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PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

Titel: PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
Autoren: Leo Lukas
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unüberwindbar.
    » Es geht ihr gut«, wisperte der Antuu.
    Ynirt bedankte sich mit aller Inbrunst, zu der er, ermattet vom Warten und der langen Sorge, noch in der Lage war. »Soll ich ...«
    » Erledige deine Pflicht. Steig hoch. Danke dem Lebensanwalt. Nimm deine Tochter an. «
    »Ja«, sagte Ynirt. »Natürlich.«
    Seine Augen klärten sich. Im Licht der Dämmerung, fern am Horizont, erhob sich die Zinne der Verklärung.
    Er betrachtete die Welt, den Himmel; sein improvisiertes, feuchtes Nachtlager zwischen den Luftwurzeln des Tswejuns; die schmuddelige Armprothese, deren Klauen sich in den Boden gewühlt hatten.
    Das Abbild des Antuu war überall zugleich. Es überdeckte alle Eindrücke wie eine dünne, sich ringelnde, göttlich gewichtslose Haut.
    » Du wirst dein Schwurwort erfüllen«, sagte der Antuu lautlos. Es war nicht einmal eine Frage.
    Ynirt dachte an seinen älteren Bruder. Miuther war der Musterschüler ihrer gemeinsamen Lehrmeisterin gewesen. Hatte Miuther gezögert, alles hinzuwerfen, alle kunstvoll zugerichteten Spielscheiben fallen zu lassen, als der Ruf an ihn erging?
    Nein.
    Er war gegangen und nicht wieder zurückgekehrt. Denn würden die Schwurworte gebrochen, und wäre es nur ein einziges Mal, dann risse das Filament der Welt entzwei.
    So trug jeder Gyvie Verantwortung für den Kosmos. Jeder von ihnen. Auch Ynirt.
    »Ich werde mein Schwurwort einlösen«, sagte er. Zu sich, zur Welt, zu Antuu, der mehr war als alles zusammen.
    »Es ist gut. Und es wird dir guttun.«
    Die Präsenz des Antuu erlosch, und mit ihr die Bedrängnis, die seine Gegenwart jedes Mal erzeugte. Jedoch drehte sich die schemenhafte blutrote Spirale noch länger weiter vor Ynirts geistigem Auge.
    Gleichwohl frohgemut und durchdrungen von Vaterstolz, erhob er sich, um seine Tochter in der Hiesigkeit zu begrüßen.
     
    *
     
    Er kletterte nach oben.
    An der Stummen Wand des Nestkorbs klebte die Ahnmutter derer von Chast, die Erhabene Göllyd. Wieder einmal dachte sich Ynirt, dass man gelegentlich nachsehen sollte, wie weit die Mumifikation gediehen war und ob die Ahnmutter überhaupt noch lebte.
    Später.
    Entsetzlich schwach hing Päo in den Laken. Oum Jioqa, der Lebensbeistand dieses Tswejuns, zuständig für den Clan derer von Chast wie auch für jene von Saed und von Aidu, beugte sich über sie.
    Ynirt bedankte sich mit den rituellen Ballettschritten bei ihm, wie es Antuus Geboten entsprach.
    Der Lebensbeistand war ein Wesen wie ein Stock; ein Ast, der auf einem Büschel von Beinen stand, mit vielen Armen wie fette, biegsame Schnüre. Oum Jioqas Kopfform glich einer runden, leicht nach vorn geneigten Schale. Darauf lag, als müsse es jeden Moment abrutschen, ein einziges, fleischiges Auge, umgeben von einem hellblauen Kranz.
    Die schwarze Mitte konnte sich zusammenziehen und wieder ausweiten. Manche vom Aidu-Clan behaupteten, sie könnten daraus die Emotionen des Lebensbeistands ablesen; aber Ynirt glaubte ihnen nicht.
    Päo bemerkte seine Anwesenheit. Mit großer Anstrengung stemmte sie das Kind hoch.
    Ynirt vollführte die zeremonielle Schrittfolge. Dann hielt er die leise fiepende Tochter an seinen Leib. »Dies bin auch ich«, sagte er, wie es das Ritual verlangte. »Dies sind wir.«
    »Dies sind wir«, wiederholten alle im Nest.
    Das eben geborene Leben pulsierte an Ynirts Körper. Gerührt bestaunte er das Wunder und ergötzte sich an der Liebesfrucht, für die er sterben würde; demnächst.
     
    *
     
    Über das furchige Antlitz der Erhabenen Göllyd, der Ahnmutter derer von Chast, rann eine einzelne Träne.
    Neben ihr saß Päos Mutter Cutoo. Sie fragte Ynirt: »Hat der Antuu dich schon gerufen?«
    »Ja. Sicher.«
    »Wann wirst du gehen?«
    »So bald wie möglich.« Obwohl er nicht daran denken wollte, stellte Ynirt sich unwillkürlich den Weg vor.
    Manche Gerufene, hieß es, benötigten eine Karte, um zur Zinne der Verklärung zu gelangen. Ynirt und seinesgleichen brauchten solche Karten nicht. Der Orientierungssinn der Gyvien aus den Seichten Senken war legendär.
    Er spürte Päos Blick auf sich. Seine liebe Frau wirkte ratlos, zerrissen, voller Aufruhr, voller Ergebenheit.
    Ynirt wendete sich ab.

3.
    Drei Karawanen
     
    Reginald Bull hielt eine kurze Ansprache. Seine Zuhörerschaft bestand aus zwei Personen, die nur als Holografien anwesend waren.
    Es handelte sich um die Flottenadmirale Lygas Barstra und Jomo Wangare. Sie kommandierten jene beiden Verbände, die in Kürze zu zwei Brennpunkten der Anomalie
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