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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
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der Halle.
    »Guten Morgen«, sagte Rhodan.
    Der Arkonide schmunzelte. »Sie wirken tatendurstig.«
    Rhodan zupfte an dem leichten Pyjama, den er in der Koje getragen hatte. »Zunächst würde ich mich gerne umziehen und frisch machen, wenn möglich.«
    »Wie war der Schlaf?«
    »Das wissen Sie doch wahrscheinlich am besten.« Eine Reise im Tiefschlaf war der Normalfall auf längeren Strecken, und sie wollten sich auf ihrem Weg ins Herz des Imperiums so unauffällig wie möglich verhalten. Ihr Ziel war das Sonnenleuchtfeuer Hela Ariela, von dem aus Schiffe von überall aus der Galaxis ihren weiten Weg nach Arkon antraten. Der Kugelsternhaufens M 13, in dem sich die Heimatwelt des Imperiums befand, lag etwa 20.000 Lichtjahre oberhalb der Milchstraßenhauptebene. Es war eine lange Reise, und nur Atlan hatte es vorgezogen, für die ganze Dauer wach zu bleiben. Er war es auch gewesen, der ihnen während ihres Aufenthalts auf Isinglass die Passage besorgt hatte.
    Abgesehen von der Besatzung und einer Handvoll anderer Passagiere, die den Tiefschlaf aus medizinischen oder persönlichen Gründen ablehnten, musste es sehr einsam gewesen sein an Bord der HETH-KAPERK.
    Rhodan ließ den Blick über die leere Halle schweifen. »Sie gefallen sich in dieser Rolle als unser Wächter, nicht wahr?«
    Atlans Schmunzeln vertiefte sich. »Ich habe in der Tat lange genug geschlafen.«
    Damit hatte er allerdings recht. Gut zehntausend Jahre, soweit sie wussten – selbst wenn er während dieser Zeit immer wieder erwacht war und sein Schlaf auf einer anderen Technologie basiert hatte als dieser.
    »Was ist mit den anderen?«
    »Sie werden in Kürze geweckt. Sie und alle anderen, deren Passagiervertrag im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses einen Weckruf festschreibt.«
    Da wurde Rhodan hellwach. »Was ist passiert?«
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Atlan. »Wir müssen nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Ein Maschinenschaden – nichts Ernstes, wie mir der Kapitän versichert. Es wird uns aber etwas Zeit kosten, und er möchte keine Klagen der Passagiere, wenn sie hinterher feststellen, dass der Tiefschlaf länger gedauert hat als vereinbart. Es könnte Fragen geben, schlimmstenfalls Regressansprüche.«
    »Das ist sehr ... vorausschauend von ihm.«
    »Nicht wahr? Ich hatte gerade nichts zu tun, deshalb dachte ich, ich teile es Ihnen persönlich mit.«
    In diesem Moment wechselte die Beleuchtung in der Halle zu einem harten Krankenhauslicht, und warme Luft wurde durch die Ventilation hineingepumpt. Mit dem Surren Hunderter kleiner Servomotoren glitt etwa die Hälfte der anderen Kojen aus den Wänden und öffnete sich. Die höher gelegenen Kojen senkten sich an unscheinbaren Schienen zu Boden, um ihren Insassen den Ausstieg zu erleichtern. Es ging zu wie in einer Lagerhalle.
    Zwei Mehandor mit einer kleinen Transporteinheit, die Rhodan auf absurde Weise an den Rollwagen einer Stewardess erinnerte, betraten die Halle und machten gelangweilt die Runde, um die Passagiere zu begrüßen.
    »Treffen wir uns doch in einer Stunde in der Lounge«, sagte Atlan, ehe er sich abwandte. »Da kriegen wir am schnellsten mit, was uns erwartet. Außerdem gibt es dort etwas zu essen. Und der K'amana ist stark.«
    Rhodan schaute ihm verblüfft nach. Der Arkonide benahm sich, als wäre dies sein Schiff.
    Er schwang die Beine über den Rand der Koje und erhob sich. Seine Muskeln waren noch etwas zittrig, aber er wusste, dass dieser Effekt in wenigen Minuten verflogen sein würde. Dennoch war ihm die Schwäche unangenehm. Abermals dachte er an die Geschehnisse auf Isinglass zurück, während er den Blick über die anderen Passagiere schweifen ließ, die sich gleichfalls die Augen rieben und die Glieder reckten. Wenn nicht einmal ein arkonidischer Sensor mich jetzt mehr erkennt ... wer dann?
    Die Individualsignatur eines Lebewesens war ein fünfdimensionales Energiemuster, das vom Gehirn erzeugt wurde. Der Effekt war der menschlichen Wissenschaft bis dato unbekannt gewesen – zwangsläufig, da die fünfte Dimension sich menschlichen Sinnen verschloss. Die Vorstellung, dass sich irgendetwas an ihm verändert hatte, was außerhalb der vierdimensionalen Raumzeit existierte, in der er lebte, fühlte, dachte, war verstörend. Für jeden Sensor und die Positronik, die ihn auslas, war er nicht mehr derselbe Mensch. Weder er selbst noch die anderen Passagiere in der Halle könnten den Unterschied je bemerken – doch was seine Signatur betraf, war er nicht
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