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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
Autoren: Gerry Haynaly
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nicht laut loszubrüllen.
    »Du hast mich ja nicht gefragt.«
    Golath legte die Finger auf die Umrandung des Waschbeckens und zählte leise vor sich hin; manche Gewohnheiten legte man eben nie ab. Zehn, elf, zwölf, drölf ...
    Liszog schnaufte. »Raja Deriu ist informationsmäßig ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. In den Ranglisten von Orbana kommt sie nicht vor, ganz im Gegensatz zu Ordon da Kassim. Aber man munkelt, dass sie zu einem Khasurn gehört, der mit ihrer Hilfe Geld wäscht. Dazu würde auch passen, dass sie so passiv spielt, so oft abwartet, passt oder mitgeht, anstatt zu erhöhen und zu setzen.«
    »Das klingt ja schon viel besser.« Golath warf einen letzten Blick in den Spiegel und strich die Smokinghose glatt, für die sie die eine Hälfte ihrer gemeinsamen Barschaft ausgegeben hatten. Mit seiner alten Hose hätte er im Kasino , wie sich diese Spelunke nannte, höchstens den Boden aufwischen können. Die andere Hälfte war für den Eintritt ins »Spaß und Spiele« draufgegangen.
    Das fünfstöckige Gebäude in Orbanas Altstadt verfügte über einen Gleiterparkplatz und einen Zugang über die Untergrundbahn der Stadt, damit die Spieler ungesehen die Spielhölle betreten konnten. In den oberirdischen Ebenen frönte Orbanas Mittelschicht erlaubten Dingen – klinisch reinem Sex mit Robot-Puppen, Wettgleiten bei Nullgravitation und jedem Glücksspiel der Galaxis, vom simplen Würfeln bis zum Balidan mit streng limitierten Einsätzen. In den unterirdischen Hallen wohnte das richtige Laster. Drogen und Nutten , hatte Zerft bei der ersten Besprechung gesagt, aber selbst das war untertrieben.
    »Und du, mein starker Freund Zerft, hast du auch etwas herausgefunden?«, fragte Golath.
    »Nö«, antwortete Zerft trocken.
    Golath stöhnte auf; jede weitere Frage war reine Zeitverschwendung. »Gehen wir!«
    Liszog betätigte die Spülung und schaffte es mit einigem Gepolter, die Tür von innen zu öffnen. Gemeinsam traten sie vor die Toilettenräume.
    Der Gang lag in einem schummrigen Halbdunkel, das von violett fluoreszierenden Pflanzen erzeugt wurde. Ihre rot glimmenden Blütenkelche wiegten sich wie in einem sanften Wind.
    Vom Gang zweigten Räume ab, die von Golaths Position aus einsehbar waren. Rechts johlte eine Meute von Arkoniden bei einem verbotenen Hahnenkampf mit metergroßen Hähnen, deren Krallen wie messerscharfe Klingen im Licht der Scheinwerfer glänzten. Links kämpften zwei Naats in einem primitiven Metallkäfig wie archaische Gladiatoren um ihr Leben – und die Menge überbot sich im Setzen auf den vermeintlichen Sieger.
    Hier unten gab es keine Limits bei den Einsätzen. Wenn man wollte, konnte man ein ganzes Vermögen verspielen. Bei den Spielmöglichkeiten gab es ebenfalls keine Grenzen, denn im nächsten Ring standen sich zwei Mehandor gegenüber, die in seltsame Umhänge gekleidet waren und ihre Leuchtstäbe als Hieb- und Stichwaffe benutzten.
    Unbeeindruckt ging Golath weiter. Ihm folgte Zerft, der von solchen Kämpfen und vor allem vom Balidan keine Ahnung hatte. Den Abschluss bildete Liszog, wie Golath an den schleifenden Geräuschen erkannte.
    Am Ende des Ganges betätigte er den Öffnungsmechanismus des Schotts, das knarzend in der Seite verschwand. Er musste über den Aufwand grinsen, den die Betreiber des Kasinos trieben. Genau so stellte sich wohl jeder Balidan-Spieler die historischen Anfänge des Spieles vor.
    Eine einzige Lichtquelle erhellte den Raum, eine Lampe, die tief über dem Balidan-Tisch hing und die weinroten Wände erahnen ließ. Vor dem Croupier, einem Mehandor, der aussah, als gehörte er seit Jahrzehnten zum Inventar des »Spaß und Spiele«, lag ein Stapel Karten.
    Seine Gegner saßen bereits am Tisch. Da Kassim starrte auf die Chips, die er vor sich aufgestapelt hatte. Die Arkonidin war sichtlich nervös. Ihr Fuß stieß unentwegt gegen ein Stuhlbein, aber in ihrem Gesicht regte sich kein Muskel. Golath hatte sie im Verdacht, ihre Mimik mit einer kleinen Spritze abgetötet zu haben. Der Mehandor stierte wie unbeteiligt auf die Wände, wo Poster eines antiken Kartensets und die Regeln des Hauses hingen.
    Golath ließ sich in den ledernen Stuhl vor seinem eigenen Stapel Chips sinken. Er verschränkte die Finger und streckte die Arme. »Dann kann es ja losgehen.«
    Da Kassim nickte ihm zu, die beiden anderen murmelten etwas, das wie »gut so« klang. Der Croupier mischte die Karten, hob die oberste ab und legte sie beiseite, ehe er jedem Spieler zwei Karten
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