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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Autoren: Andreas Brandhorst
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tot, und jetzt sterben auch unsere Seelen. Unsere Lieder verstummen.
    »Nein!«
    Vielleicht haben wir noch eine letzte Chance, sang Darhel. Der Station bleiben nur noch wenige Sekunden, und ihre Zerstörung bedeutet auch das Ende der großen Alahandra. Sie ist es, die uns zusammengeführt hat; ohne sie brechen wir auseinander und... verstummen. Wenn wir ihre Energie konzentrieren...
    Jorgal nahm Aufregung wahr.
    Könnt ihr mir die Kontrolle überlassen?, fragte das Darhel-Lied. Kleine Alahandra, die du gesehen und gehört hast... Zeig mir den Weg zu den Sendern der Station.
    Jorgal schwebte auch weiterhin in der Maschinenwelt und fürchtete nichts mehr, als aus ihr herausgerissen zu werden und in die andere Welt zurückzukehren, die voller Ungewissheiten und Schmerz gewesen war. Er fühlte Dinge, die um ihn herum geschahen, hörte mit wachsendem Entsetzen, wie weitere Lieder verstummten, nicht nur in der Ferne. Lücken entstanden in der Symphonie, die er aus dem Chaoslied erschaffen hatte, stumme Löcher ohne einen einzigen Ton.
    Plötzlich kam ein Heulen, wie ein Sturm in dieser Welt der Gesänge. Er wirbelte die vielen Formen durcheinander, ohne die Verbindungen zwischen ihnen zu zerreißen, und seine Stimme übertönte die zarteren Klänge der Symphonie. Jorgal fühlte, wie der Orkan ihn mitzureißen versuchte, und instinktiv widersetzte er sich, suchte irgendwo nach Halt...
    Leiste keinen Widerstand, Jorgal!, rief Darhel, und der Maschinenflüsterer fühlte in seinem Lied auch die Präsenz von Memerek sowie der kleinen und großen Alahandra. Komm zu uns, jetzt sofort! Zögere nicht! Dies ist ein Sendeimpuls. Er trägt uns fort von der Station, und seine Energie wird uns erhalten.
    Der Sturm packte Jorgal, fügte ihn den Melodien der anderen hinzu. Er fand sich in einer kleineren Welt wieder, die jedoch alle Klänge enthielt, alle Formenechos, und die Maschinenmutter streckte die Arme für ihn aus, für sie alle, und Jorgal lief ihr entgegen, ließ sein Lied mit dem ihren und den anderen verschmelzen, auf dass eine gemeinsame Melodie entstand, komplex und schön.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Jorgal vollkommenes, uneingeschränktes Glück.
    Ein elektromagnetischer Impuls verließ die Antennen der Station, bevor sie in einem Glutball verging, und flog mit Lichtgeschwindigkeit durchs All, so wie die Archen, die vor vielen Jahrtausenden ein fernes Sonnensystem verlassen hatten. Er gesellte sich der kosmischen Strahlung hinzu und trug ein Lied zu den Sternen.

Deshan Apian - Lemuria 4653 dT(51747 v. Chr.)
     
    »Was hat das Projekt Exodus jetzt noch für einen Sinn?«, fragte Deshan Apian als sie den Astrolift an seinem stationären Ende über Lemur verließen und in einen Shuttle umstiegen, der sie zum Werftenkomplex in Suens Umlaufbahn bringen sollte. »Es heißt, die Entwicklung eines überlichtschnellen Antriebs durch das Raumfahrtso-lidar steht kurz vor dem Durchbruch.«
    »Der Hyperantrieb wird die Raumfahrt erheblich vereinfachen, das stimmt«, sagte Levian Paronn, als der Shuttle beschleunigte und Lemurs Mond im Fenster erschien. »Aber wenn die ersten überlichtschnellen lemurischen Schiffe fremde Sonnensysteme erreichen, wird der Feind das früher oder später bemerken und den Weg hierherfinden.«
    »Kennt er ihn nicht längst?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das Artefakt auf dem Anunna-Mond wirklich eine Relaisstation war, dazu bestimmt, Ortungsdaten weiterzuleiten. Vielleicht diente es einem ganz anderen Zweck. Und das Kugelschiff, das drei lemurische Transporter zerstörte... Es war beschädigt, erinnerst du dich? Es könnte das Apsu-System durch Zufall erreicht haben.«
    »Seit hundertfünfzig Jahren weist du darauf hin, dass irgendwann der Feind kommen wird, ein schlimmerer Feind als die Konos, und jetzt überlegst du es dir plötzlich anders?«
    »Nein«, sagte Paronn. »Der Feind wird kommen. Das weiß ich. Es ist keine Meinung, sondern Gewissheit. Aber vielleicht sind es die mit dem neuen Hyperantrieb ausgerüsteten lemurischen Schiffe, die ihn hierherlocken. Wenn der Feind hier eintrifft, müssen wir fort sein.« Er deutete nach draußen ins All, zum Werftkomplex über Suen, der auf die Größe einer Stadt angewachsen war. Halb automatische Fabriken auf dem Mond verarbeiteten Suens Rohstoffe und lieferten ihre Produkte nicht nur den Werften des Exodus-Projekts, sondern auch dem Großen Solidar von Lemur. »Jene beiden Schiffe dort werden
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