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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
Autoren: Christian Montillon
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unsere Scheinwerfer einschalten?«
    »Müssen wir wohl. Ist ein bisschen finster hier. Ich erledige das.«
    Gucky nutzte die geringste Helligkeitsstufe des Helmscheinwerfers. Das dunkle Nichts rundum wich einem bizarren Anblick. Monster schälten sich aus der Schwärze und reckten den beiden Eindringlingen, die an diesen Ort teleportiert waren, ihre Klauen entgegen.
    Nur dass es sich selbstverständlich nicht um Monster handelte.
    Ringsum reihten sich desaktivierte Roboter an den Wänden, überwiegend grob humanoide Modelle mit mehreren Arbeitsarmen. Alle wiesen die ein oder andere Beschädigung auf, waren in Teilen schwarz verbrannt, oder es fehlten Gliedmaßen. Sie blieben energetisch tot, reagierten nicht auf die Ankunft der beiden Fremden.
    Als Gucky sich umdrehte, riss der Scheinwerfer einen Schrottberg mechanischer Überreste aus der Finsternis: Roboterköpfe, herausgerissene Dioden, Kabelwuste.
    Nemo Partijan fluchte. »Wir hätten entdeckt werden können! Das war ganz schön riskant.«
    No risk, no fun, dachte Gucky; aber diese Floskel war bereits so lange ausgestorben, dass sein Begleiter sie wohl trotz seiner sprachhistorischen Studien nicht kannte. Also verkniff sich der Kleine diese Bemerkung.
    »Ist ja noch mal gut gegangen«, sagte er stattdessen. »Wir stehen hier offenbar entweder mitten im Ersatzteillager oder in der Mülldeponie des Schiffs. Außerdem hätte ich uns schon in Sicherheit gebracht.«
    »Warum hast du uns ausgerechnet in Trumeris ORA teleportiert?«
    »Weil's mir hier so gut gefällt.« Der Mausbiber seufzte und klatschte mit dem Schwanz auf den Boden. »Und weil mir umgekehrt überhaupt nicht gefällt, was die beiden Oracca dort unten tun. Ich werde versuchen, noch mehr herauszufinden. Aber dich bringe ich vorher in Sicherheit.«
    »Hier?«, fragte der Quintadim-Topologe fassungslos. »Das nennst du Sicherheit?«
    »Natürlich nicht.« Gucky zog aus einer Tasche seines SERUNS einen metallischen Würfel, gerade so groß wie seine Faust. »Ich wollte nur zuerst dieses hübsche Geschenk abliefern.«
    »Was ist das? Eine Bombe?«
    »Verdient hätte es Trumeri vielleicht – aber nein! Es ist ein Peilsender, so gut abgeschirmt, dass er mit ein wenig Glück nicht entdeckt wird. Wenn sich das Schiff nicht allzu weit entfernt, können wir es damit lokalisieren.«
    Gucky schaute sich um, ging auf die Roboterreihe zu, kauerte sich dort auf alle viere und kroch zwischen den wuchtigen metallischen Leibern hindurch. Dort positionierte er den Sender in einer versteckten Ecke. Er hätte ihn auch einfach auf den Schrottberg werfen können, aber wer wusste, ob es später nützlich sein würde, das Gerät rasch wiederzufinden.
    Zufrieden kehrte er zu Partijan zurück. »Jetzt bringe ich dich zu MIKRU-JON, dann kümmere ich mich wieder um das, was in der Kaverne vor sich geht.«
    »Bist du sicher, dass du allein gehen willst?«
    »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    »Das bezweifle ich nicht, aber ...«
    »Nichts für ungut, Nemo, aber wenn ich dort unten irgendeins dieser Hightech-Sicherheitssysteme auslöse, ist es gut, wenn ich nicht auch noch auf dich Rücksicht nehmen muss.«
    Der Mausbiber berührte seinen Begleiter am Arm und stellte so den zur Teleportation nötigen Körperkontakt her. Die Umgebung verschwand und erschien im nächsten Augenblick neu – MIKRU-JONS Zentrale. Sie standen dicht beim Einstieg in den Antigravschacht in der Mitte des Raumes.
    »Du wartest hier!«, bestimmte Gucky, und nichts mehr erinnerte an den stets zu Späßen aufgelegten Witzbold; jeder Schalk war aus der Stimme verschwunden. »Wenn du aus irgendeinem Grund weißt, dass ich nicht zurückkehren kann, weil ich in Schwierigkeiten stecke, wirst du nicht versuchen, mich im Alleingang zu retten. Klar? Stattdessen holst du Hilfe.«
    Zu seiner Erleichterung widersprach der Hyperphysiker nicht.
    Mikru entstand, die Projektion der Schiffsseele. Sie verkörperte das Schiff ebenso wie die Essenz aller bisherigen Piloten. Wie immer glich sie äußerlich einer zarten, zerbrechlich wirkenden terranischen Frau. »Du willst gleich wieder gehen?«
    »Nemo kann es dir erklären.« Gucky wollte keine Sekunde mehr verlieren – und schon gar nicht mit fruchtlosen Diskussionen.
    Also sprang er erneut – und spürte, dass es ihn diesmal erheblich mehr Mühe kostete. Er hatte es Partijan gegenüber nicht zugeben wollen, aber er kam an die Grenze seiner Belastbarkeit. Die mehrfachen Teleportersprünge, zuletzt über eine extrem weite
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