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PR 2699 – Das Neuroversum

PR 2699 – Das Neuroversum

Titel: PR 2699 – Das Neuroversum
Autoren: Uwe Anton
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dachte er. Du wirfst dein Leben für ein paar Stunden weg ... Aber nichts, was er nun sagte, würde sie umstimmen können.
    »Etwas Zeit ist besser als keine.«
    Nachdem Delorian so freundlich zu dir war ... Er sprach es nicht aus. Ihm wurde klar, dass die Eifersucht ihn trieb.
    Er stand ebenfalls schweigend da, überlegte, wie viele Jahre sie miteinander verbracht hatten, anfangs eher heimlich, schließlich offiziell ... Wie schön es gewesen war ...
    Hör auf, dich selbst zu quälen, dachte er.
    »Ich habe damit gerechnet«, sagte er schließlich. »Ich weiß, was Mutterliebe ...« Er hielt inne. »Ich habe den Eindruck, dass es schon lange zwischen uns ... kriselt.«
    Mondra nickte. »Ja. Seitdem ich von diesem Mammutbaum gesprungen bin ... an Normans Grab. Seitdem war nichts mehr wie vorher. Ich wollte dich damals vielleicht einfach nur vorführen, Perry, und ich weiß, dass manche deiner Freunde mich für eine unerträgliche Zicke halten.«
    Rhodan lächelte schwach. »Kann schon sein.«
    »Dann sind sie mich jetzt los.«
    »Ich ...« Rhodan brachte kaum einen Ton über die Lippen. Er musste das Thema wechseln, bevor das Gespräch noch peinlicher wurde. »Mikru hat mich darauf angesprochen, ob sie dich vielleicht begleiten kann. In ein neues Universum übergehen. Sie hat gesagt, dass sie hier in diesem Universum nichts mehr hält. Keine neuen Piloten.« Rhodan verstummte.
    »Danke, aber ...«
    Rhodan wollte es nicht hören. »Nein. Mikru will es so. Sie hat das Gefühl, dass ihre Zeit hier vorbei ist. Ihre Rolle gespielt.« Er hielt inne. »Falls du es dir anders überlegen solltest, hast du zumindest ein Transportmittel zur Verfügung.«
    »Ich werde es mir nicht anders überlegen.«
    »Schon gut.« Rhodan nickte. Er hatte an Mondra und Delorian gesehen, wie tief der Stachel verpasster gemeinsamer Zeit sitzen konnte. Mondra hatte sich entschlossen, im Neuroversum zu bleiben, um ihren Sohn Delorian kennenzulernen, und nichts würde sie umstimmen können.
    Rhodan hatte seinen Blick für die Realitäten nicht verloren. Mit Worten konnte er nichts mehr ändern. Die Entscheidung war gefallen, vor geraumer Zeit schon.
    Mikrus Ansinnen bedeutete für ihn zumindest ein letztes Fünkchen Hoffnung. Falls Mondra es sich noch anders überlegen sollte, falls sie ihr Leben retten wollte, statt es für ihren Sohn aufzugeben ... Er führte den Gedanken nicht zu Ende.
    Auch Mikrus Entschluss stand fest. Er wurde getragen von Neugier auf das Kommende, so wie Mondras Entscheidung von der Liebe zu ihrem Sohn.
    »Perry, ich ...«, begann Mondra, verstummte aber, als der Türsummer erneut ertönte.
    Eine Sekunde lang hegte Rhodan die irrationale Hoffnung, es sei Delorian, der doch noch zu einer letzten Aussprache kam, sich verabschieden wollte ...
    »Herein«, sagte er schnell.
    Aber es war nicht Delorian. Rhodan musste seinen Sohn einfach so ziehen lassen.
    Es war Nemo Partijan.
     
    *
     
    Der Hyperphysiker schaute zu Mondra, dann zu Rhodan. »Ich ...«, sagte er, räusperte sich dann. »Das Solsystem wird in wenigen Stunden an seine angestammte Heimat zurückkehren.« Er bemühte sich, seinen Worten einen nüchternen Klang zu geben.
    Rhodan nickte. Der mentale Sog wurde in der Tat stärker. »Das Solsystem wird auf dieselbe Weise nach Hause gebracht, wie QIN SHI es entführt hat. Die achtundvierzig Blütenblätter der Zeitrose sind bereit.«
    Nemo Partijan senkte den Blick.
    Rhodan ahnte, was er sagen wollte. Er nickte müde. Wir haben uns nicht einmal umarmt, Mondra und ich, dachte er. So weit ist es mit uns schon gekommen.
    Nemo lächelte schwach. Es sollte ungezwungen wirken, missriet aber völlig.
    Endlich fasste Partijan sich ein Herz. »Ich werde Mondra begleiten. In das neue Universum. Ich will die Gelegenheit nicht verpassen, meinen Geist in das Neuroversum einfließen zu lassen, vielleicht etwas völlig Neues, Unbegreifliches zu erleben. Gerade ich als Howanetzmann nicht ...«
    Natürlich, dachte Rhodan. Mir ist völlig entgangen, dass du dich zu Mondra hingezogen fühlst, seit du sie zum ersten Mal gesehen hast, dass du sie für dich gewinnen willst ...
    Rhodan wusste nicht, was zwischen Mondra und Nemo geschehen war. Oder zwischen Mondra und Ramoz. Er musste sich damit abfinden. Worte würden nichts mehr ändern. Er musste es hinnehmen.
    Etwas in ihm wollte, dass er aus sich herausging. Dass er irrationale Dinge tat, die verärgerte, beleidigte, verratene Menschen eben taten.
    Doch er zwang sich, ruhig zu bleiben.
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