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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Autoren: Hubert Haensel
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Hyper-THAU war banal bearbeitet. Der Geheimnisvolle machte also Fehler. Gut, das zu wissen, darauf konnte er sich einstellen.
    Noch einmal überflog Lamos den knapp gehaltenen Text, dann legte er die Folie nachdenklich zur Seite. Wenn er richtig vermutete, standen bedeutungsvolle Ereignisse bevor. Für die Trümmerbrücke und damit für das THAU-Konsortium.
    Der Gelau kündigte allen Händlern an, dass er in den nächsten Tagen persönlich in der Station erscheinen würde, um »gewisse Erfordernisse« zu regeln. Das war eine ebenso weitgefasste wie beklemmend wirkende Umschreibung. Vor allem würde der Geheimnisvolle seine Identität lüften müssen.
    In dem Moment hätte Ozwach keinesfalls zu sagen vermocht, ob er das als gut oder schlecht einschätzte. Er argwöhnte jedenfalls, dass dieses überraschende Zusammentreffen mit dem Gelau mit grundsätzlichen Dingen verbunden sein musste und dass er in diesem speziellen Fall nicht umhin kam, sich mit den anderen größeren Händlern des THAU ins Einvernehmen zu setzen. Obwohl er den Kontakt zu seinen Konkurrenten so weit wie möglich vermied. Aber sie hatten die Nachricht ebenfalls erhalten. Vielleicht meldete sich sogar einer von ihnen. Lamos entschied sich, abzuwarten und die Nerven zu bewahren. Gewissermaßen war dies wie der Wettlauf um einen guten Absatzmarkt oder ein neues Produkt. Wer sich bedeckt hielt, hatte die besten Chancen, der Aufmerksamkeit seiner Mitbewerber zu entgehen. Etliche Handelssegmente waren im 14. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung längst zu einer Art psychologischem Kriegsschauplatz geworden. Harte Verdrängung hatte die Innovation ersetzt, und das THAU-Konsortium war einst gegründet worden, um knallharte Vorteile für dessen Anteilseigner zu sichern. Aber einige THAU-Händler gönnten den anderen die Luft nicht mehr, die sie atmeten.
    Kam der Gelau, um die brüchig gewordene Einheit wieder zusammenzuschweißen?
    Springer-Patriarchen waren immer Individualisten gewesen. Wer das ignorierte, würde eines Tages die Rechnung dafür präsentiert bekommen. Es war Lamos egal. Seit Jahren bereitete er sich darauf vor, den anderen den Rang abzulaufen. Er konnte warten. Und er glaubte, den richtigen Zeitpunkt erspüren zu können. Bald.
    Zwei Stunden waren vergangen, seit der Gelau sein Eintreffen avisiert hatte, aber noch schwiegen die anderen THAU-Händler. Lamos Ozwach fragte sich bereits, ob dies die Gelegenheit war, den Führungsanspruch an sich zu reißen. Jemand musste die Interessen aller bündeln.
    Nachdenklich blickte er die beiden Hologramme an, die vor ihm über der Konsole schwebten. Eines zeigte Ghorda zu der Zeit, als sie sich auf der Trümmerbrücke begegnet waren: eine füllige Schönheit mit dichtem rotem Haar, verlockenden Augen und kantigen Zügen, die Willensstärke verkündet hatten. Daneben Ghorda heute, das Haar strähnig, der Blick matt, und auf den Knochen mehr schwabbeliges Fleisch, als es selbst für einen Springer noch begehrenswert war. Mit den Jahren war sie ungezählten anderen Frauen ähnlich geworden, aber damals. Lamos entsann sich Ghordas manchmal peinlich anmutender Blicke, mit denen sie Händler und Kunden gleichermaßen herausfordernd taxiert hatte. Es war ihm egal gewesen. Ihr Kapital und ihre Reize hatten seine Sinne umnebelt.
    Mit einer ärgerlichen Handbewegung wischte Ozwach die Holo-darstellungen beiseite. Fast spürte er ein wenig Genugtuung, als Ghordas fettes Konterfei verwirbelte. Er warf sich in seinem Sessel zurück, knallte die Hacken auf die Konsole und starrte die nackte Stahlwand an.
    »Du willst die großflächige Bilddarstellung sehen, Herr?«, schnarrte die Stimme des Raumservos.
    »Nein!«, fauchte Ozwach. »Verschone mich damit!«
    »Den Weltraum.?«
    »Verdammt - nein!« Der Springer packte den nächstbesten Gegenstand in seiner Reichweite, es war ein Spuckstein, und schleuderte ihn in Richtung der Manuelleinheit. Allerdings verfehlte er den Servo um ein beachtliches Stück.
    Der Anblick des Weltraums bereitete ihm Übelkeit. Er empfand dann das quälende Gefühl, in eine endlose Tiefe zu stürzen, immer nur zu fallen. Wie gut, dass sein Kontor nahezu im Mittelpunkt des stählernen Kolosses lag, zwar am Übergang vom Trümmersteg zu Pfanne Zwei, aber doch gut geschützt. Hier durfte er sich sicher wähnen, denn nicht einmal die Explosion eines Frachters konnte die Innenräume gefährden.
    Die Erinnerung drängte sich ihm wieder auf.
    Als er Ghorda begegnete, war er ein auf der
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