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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende
Autoren: Leo Lukas
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verröchelte.
    »Du bist nur leicht verletzt, dummer Mann«, sagte der Neuformatierte traurig. »Deine Wunden werden heilen. Aber sieh, was du angerichtet hast!«
    Er zeigte auf Irmayi, die bei zwei reglosen Körpern kniete. Blutlachen breiteten sich um sie aus.
    »Um aller Himmel willen!«, krächzte Yugen.
    »Deine Frau und deine jüngere Tochter sind nicht mehr zu retten. Sie werden sterben.«
    »Nicht unbedingt«, rief Irmayi. »Es gibt eine letzte Chance – wenn wir sie auf Suspensions-Bänke legen, bevor die letzten Lebensfunktionen erlöschen. Hilf mir!«
    Yugen wollte aufstehen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Wie in Trance erlebte er mit, dass die Neuformatierten erst Aria, dann Rabienne vorsichtig auf benachbarte Liegen betteten.
    Geräuschlos schlossen sich die transparenten Kuppeln. Ein zartes Flimmern umspielte die blutverschmierten Körper. Im nächsten Augenblick waren Rabienne und Aria spurlos verschwunden.
    »Sind sie ...?«
    »Entstofflicht und stationär in den Hyperraum versetzt«, sagte Irmayi steif. »Ihre sofortige Suspension dient der Abtrennung der Bewusstseine, wodurch sie vor dem Tod bewahrt werden, der ansonsten unweigerlich einträte.«
    Yugen ließ sich zurücksinken. Sein Schädel dröhnte noch vom Knall der Explosion, der wieder und wieder nachhallte.
    Er fühlte sich entsetzlich leer.

9.
    Drüben im Normaluniversum
    12. und 13. Januar 1470 NGZ
     
    Unterstützt von den wissenschaftlichen und militärischen Beratern seines Stabs, versuchte Reginald Bull, die Situation zu analysieren, um Richtlinien für das weitere Vorgehen festlegen zu können.
    Die bei der Perforationszone am Rand der Anomalie postierten Sonden übermittelten über die Relaiskette der zehn LFT-BOXEN regelmäßig Datenpakete an NATHAN, LAOTSE und die Expertenkommission in der Waringer-Akademie. Inzwischen hatte die Auswertung begonnen und erste Einsichten erbracht.
    Durch die Membran hindurch ortungstechnisch erfassbar zeigte sich das System eines orangefarbenen K-Sterns. Vier Planeten umkreisten ihn.
    Die Öffnung im Standarduniversum befand sich rund 300 Millionen Kilometer oberhalb der Ekliptik des zweiten Planeten. Bei diesem handelte es sich um eine Welt nahezu ohne Atmosphäre, knapp 6700 Kilometer im Durchmesser.
    Die Oberfläche erinnerte an eine Mischung aus Merkur und Mars: viele Krater, Gebirge, Ebenen in einem rötlich beigen Ton.
    12.000 Zapfenraumer bildeten einen Riegel um den Planeten, der von 38 Kristallkugeln umkreist wurde. Sie entsprachen weitgehend jenen, die im Solsystem die Sextadimblase erzeugten. 37 davon durchmaßen jeweils 18 Kilometer. Nur eine war mit 23 Kilometern Durchmesser deutlich größer.
    »Wir haben zehn dieser Dinger mehr«, stellte Bully fest. »Aber ob das ein entscheidender Vorteil ist, muss sich erst noch erweisen. Jedenfalls verfügt die Gegenseite über dieselbe Abwehrschirm-Technologie. Somit steht zu befürchten, dass sie auch wissen, wie man sie überwindet.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Ruaidhri Brszescek, der nur als holografische Projektion anwesend war. »Delorian hat behauptet, er habe ›unsere‹ Sextadimblase dahin gehend modifiziert, dass sie QIN SHIS Ansturm standhalten könne.«
    »Er hat schon viel behauptet.«
    »Und das meiste gehalten. Zwar rückte er bisher eher selten auf Anhieb mit der ganzen Wahrheit heraus, aber dass er definitiv gelogen hätte, konnten wir ihm noch nie nachweisen. – Wir kriegen neues Material herein.«
     
    *
     
    Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatten der von Swoofon stammende Wissenschaftler, seines Zeichens Vorstand der Abteilung für Hyperortung an der Waringer-Akademie, und seine Mitarbeiter die jüngsten Ortungsdaten der Sonden aufbereitet. Ein weiteres Holo entstand.
    Es zeigte das Bild einer mittelgroßen Stadt, die ein Gebiet von etwas über 700 Quadratkilometern bedeckte. Ein Schutzschirm von rund 30 Kilometern Bodendurchmesser überwölbte sie bis zu einer Höhe von fünf Kilometern.
    »Es geht immer noch um den zweiten Planeten?«, fragte Bully.
    Brszescek bejahte und rieb sich verzückt die Hände beider Armpaare. »Die Fernortungsdaten liefern zusehends mehr Details.«
    Fast genau aus der Mitte der Stadt erhob sich ein Turm, der einem gedrehten, sich nach oben verjüngendem Horn glich. Er war circa 3500 Meter hoch und in ein rotes Glühen gehüllt.
    Lichtfäden gingen von ihm aus, erstreckten sich in die Umlaufbahn und berührten sämtliche 38 Kristallkugeln im Orbit. Es erweckte den Anschein, als
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