musste, verstand sich wohl von selbst. Auch Golath hatte einen mechanischen Reinigungsarm besessen, der fix in den Spiegel des Badezimmers integriert gewesen war, aber das Ding hatte endlos gekratzt. Insofern verstand er Liszogs Versuche. Die Machenschaften des Forschers mussten aber aufgeflogen sein, denn sonst wäre er nicht ebenfalls auf Lepso gestrandet.
    Liszog rülpste. Golath fragte sich, wie sich jemand so gehen lassen konnte. Hatte das jahrelange Exil Liszog so werden lassen?
    Kurz darauf erschienen Symbole auf dem großen Holoschirm des Wohnraums, die Golath nichts sagten. Liszog machte zwei weitere Eingaben. Er rief eine Liste mit arkonidischen Namen auf. Zahlreiche »de« und »da« wanderten über die Anzeige, jeder einzelne Eintrag eine Beleidigung für jeden Unither, der nur halbwegs politisch gebildet war. Die starke Hand, mit der der Regent nach Unitha griff, konnte nur ein Blinder oder Gefühlloser ignorieren; sie manifestierte sich in den Adelstiteln.
    Namen über Namen – für Golath erschien die Aufzählung endlos, umso mehr, wenn er bedachte, dass sie nur Individuen auflistete, die ein gewisses Maß an Vermögen besaßen und im Moment auf Lepso weilten.
    »Richtige Schatzjäger.« Zerft sprach die Worte seltsam unbetont aus. Dabei starrten seine Augen ins Leere. Er war nach unithischen Maßstäben ein Riese, zwei Meter groß und bullig. Seine Schlägervisage war zentimeterdick mit schwarzem Matsch bedeckt. Er hatte behauptet, es handle sich um eine traditionelle unithische Schlammmaske, aber Golath hatte keine Ahnung, wie er die auf Lepso aufgetrieben haben könnte.
    Über den Rüssel verliefen schlecht verheilte Narben, die bestimmt nicht von einem Missgeschick bei der Maniküre herrührten. Liszog hatte gegenüber Golath erst am Vortag ausgeplaudert, dass Zerft die Regeln der Paarungsrituale etwas zu locker ausgelegt hatte. Während der Brunft war unter männlichen Unithern alles erlaubt, was den anderen nicht gerade verstümmelte oder umbrachte. Letzteres musste Zerft wohl überhört haben, als man ihn über die Verhaltensregeln unter Erwachsenen aufgeklärt hatte. Insofern war Golath froh, dass er diesem Vollidioten nicht in einer dunklen Gasse in der Altstadt von Orbana begegnet war. Aber er würde sich vor dem Schläger in Acht nehmen müssen.
    Liszogs Liste stoppte. Ein Name leuchtete heller auf als die anderen, wurde größer, bis er das gesamte Hologramm einnahm. Im Hintergrund glomm das Antlitz eines weißhaarigen Arkoniden mit samtbrauner Haut auf.
    »Was ist an Ordon ... da Kassim so besonders?« Golath las den Namen von der Anzeige ab. »Euch reicht es wohl nicht, einen wertvollen Fünf-D-Schwingquarz zu klauen, was?«
    Die beiden anderen hatten ihn in einer Spelunke abgesetzt, in der hauptsächlich Mehandor verkehrten . Liszog hatte bei der Einsatzbesprechung das Wort »verkehrten« mit einem Lachen ausgesprochen. Golath hatte die Bedeutung sofort verstanden, als er die vollbusigen Mehandor-Frauen im Halbdunkel der Kneipe bei ihrem Geschäft gesehen hatte. Wenn ihn nicht Liszog über das
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