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PR 2679 – Der Herr der Gesichter

PR 2679 – Der Herr der Gesichter

Titel: PR 2679 – Der Herr der Gesichter
Autoren: Marc A. Herren
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verdüsterte sich. War er zu weit gegangen? »Verzeih, mein Freund«, beeilte er sich zu sagen. »Aber bitte akzeptiere unsere Meinung, so, wie wir nicht versuchen, euch zu ändern.«
    Der Kleine brummte unzufrieden, ließ das Thema aber auf sich beruhen.
    An der Sammelstelle stellte er Hahlet zwei Spinnenwesen vor. Hahlet hatte sie nie zuvor gesehen. Ihr Anblick verunsicherte ihn. Die Spinnen ihrer Welt waren Raubtiere. Es gab eine Art von ihnen, die zwischen den Baumwipfeln riesige Netze webte, die selbst für einen Reikki gefährlich werden konnten.
    Hahlet achtete darauf, genügend Abstand zu den beiden Spinnenwesen mit ihren unaussprechlichen Namen zu halten. Ihre Stimmen kamen aus silbernen Apparaten, die sie sich um eines der Vorderbeine geschnallt hatten.
    Die Spinnen erzählten ihm, dass sie zu einem Sternenreich namens Appakka gehörten – als eines von vielen verschiedenen Völkern.
    Hahlet wusste nicht recht, wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte. Er antwortete auf ihre Fragen und hielt sich ansonsten zurück. Winde, die man nicht kannte, sollte man meiden.
    In den nächsten Wochen würde er sie Tag für Tag in die bergige Region seines Stammesgebietes führen. Dort musste er den Abbau der Hyperkristalle überwachen, damit die Fremden nicht den Gesetzen seines Stammes zuwiderhandelten.
    Viele Reikki reagierten mitunter aggressiv, sobald gewisse Grenzen überschritten wurden. Sie akzeptierten die Besucher von den Sternen nur deshalb, weil sie von ihnen im Gegenzug Informationen aus dem All bekamen. Denn obwohl sein Volk seit ungezählten Generationen der Raumfahrt abgeschworen hatte, war es stets neugierig geblieben.
    Ein weiterer Grund für das Interesse an Informationen über die Situation in Anthuresta waren die immer wieder aufflammenden regionalen Konflikte. Falls einer von ihnen auf Dorosa übergriffe, wären sie voll und ganz auf die Abwehrmechanismen angewiesen, die ihre Vorfahren einst errichtet hatten und die nun von den Holkotanen gewartet und erweitert wurden.
    Erst vor Kurzem war die Maschinerie wieder in Gang gesetzt worden. Die Mechano-Priester der Stämme und der Techno-Rat der Bronzestadt hatten sich vereint, um die Heimatschutzsysteme zu aktivieren.
    Hahlet wusste, dass die wenigen Raumforts keinen umfassenden Schutz vor Aggressoren bieten würden. Falls es tatsächlich zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung kommen sollte, würden sich die Reikki in die Höhlen der Berge zurückziehen und danach entscheiden, ob sie ausharren oder angreifen sollten.
    Hahlet schluckte umständlich. »Gibt es Neues über die Gefahr jenseits von Anthuresta?«
    »Erst die Kristalle, dann die Informationen«, schnarrte es aus dem Translator des achtbeinigen Sternenreisenden. »Ihr habt eure ethischen Gesetze zum Schutz eurer Heimat vor Ausbeutung, wir haben unsere merkantilen Gesetze zum Wohl des Netzes von Appakka. Akzeptier das!«
    Hahlet führte die Spitzen seiner Flügelarme als Zeichen des Respekts vor der Brust zusammen. Die Schwingen flatterten im leichten Wind, der durch die Straßen der Stadt wehte. »Sehr wohl, Sternenreisender.«
    Einen Moment schwieg die Spinne, starrte ihn wortlos aus ihren unbeweglichen schwarzen Augen an. »Aber lass dir gesagt sein, Geflügelter, dass die Gefahr zu wachsen scheint. Es gibt keine konkreten Anzeichen, doch unsere Mentalspürer orten deutlich eine Bedrohung, die in Anthuresta umgeht.«
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag, dann wandten sich die Spinnen grußlos ab und krabbelten davon.
    Hahlet verabschiedete sich von Mishkus. Voller Sorge breitete er die Flügel aus und stieg mit kräftigen Schlägen auf das Dach eines der bronzenen Türme. Einige Zeit ließ er den Blick über das geschäftige Treiben der Hauptstadt schweifen. Zeit seines Lebens hatte er die Holkotanen bedauert, dass sie wie Kröten am Boden klebten und nicht wussten, wie herrlich es war, mit eigener Muskelkraft durch die Lüfte zu schweben.
    An diesem Tag sah er die Bodenläufer mit anderen Augen: Die soliden Mauern der Stadt, die Bronzetürme, die im Licht der Sonne glänzten, erschienen ihm wie ein Hort des Widerstands gegen alle Unbill des Universums.
    Hahlet ließ sich fallen, breitete die Schwingen aus und nutzte den Schwung, um sich hochzuziehen. Rasch ließ er die Stadt hinter sich zurück.
    Seit die Sonne den Boden beschien, hatten sich die Winde gedreht. Der Flug zurück zu den Baumnestern würde nicht viel länger dauern als derjenige am Morgen. Die Winde waren ihm
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