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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste
Autoren: Christian Montillon
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auftretende Phänomene gemeldet, doch der Transportvorgang an sich schien problemlos zu verlaufen.
    Für die Bewohner des Solsystems gab es in der Tat keine Besonderheit. Dem Empfinden der Menschen und den Aufzeichnungsgeräten zufolge verlief die Versetzung aus der Anomalie zeitverlustfrei – und doch kam es zu einem Effekt, den die Wissenschaftler mangels einer konkreten Erklärung mit dem Begriff Transit-Dilatation umschreiben.
    Was genau geschah, ob eventuell die Transformation der Anomalie zum Neuroversum oder gar ganz andere Gründe eine Rolle spielten, bleibt nach wie vor unklar. Fest steht nur, dass die Ankunft des Solsystems an seinem angestammten Platz in der Milchstraße nach dortiger Zeitrechnung am 26. August 1503 NGZ stattfand. Die Bewohner der solaren Welten übersprangen somit rund 33 Jahre.
    Doch damit nicht genug: Bei seiner Rückkehr war das Solsystem nicht vollständig – der Mond der Erde, Luna, fehlte, war spurlos verschwunden. Und das wiederum war ein keineswegs vernachlässigbares Problem. Mit Luna war auch der wichtige Rechnerverbund NATHAN verschwunden, die von diesem permanent erledigten Dinge mussten kurzfristig auf andere Weise organisiert werden. Die mit dem Erdmond verbundene Infrastruktur – vor allem die riesigen Luna-Werften und alles, was damit zusammenhing – stand zudem von einem Augenblick zum anderen nicht mehr zur Verfügung. Das aber war angesichts der anderen Auswirkungen insbesondere auf Terra selbst fast vernachlässigbar.
    Luna war seit seiner Entstehung ein wichtiger Faktor für die Stabilisierung der Erdachse. Neben dem Gravitationseinfluss der Sonne war der Mond maßgeblich für das Entstehen von Ebbe und Flut verantwortlich – und das waren nur die offensichtlichsten Auswirkungen. Der fehlende Mond sorgte für Chaos, an dem selbst die Möglichkeiten einer technisch hochstehenden Zivilisation wie die der Terraner heftig zu knabbern hatte. Verheerende Unwetter, die die Wetterkontrolle nur abmildern, aber nicht verhindern konnte, sowie Änderungen beim gesamten Erdklima waren ebenso Folge wie tektonische Unruhen einschließlich vieler Erdbeben und Vulkanausbrüche.
    Es bedurfte etlicher Mühen, der diversen großen wie kleinen Katastrophen Herr zu werden. Dennoch bestand die Hoffnung, dass auch Luna über kurz oder lang doch materialisieren würde. Schließlich war es keineswegs abwegig, dass Luna »nur etwas Verspätung« hatte. Immerhin war ja das Sonnensystem selbst – mit all seinen Planeten und Monden, Tausenden Asteroiden, Planetoiden und seiner aus Millionen Objekten bestehenden Oort'schen Wolke – mit der Transit-Dilatation von mehr als dreißig Jahren angekommen.
    Die Hoffnung war berechtigt. Es rechnete nur niemand damit, dass der Mond, der schließlich am 22. Mai 1512 NGZ wieder in genau der richtigen Umlaufbahn materialisierte, nicht mehr der Alte war, sondern ein sehr veränderter Himmelskörper.
    Luna ist seither nicht mehr das melancholische Licht am Nachthimmel, das Dichter aller Zeiten inspiriert hat, sondern ein bösartig glimmendes Auge, das die Menschen bis in ihre Träume verfolgt, ein Himmelskörper, dessen fahlgrünes Licht alles kränklich und trostlos wirken lässt. Die einst so vertraute Oberfläche des Mondes wird als Technokruste oder Technogeflecht umschrieben – ein sonderbarer Überzug von unterschiedlicher Dicke und keineswegs einheitlichem Aussehen. Vielerorts misst sie Hunderte Meter, an anderen Stellen wiederum scheint nur eine dünne, technische Haut über Kraterhänge und Rillenstrukturen gespannt zu sein. Von der ursprünglichen Mondoberfläche ist jedenfalls nichts mehr zu sehen – und von den Städten, die sich einst auf der Oberfläche erhoben haben, auch nicht. Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist, ob sie vielleicht »nur« von der »Kruste« überzogen und von ihr verdeckt sind.
    Der Mond sah so verändert aus, dass zunächst daran gezweifelt wurde, es überhaupt mit dem ehemals so vertrauten Trabanten zu tun zu haben. Erst genauere Messungen und Beobachtungen bestätigten, dass es sich tatsächlich um Luna handelt. Der Durchmesser beträgt nach wie vor 3476 Kilometer, auch Masse und Anziehungskraft stimmen mit den bekannten Werten weitgehend überein. Es ist Luna – nur hat irgendetwas oder irgendjemand den Mond völlig entstellt.
     
    Rainer Castor

 
    Vorwort
     
     
    Liebe Perry Rhodan-Freunde,
     
    willkommen im 38. Zyklus und im 52. Jahr der PERRY RHODAN-Serie. Ein Rückblick zu den Anfängen im Jahr 1961
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