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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
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Tage in Anspruch nehmen. Danach sind es nur noch ein paar Sprünge bis nach Hela Ariela.«
    »Sehen Sie das Positive an unserer Situation«, sagte Crest. »Sie haben Gelegenheit, einen einmaligen Ort zu besuchen, der zu Ihrer Zeit noch nicht einmal bekannt war.« Die Art, wie er zu Ihrer Zeit betonte, vertiefte noch die Kluft zwischen den beiden Arkoniden. »Vielleicht wird es Sie ja überraschen.«
    »Sie verwundern mich«, entgegnete Atlan. »Gerade Sie haben doch stets die Dringlichkeit unserer Reise betont. Wenn wir etwas dabei nicht gebrauchen können, sind es Überraschungen.«
    »Seht nur«, flüsterte Matsu und deutete auf die dunkle Fensterfront. Der bläuliche Stern war mittlerweile deutlich größer geworden, und nun kam ein Planet in Sicht. Er schimmerte in einem seidigen Spiel von Grau und Blau, als wäre er gefroren oder von großen metallischen Strukturen bedeckt. Dann schwenkte die HETH-KAPERK auf die Orbitalebene ein, der Planet schob sich vor seine Sonne, und als sie wieder hinter ihm hervortrat, blitzte sie auf seiner kalten, matt schimmernden Oberfläche und brach sich am Horizont in allen Farben des Regenbogens. Rhodan war sich sicher, dass er noch nie einen Planeten wie diesen gesehen hatte.
    Je näher sie kamen, desto mehr Details konnten sie ausmachen. Mehrere Schiffe und Satelliten umkreisten den Planeten, und im geostationären Orbit über dem Äquator, in einer Höhe, die gut dem zwei- bis dreifachen Durchmesser der Welt entsprach, schwebte eine leuchtende Struktur, die immer weiter an Komplexität gewann, bis sie sich wie eine wundersame weiße Schneeflocke ausnahm.
    Rhodan leerte seinen Becher.
    »Sie haben meine Neugierde geweckt«, flüsterte er. Crest lächelte, als hätte er nichts anderes erwartet. »Überraschen Sie mich.«

2.
    Quetain Oktor
     
    Quetain Oktor parkte seinen privaten Gleiter am für den Verkehr gesperrten Kopfende der Allee des tausendfachen Glanzes, jenseits derer sich der Palast der himmlischen Verheißung erhob. Er klappte das Verdeck hoch und sprang hinaus. Nachdem er drei Meter weiter wieder festen Boden unter die Füße bekommen hatte, kämpfte er für einen Augenblick fluchend um sein Gleichgewicht. Er hatte seinen Turm schon lange nicht mehr verlassen und die geringe Schwerkraft Trebolas überschätzt.
    »Gib acht«, sagte Kaprisi vom Gleiter. »Du weißt doch, wie schlecht sie auf unkontrollierte Bewegungen reagieren.«
    »Und du weißt, dass du mich kaum daran zu erinnern brauchst«, murmelte der Halbarkonide. In Momenten wie diesen fragte er sich, ob die betont rücksichtsvolle weibliche Stimme des Roboters nicht auch eine Spur von Spott enthielt.
    »Ich möchte lediglich daran erinnern, dass es seit dem Vorfall vor sechs Jahren, bei dem deine Kurtisane ...«
    »Es reicht, Kaprisi. Kommst du jetzt bitte?«
    Der Roboter verstummte. Seine Gestaltung war weder sonderlich lebensecht noch weiblich. Es war das typisch androgyne Modell, das man aus Kostengründen auf Welten einsetzte, deren Bewohner aller Voraussicht nach ohnehin nicht in der Lage waren, den Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau zu erkennen. Oktor hatte Persönlichkeitsprofil 7B in Kombination mit einer weiblichen Stimme gewählt, weil er gedacht hatte, dass ihm die Maschine so am wenigsten auf den Geist ging. Benannt hatte er sie nach dem sanftmütigen Bissatweibchen, das er in seiner Kindheit besessen hatte, in der Hoffnung, dass sie ihm genauso treu ergeben sein würde.
    Mittlerweile hatte er seinen Fehler erkannt, doch längst war es zu spät.
    Übertrieben geziert, wie ihm schien, kletterte Kaprisi aus dem Cockpit, verschloss es und trat an seine Seite. Dann schritten sie gemeinsam und so bedächtig, wie es das Protokoll verlangte, die letzten Meter bis zum Hoftor.
    Der Palast der himmlischen Verheißung war ein nicht nur für trebolanische Begriffe beeindruckendes Bauwerk. Spindeldürre Türme aus bläulichem trebolanischen Webstahl schossen wie Eiszapfen in den hellen Himmel auf, von schimmernden Freiwegen in schwindelerregender Höhe verbunden.
    Der Palast war das wohl prächtigste Gebäude der Hauptstadt, aber beileibe nicht das einzige dieser Art. Vom obersten Geschoss seines Turms aus betrachtet, sah die ganze Stadt für Quetain Oktor wie ein Nadelkissen aus, das man in ein Becken mit Zuckerwatte getaucht hatte. Er hatte es lange aufgegeben, sich zu fragen, welchen Gesetzmäßigkeiten diese Architektur unterworfen war. Die Trebolaner bauten ihren jahrtausendealten Traditionen
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