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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Tephaya zu entkommen, oder er würde den Terraner hinrichten, nachdem er die JULES VERNE aus dem Schwarzen Loch gelenkt hatte.
    Das Schott öffnete sich. Wärme und Licht empfingen sie. Bull blickte auf seinen Armbandkom. Das große Display zeigte Zahlenreihen, eine Art Countdown. Die Zahl 233 blinkte auf.
    Bull trat zögernd ein, Maltynouc folgte ihm. Ein Stich durchfuhr ihn dort, wo er derzeit sein Herz hatte. Es war ihm nicht gestattet, diesen Raum zu betreten, und dennoch tat er es, unter Aufbietung all seiner Kräfte.
    Es gelang, was kaum möglich erschien. Doch welche Mächte auch immer über den Weißen Saal bestimmten, sie wussten nichts mit ihm anzufangen. Er war Mensch und Jaj. Er war etwas Unbegreifliches.
    Es war dies einer der wenigen Augenblicke, da Maltynouc froh war, kaum etwas über seine Herkunft zu wissen.

7.
     
    Bull verstand den Begriff »Similierer« nicht ganz, aber er verstand zumindest, dass Maltynouc sich als etwas Besonderes betrachtete. Er fühlte sich den Onryonen zumindest gleichgestellt, und er war stolz auf seine besonderen Fähigkeiten.
    Das Weiß blendete, eine Lichtquelle war nicht zu erkennen. Er warf drei Schatten, Maltynouc vier. Drei davon waren kürzer, einer länger. Die Geometrie im Raum stimmte nicht. Bull hatte das Gefühl, bergab zu blicken und bergauf zu gehen. Seine Sinne waren nicht in der Lage, die hiesigen Bedingungen zu verstehen.
    Er sah sich um und suchte nach etwas, das ihm weiterhelfen konnte. Er hatte Widerstand beim Eintreten gefühlt und die Existenz von etwas anderem. Jemand wohnte, lebte, hauste im Weißen Saal. Dieser Jemand war nicht erpicht darauf, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Er lauerte, irgendwo. Vielleicht wartete er, bis Bull sich mit den hiesigen Bedingungen arrangiert hatte.
    Maltynouc fuchtelte mit einer Hand wild umher, drehte sich um, suchte den Raum ab. Auch er sah also Trugbilder. Und er redete weiter. Erzählte von sich aus, was und wer er war.
    »Beim Similieren stelle ich eine biologische Kopie her, die vom Original nicht unterscheidbar ist«, murmelte er.
    »Du bist so etwas wie ein Biokybernetiker?«
    »Auch das trifft es nicht. Ich similiere nicht nur die Form, sondern auch die Eigenarten der Zielperson. Als Onryone bin ich in der Lage, Aromen auszudünsten. Als Terraner kann ich ... Ja, was können Terraner eigentlich? Bis jetzt habe ich nichts entdeckt, was von herausstechender Bedeutung wäre.«
    Bull ging nicht auf die Provokation ein, während er sich weiter umsah. Der oder das Unsichtbare berührte und streichelte ihn. Zögernd und misstrauisch.
    »Du hast also auch Ghiyas Khosraus falschen Arm hergestellt«, sagte Bull. »Aus einem Teil von dir selbst.«
    »Selbstverständlich. Ich habe mithilfe des Arms hochkomplexe Stoffe abgesondert. Biologische Kunstwerke. Solche, die mit meinen Ausdünstungen euch Menschen beeinflussten.«
    »Du tust so, als hättest du deine Aufgabe zu deiner eigenen Zufriedenheit erfüllt. In Wirklichkeit aber stehst du bei mir und bist darauf angewiesen, dass ich dir den Hintern rette.«
    »Ich habe einen Faktor nicht bedacht. Ich war so nahe an dir dran, in diesem einen Augenblick, da du abgelenkt warst und nicht glauben wolltest, dass dich ein Mädchen mithilfe eines Stücks umgewandelter Körpermasse in die Luft sprengen könnte.«
    »Und dann warf sich Jawna Togoya auf mich und rettete mir das Leben.«
    »So ist es. Ich habe die Besonderheiten ihrer Existenz nicht einkalkuliert. Ich habe mich nicht gut genug auf die besonderen Umstände an Bord der JULES VERNE vorbereitet.«
    Bull beobachtete wellenförmige Bewegungen, die den SERUN des Marshalls wölbten und dann wieder verschwanden. »Du similierst gerade eben?«, fragte er neugierig.
    »Es sind die letzten Momente der Umwandlung von Absynthe zu Ghiyas Khosrau. Sie dauerte lediglich zwei Stunden. Ihr seid leicht nachzubilden – und bereitet mir dennoch schreckliche Schmerzen.«
    Bull überlegte einen Moment, ob er vorspringen und dem anderen die Waffe aus den Händen reißen sollte. Gerade noch rechtzeitig sah er das Aufleuchten in den Augen des Marshalls. Er wartete auf einen Angriff und war darauf vorbereitet, trotz aller Irritationen und der Pein, die er eben durchlitt.
    Bull wandte sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu. Das Schiff kollabierte. Er hatte die Anzeichen gesehen und angemessen, bevor er den Weißen Saal betreten hatte. Es waren bloß noch Sekunden, dann würde dort draußen alles von Tephaya verschluckt werden.
    Der Armbandkom
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