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PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

Titel: PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
Autoren: Leo Lukas
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Oasen Ma'rib und Tiamat in der arabischen Wüste unsicher gemacht hatte.
    Der Begriff »Gruppendynamik« wäre ihm damals nicht in den Sinn gekommen; den hatte er erst viel später von Duncan Talbot gelernt.
    »Lasst es euch schmecken, meine Freunde!«, eröffnete er das Gelage. »Labt euch an den Speisen und Getränken, aber haltet Maß. Denn wie der Weise spricht: ›Nur wer mit Bedacht handelt, erreicht das Erstrebte, und wo keine Tugend ist, da wird auch keine Freiheit einkehren.‹«
    Er hob seinen Becher und prostete den Mitstreitern zu. Rund um die reich gedeckte Tafel breitete sich fröhliches Schmatzen aus.
    Toufec selbst langte ebenfalls tüchtig zu. Er gönnte sich auch nicht zu knapp von seinem geliebten Dattelwein. Pazuzu, sein Dschinn, würde die Wirkung des Alkohols notfalls neutralisieren.
    Die anderen Sternwürdigen mussten diesbezüglich vorsichtiger sein. Als deutlich Dienstjüngere hatten sie noch keine so enge psychische und physische Verbindung zu ihren jeweiligen dienstbaren Geistern aufgebaut.
    Aber darauf musste er sie nicht extra hinweisen. Das wussten sie ohnehin. Auch, dass es ratsam war, sich nach dem Essen zur Ruhe zu begeben.
    Bis zur Ankunft am Zielort würde, sofern die gewaltige Raumschiffs-Karawane weiterhin von gröberen Zwischenfällen verschont blieb, nicht mehr als ein halber Tag verstreichen.
     
    *
     
    Die längste Zeit verlief die Zusammenkunft harmonisch. Sie erfüllte ihren Zweck, den Gemeinschaftssinn zu stärken.
    Gut die Hälfte der Männer und Frauen hatte sich bereits, überwiegend allein, in die Schlafräume zurückgezogen, da wurde es doch noch einmal laut. Gläser klirrten, Teller schepperten. Zugleich versuchten zwei raue Männerstimmen, einander in einer altterranischen Sprache zu überbrüllen.
    Toufec hatte es kommen sehen. Er wäre überrascht gewesen, hätten Knox und Clay ausnahmsweise keinen Streit angefangen.
    Natürlich ging es um ihr Dauerthema, den Tag, an dem die zwei einander kennengelernt hatten. Um jenen 11. September 1777 alter Zeitrechnung, an dem beide gestorben wären, hätte nicht Toufec sie in Delorians Auftrag gerettet und ihnen angeboten, dem Bund der Sternwürdigen beizutreten.
    Sie waren einander als Feinde im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegenübergestanden, Madison Clay als Soldat des britischen Königs, Samuel Knox auf der Seite der Rebellen. Warum die Wahl just auf sie gefallen war, wusste Toufec nicht. Delorian hatte sich nie darüber ausgelassen, nach welchen Kriterien er die Zielpersonen bestimmte.
    Allen gemeinsam war, dass es sich um »eigentlich« dem Tod Geweihte handelte, denen das wortgleiche Angebot unterbreitet wurde: »Wählst du den Tod, der dir vorbestimmt ist, oder das Leben, das ich dir schenke?«
    Die meisten anderen Sternwürdigen hatten längst das Trauma ihrer Errettung in letzter Sekunde überwunden. Clay und Knox hingegen konnten nicht davon ablassen, immer wieder die Schlacht am Brandywine Creek nachzuspielen – sei es als Computersimulation oder mit allem, was gerade zur Verfügung stand, in diesem Fall das Geschirr, das Besteck und die Essensreste auf der Festtafel.
    »Mangelnde Feindaufklärung, darauf läuft's hinaus!«, rief Sam Knox mit puterrotem Kopf; Pazuzu übersetzte für Toufec aus dem Altenglischen. »Washington hatte viel zu viel Respekt vor Knyphausens Hessischem Regiment.«
    »Aus gutem Grund«, sagte Madison Clay, ein dürres Klappergestell mit schütterem Haar, obwohl noch keine dreißig Jahre alt. »Diese Hessen waren Furcht einflößende Gestalten. Wahre Henker, sage ich dir.«
    »Papperlapapp. Der Reichsfreiherr hat später zugegeben, dass die meisten seiner Söldner erst während der Überfahrt im Waffengebrauch gedrillt worden und militärisch nicht zu viel nütze waren. Aus Arbeitshäusern in Dienst gepresste Lumpen, was willst du von denen groß erwarten? Originalzitat von Knyphausen: ›Unsere Verluste durch Feindeinwirkung waren weit geringer als jene durch Desertion!‹«
    »Jedenfalls haben sie ausgereicht, um eure Vorhut hurtig bei Chadd's Ford zurück über den Fluss zu treiben.« Clay verschob einen Salzstreuer und ein angebissenes Falafel.
    »Maxwells leichte Truppen sollten ja nur euren Vormarsch verzögern. Und das war Washingtons Fehler! Wir hätten die Furt halten und trotzdem den Umgehungsangriff von Lord Cornwallis an der rechten Flanke abwehren können.« Knox tippte auf kunstvoll angeordnete Melonenschalen. »Unsere Stellungen waren wesentlich besser
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