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PR 2679 – Der Herr der Gesichter

PR 2679 – Der Herr der Gesichter

Titel: PR 2679 – Der Herr der Gesichter
Autoren: Marc A. Herren
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zusehends. Görgold spürte die Spannung, die sich über den Platz legte. Trug er zu dick auf? Durchschauten sie sein Lügengebilde? Die Propaganda?
    Irgendwann fiel der erste Regentropfen, weitere folgten, prasselten auf den Platz, sein Publikum und ihn nieder.
    Görgolds Körper beruhigte sich. Es war, als wüsche der Regen die Unsicherheit und den Druck von ihm ab. Er hob den Kopf, ließ es zu, dass ihm der Regen ins Gesicht schlug.
    Wind kam auf, fegte über den Platz der Trauer.
    Die Abkühlung tat gut. Er öffnete kurz den Mund und fing mit der Zunge einige Tropfen auf. Schluckte sie hinunter. Eine Wohltat für seine Kehle.
    Er bemerkte seinen Fehler erst, als es bereits zu spät war. Eine Böe wehte ihm die Kapuze vom Kopf. Hastig griff er hinter sich, um sie wieder überzustreifen.
    Zu spät.
    Ein Schrei hallte über den Platz.
    »Ein Oraccameo!«, rief ein Pamflone. »Du bist ein Oraccameo!«
    Die Zuhörer erwachten aus ihrer Starre. Ihren Kehlen entfuhr ein Aufschrei, der mit Wut, Hass und Entsetzen getränkt war.
    »Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen?«, kreischte ein seltsam fragiles Wesen.
    Verzweifelt hob er die Hände. »Hört mir doch zu!«, rief er. »Ich bin kein Oraccameo! Ich gehöre der Volksgruppe der Oracca an! Wir haben keinen Kontakt zu den wenigen überlebenden Oraccameo. Wir entstammen nur dem gleichen Genpool.«
    »Lügner!«, schrie der Pamflone außer sich vor Zorn.
    Görgold öffnete den Mund, um eine weitere Beteuerung abzufeuern, sah aber sofort ein, dass er dieser tödlichen Situation nicht mehr mit Worten entkommen würde.
    Er aktivierte die Tönung seiner Augenlinsen sowie den Filter seiner Atemwege und zündete die Blend- und Rauchgranate, die er für einen solchen Notfall stets bei sich trug. Görgold hatte stets gehofft, niemals zu diesem Mittel greifen zu müssen. Doch nun war es so weit.
    Er warf sie in einem hohen Bogen in die Menge. Mit einem grellen Blitz detonierte sie.
    Geisterhafte Helligkeit breitete sich über dem Platz der Trauer aus. Schwaden betäubenden Rauches schlossen die Wesen ein. Die zornigen, hasserfüllten Rufe wichen panischen Schreien, Husten und Wimmern. Die Wesen inmitten der Schwaden brachen zusammen oder irrten orientierungslos umher.
    Görgold sprang von der Rednerkiste. In wildem Zickzackkurs rannte er über den Platz, rempelte an, wer ihm im Weg stand, versuchte so schnell wie möglich das andere Ende des Platzes zu erreichen. Dort schloss der Park an, und im Park wartete sein Gleitbrett.
    Der Pamflone, mit dem er gesprochen hatte, warf sich in seine Laufrichtung. Im letzten Moment gelang es Görgold, den Rüssel eines Trikets zu packen und ihn in Richtung des Pamflonen zu befördern. Die beiden prallten ineinander und stürzten zu Boden.
    Der Atem des Oraccameo ging flach und rasselnd, als er den Rand des Platzes erreichte. Er stützte sich an die Wand einer der windschiefen Ruinen, blickte auf das Geschehen zurück. Kalter, von Regen getränkter Wind schlug ihm ins Gesicht.
    Er drehte sich um und blickte in die stumpfen Augen eines Elik. Einer seiner Tentakel flog auf Görgold zu. Silber blitzte.
    Stechender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus. Görgold starrte überrascht auf den in ihm steckenden Dolch.
    »Gute Reise, Mordgehilfe«, sagte das Elik.
    Görgold spürte, wie das Leben aus ihm wich.
    Nicht in QIN SHI aufgehen, dachte er. Alles, nur nicht in QIN SHI aufgehen.

4.
    Von einem, der in Gier lebte
    Dosa
     
    Das Zuchtprogramm der Xylthen funktionierte reibungslos. Wann immer QIN SHI aus einem Erholungsschlaf erwachte, stand mindestens ein Planet bereit, dessen Bevölkerung er sich einverleiben konnte.
    Im Gegenzug kümmerte er sich um Belange der Xylthen, half ihnen bei Eroberungszügen und nahm jene in sich auf, die sich den Befehlen der Protektoren und Reparaten der Xylthen widersetzten.
    QIN SHI wuchs weiter, wurde kräftiger, größer und damit auch effektiver in der Anwendung seiner Kräfte. Der Weg zu einer vollwertigen Superintelligenz schien endlich vorgezeichnet. Schon bald würde der Makel seiner Geburt getilgt sein. Der Herr der Gesichter war seinen Weg gegangen, ohne die Hilfe der vier und ohne dass sich das Schicksal erfüllen würde, das der Saboteur Maran Dana Fogga ihm prophezeit hatte.
    Der Herr der Gesichter kannte sich in der Kosmologie so weit aus, dass er seine wahre Natur begriff. An der nächsten Zwischenstation seines Weges würde er zu einer parasitären, negativen Superintelligenz werden, die stets
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