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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Physik ohnedies nicht mehr.
    Bull hatte viel zu oft mit Schwarzen Löchern zu tun gehabt. Mit ihrer Unberechenbarkeit und den hyperphysikalischen Phänomenen, die sie auslösten. Mit Dimensionstunneln und Sternenstraßen. Mit Völkern, die die titanischen Kräfte des Nichts zu beherrschen meinten. Er jedoch hatte seinen Respekt vor diesen alles verschlingenden Sternenfressern niemals verloren.
    Falsch. Es empfand keinen Respekt, sondern pure Angst.
    »Die Besatzungsmitglieder sind bis auf wenige Ausnahmen gesund und wirken so, als wären sie frei von jeglicher Beeinflussung«, unterbrach NEMO seine Gedanken.
    Wenigstens das ... Ein Anfang ist gemacht.
    »Schaffen wir es, Tephaya wieder zu entkommen?«, fragte Bull leise.
    »Nein.« NEMO gab die Antwort ohne eine Spur von Bedauern. »Die Besatzungsmitglieder müssen die Trafitron-Weiche nehmen und die JULES VERNE verlassen.« Die Positronik hielt kurz inne und meinte dann: »Ich weiß nun, wie die Weiche funktioniert. Bemerkenswert ...«
    »Schleuse die Leute aus, mach schon! Unterstützung durch alle verfügbaren Roboteinheiten.«
    NEMO zeigte ihm Bilder aus den Hangars. Lebewesen aus allen Teilen der Milchstraße strömten aus Schleusentoren der RALF MARTEN und der GORATSCHIN, geleitet von TARAS oder Posbis, von großen und kleinen Einheiten. Diese bildeten Gassen und trieben ihre Schutzbefohlenen vorwärts wie eine Menge Vieh, das zur Schlachtung geschickt wurde. Doch in diesem Fall würde ihnen die grobe Behandlung durch die Kunstwesen die Rettung bringen – sofern die Trafitron-Weiche tatsächlich funktionierte und sie aus der JULES VERNE schaffte.
    »Bert Cenda, Joska Oter und Suzie Quentin haben sich eben gemeldet, um dich von der Schiffszentrale aus zu unterstützen ...«
    »Abgelehnt. Sie verlassen die JULES VERNE mit allen anderen.«
    »Joska möchte mit dir sprechen.«
    »Aber ich nicht mit ihm! Er soll vor Ort alles unternehmen, damit die Leute so rasch wie möglich von Bord kommen.«
    Bull betrachtete eine schematische Darstellung des Schiffs. Zwei Transmitter befanden sich in unmittelbarer Nähe der Hangars. Sie waren auf aktiv geschaltet. Rings um sie existierten irritierende Lichtphänomene. Schleier aus Weiß trieben durch den Raum und erzeugten einen Nebel, der aus sich heraus leuchtete. Wände, Böden und Decken nahmen einen kristallenen Glanz an.
    Die NAUTILUS-Kreuzer meldeten Empfangsbereitschaft; erste Besatzungsmitglieder wurden ins Torbogenfeld getrieben. Sie waren allesamt verwirrt und wussten kaum, was rings um sie vorging. Manche ahnten nicht einmal, dass sie zurück auf der JULES VERNE waren. Sie gehorchten den Robotern, ließen sich rasch gedruckte Folien mit Anweisungen in die Hand drücken oder lauschten den Durchsagen, die NEMO ständig wiederholte. Er sah viele Verletzte, Opfer der Machenschaften des Marshalls. Sie humpelten, wurden getragen, geschoben, geführt.
    Auf einem Bild meinte Bull Ernest Snijden zu erkennen, den Major, der seinem Naturell entsprechend die Kontrolle über einen Abschnitt des Wegs vom Hangar hin zu den Transmittern übernommen hatte, gemeinsam mit einigen seiner Soldaten. Ertruser und Epsaler stampften vorbei, dann ein Mastikrant, sechs Meter hoch und dürr wie ein Zaun. Einer von zweien, die die JULES VERNE als Heimat betrachtet und an Bord ihren Einsturz erlebt hatten.
    Tefroder. Ferronen. Jülziish. Topsider. Arkoniden, hell- und dunkelbraun getönt. Zwei Akonen, die sich gegenseitig stützten und selbst jetzt noch vorgaben, alles unter Kontrolle zu haben. Drei Aras, drei Kamashiten. Ein Blumenwesen aus Sarnojani, eben in der Knospung begriffen, dessen Transporttopf von einem Posbi getragen wurde. Exotische Wesen, seltsame Wesen. Solche, die trotz eines menschenähnlichen Aussehens völlig fremd wirkten, und solche, die aus Silikat-Zuchtgehegen stammten und mit denen sich Bull ausgezeichnet verstanden hatte.
    Und natürlich Terraner, immer wieder Terraner. Seine Terraner, wie er liebevoll dachte.
    Sie verlassen das Schiff, ein letztes Mal ...
    »Du musst nun ebenfalls gehen«, sagte NEMO.
    »Die Rettungsaktion ist längst nicht abgeschlossen! Ich bleibe hier, bis der letzte Mann von Bord ist.«
    »Ich verliere die Verbindung. Du musst gehen.«
    »Die Verbindung wohin, NEMO?«
    »Zu mir selbst. Zur JULES VERNE. Ich verliere an Informationen. Ich werde navigations- und denkunfähig.«
    »Du wirst gefälligst durchhalten!«
    »Ich bin müde, Reginald Bull, so schrecklich müde ...«
    Er erschrak. Was redete
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