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PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

Titel: PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe
Autoren: Uwe Anton
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rechten Nasenflügel, die sich weiß verfärbt hatte. Er roch die schwere Süße fast überreifer Trauben. Dann trank er einen kleinen Schluck.
    »Wie ich schon gesagt habe, dem Hilferuf Folge leisten.«
    »Einfach so? Obwohl es hier am Sternenfenster jeden Augenblick zur Eskalation kommen könnte?«
    Rhodan überging den Einwand. »Es war ganz seltsam. Kiriaade schien keineswegs vollständig von mir überzeugt zu sein. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als riefe sie mich nur widerwillig zu Hilfe. Ausgerechnet mich ... so könnte man es ausdrücken.«
    »Kiriaade«, sagte Benjameen. »Du sprichst von dieser Erscheinung, als würdest du sie kennen.«
    Zu seiner Überraschung nickte Rhodan. »Das ist richtig. Sie war unglaublich fremdartig, aber gleichzeitig hatte ich den Eindruck, sie zu kennen. Ihr vielleicht schon einmal begegnet zu sein.«
    »Aber du weißt nicht, wann und wo?«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist ... Kiriaade nicht nur dir erschienen«, sagte der Arkonide. »Ich habe sie ja auch wahrgenommen.«
    »Syntron«, sagte Rhodan, »hat es in der letzten Stunde Meldungen über seltsame Erscheinungen an Bord gegeben? Führe alles auf, was irgendwie aus dem Rahmen fällt.«
    »Es liegen keinerlei derartige Meldungen vor«, antwortete die Syntronik.
    Rhodan nickte. »Das habe ich mir gedacht. Niemand außer
    mir vermochte die mentale Stimme wahrzunehmen. Von dir natürlich abgesehen, Benjameen. Ich habe geglaubt zu träumen, anfangs vielleicht tatsächlich geträumt, nur dass es kein Traum, sondern die Wirklichkeit war, wenn du verstehst, was ich meine, und die Intensität meiner Gefühle hat dich in meinen Traum gezogen.«
    »Überlege«, kam der Arkonide wieder zur Sache. »Sonst hat Kiriaade nichts gesagt? Vielleicht fällt dir ja noch etwas ein ...«
    »Eigentlich hat sie überhaupt nichts gesagt. Das ... Gespräch blieb seltsam unkonkret, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Wortlaut nicht nur ein Konstrukt meines Unterbewusstseins ist. Ihre Hilfsbedürftigkeit erschloss sich mir nicht durch konkrete Informationen, sondern hauptsächlich durch den emotionalen Kontakt.«
    »Ich verstehe.«
    Rhodan lächelte schwach. »Kiriaade erschien mir nicht wie ein wirklicher Mensch.«
    »Sondern?«
    »Sondern wie ein fernes Ideal, das ich niemals erreichen kann, aber unbedingt erreichen muss.«
    »Perry, das alles hört sich ...«
    »Ich weiß«, unterbrach Rhodan ihn und trank noch einen Schluck. »Vielleicht lautet die Antwort: Weil er da ist.«
    »Wie bitte?« Der Arkonide hatte noch nicht von dem alkoholhaltigen Getränk gekostet und hielt die Nase darüber.
    »Der Berg«, sagte Rhodan. »Warum steigen Menschen auf den Gipfel eines Berges? Ganz einfach. Weil er da ist.« Benjameen räusperte sich unbehaglich. Wahrscheinlich hat er noch nie erlebt, dass ich mich einem anderen dermaßen offenbare, dachte Rhodan.
    »Ich gestehe es ein«, fuhr der Resident fort. »Manche behaupten, ein wichtiger Zug meines Charakter sei unstillbare Neugier. Sie haben Recht. Dieser Wissensdrang gilt sowohl Menschen und anderen Wesen, für deren Schicksal ich mich interessiere und an dem ich Anteil nehme, als auch den Geheimnissen des Kosmos. Seit ich zum ersten Mal den Fuß auf den Erdmond gesetzt habe, vor fast dreitausend Jahren, möchte ich erfahren, wirklich verstehen, welche Kräfte und Mächte den Kosmos prägen und beeinflussen. Ich bin davon überzeugt, dass Kiriaade mich kennt. Mich und diesen Wesenszug. Vielleicht will sie ihn ganz gezielt ausnutzen. Aber das ändert nichts daran, dass ihre Sache richtig und gerecht ist.«
    Benjameen nippte an dem Getränk. Es war in der Tat fast schon unangenehm süß.
    »Samos«, sagte Rhodan. »Likörwein. Gekeltert aus original griechischen Trauben. Ich würde dir nicht empfehlen, mehr als ein Glas davon zu trinken.«
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    »Begleitest du mich?«
    Der Arkonide zuckte zusammen. Die Frage schien für ihn nicht unerwartet zu kommen, ihn aber trotzdem zu überraschen. Rhodan vermutete, dass er am liebsten spontan bejaht hätte, doch an Tess dachte, und daran, was sie dazu sagen würde.
    Manchmal warf seine Lebensgefährtin ihm vor, träumerisch veranlagt zu sein, ein im Grunde viel zu vertrauensvoller Charakter, während sie sich gern als knallharte Realistin sah ... die sie wohl auch war. In dieser Hinsicht ergänzen die beiden sich perfekt, dachte Rhodan.
    »Tess hätte ich selbstverständlich auch gern dabei«, fuhr er fort. »Und wir nehmen die
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