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PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

Titel: PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
Autoren: Leo Lukas
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mehr! Aber wie die alte Trapc'ett immer sagte: Knapp vorn ist auch gewonnen. – Ihr erlaubt, dass ich die Einsätze an mich nehme?«
    »Mach schon!«, fauchte Boulan. »Bloß halt endlich die Klappe!«
    Missmutig ächzend, sackten die beiden feisten Kaltländler in ihre Sitzmulden zurück. Sie gaben sich ebenfalls geschlagen.
    Der Zungenlose Wred jedoch schnellte plötzlich hoch und warf sich auf Ynirt.
     
    *
     
    Ein Hagel von harten Schlägen und Tritten traf Ynirt, den Gaukler.
    Er hatte keine Chance, zur Flucht oder zum Gegenangriff anzusetzen, sondern war ausschließlich damit beschäftigt, seine empfindlichen Körperteile einigermaßen zu schützen. Die stählerne Prothese, die er anstelle seines verklärten Beins trug, hielt etliche Hiebe ab, jedoch bei Weitem nicht alle.
    Mit sämtlichen acht Gliedmaßen drosch Wred wild auf ihn ein. Ehe jemand dazwischengehen konnte, fügte er Ynirt mehrere Verletzungen zu, darunter eine Platzwunde am Kopf, aus der das Blut nur so sprudelte.
    Endlich griff Boulan ein. »Hör auf, Wred!«, schrie sie, während sie den Rasenden von hinten umklammerte. »Bist du verrückt? Du bringst ihn ja um!«
    So abrupt, wie er ihn attackiert hatte, ließ der Zungenlose von Ynirt ab. Sein Körper erschlaffte. Wut wandelte sich zu Schuldbewusstsein.
    »Was ist bloß in dich gefahren, Mann?«
    Wred gestikulierte matt. »Es tut ihm leid«, übersetzte Boulan mithilfe ihres Sensor-Arms seine Zeichensprache für die sichtlich schockierten Zugereisten. »Er hat sich verhöhnt gefühlt und ist ausgerastet.«
    »Schon gut«, sagte Ynirt, während er mühsam wieder auf die Beine kam. »Ich hab's vielleicht mit dem Spott wirklich übertrieben und daher die Prügel verdient. Ich war ein schlechter Sieger.« Er reichte Wred drei Arme zur Versöhnung.
    Nach kurzem Zögern schlug der Zungenlose ein. Dann half er Ynirt, die Wunden mit Medopatches zu verarzten.
    »Es tut mir leid, dass ihr Zeugen dieser hässlichen Szene wurdet«, sagte Ynirt zu den beiden Zugereisten, die reichlich verdattert dreinschauten. »Mein Kamerad Wred, der Hitzkopf, bittet ebenfalls um Entschuldigung. – Oje, was für eine Bescherung!«
    Bei der Prügelei war der marmorne Spieltisch umgestoßen worden. Plättchen und Münzwürfel lagen über den Erdboden verstreut.
    »Wisst ihr was? Wir annullieren diese Partie«, schlug Ynirt vor. »Stattdessen spielen wir gemütlich noch eine allerletzte, ohne Limits, und dann lassen wir es gut sein. Einverstanden?«
     
    *
     
    Künedd und ihr Soldmann Heriwik erklärten ihre Bereitschaft.
    Sie hatte schon vor Antritt der Rundreise durch die Hohen Steppen und Seichten Senken einiges über die Gyvie-Clans dieser Gegend gehört. Dabei waren Begriffe wie unzivilisiert, Provinznestler, Rohlinge und dergleichen mehr gefallen.
    Offenbar beruhte ein Großteil der Gerüchte auf Tatsachen. Jedenfalls legten die Bewohner des Hains derer von Chast reichlich seltsame und ruppige, um nicht zu sagen barbarische Verhaltensweisen an den Tag.
    Umso mehr hatte es Künedd gewurmt, gegen eines dieser Landeier den Kürzeren zu ziehen. Immerhin bot sich nun die Chance, den Spieß umzudrehen.
    Die Münzwürfel wurden zurückgegeben, neue Einsätze in der Tischmitte gestapelt. Die Reihe war an Künedd, die Spielscheiben auszuteilen.
    Beim Einsammeln und Mischen fiel ihr auf, dass einige der Plättchen durch den Raufhandel in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Manche waren leicht verbogen oder auf der Rückseite zerkratzt. Künedd stellte fest, dass es sich dabei just um einige der mächtigsten Symbole handelte, darunter die Zinnen der Verklärung und sogar der Antuu.
    Die Einheimischen schienen dies nicht zu bemerken. Wie auch?
    Das Gesichtsfeld des lümmelhaften, vorwitzigen Prothesenträgers war von verschmiertem Blut getrübt. Der jähzornige Stumme verkroch sich in seine Sitzmulde, den Blick vor Scham gesenkt. Und der Armscanner der Blinden verfügte wohl nicht über die nötige Auflösung.
    Künedd wollte die drei Krüppel schon darauf hinweisen, dass die Scheiben unabsichtlich quasi gezinkt worden waren. Aber dann besann sie sich eines Besseren.
    Warum sollte sie einen glücklichen Zufall, der dem unbeherrschten Benehmen dieser Rüpel geschuldet war, nicht zu ihrem Vorteil ausnutzen? Der Maulheld hatte ja förmlich um eine Abreibung gebettelt!
    Sie verteilte die Spielscheiben; natürlich so, dass ihr selbst die besten zufielen. »Keine Limits, hast du gesagt, nicht wahr, mein armer, malträtierter Freund?
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