Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Bewusstsein, dass er möglicherweise seinen eigenen Tod einläutete, nannte er das Kodewort.
    Ein Oraccameo wuchs vor ihm aus dem Boden. Der Stoff der Kutte raschelte. Die Gestalt überragte ihn weit. Sie hielt eine Energiewaffe in der Hand und richtete den Abstrahldorn auf Högborn Trumeris Gesicht.
     
    *
     
    Gucky nahm Nemo Partijan an der Hand und teleportierte. Die Umgebung verschwamm und entstand neu; sie standen nun so nah bei den Verfolgten, dass sie aus dem Korridor in die Kaverne schauen konnten.
    Nur eine Stützsäule bot ihnen noch Schutz vor Entdeckung. Sie kauerten sich dahinter. Gucky lugte um das kühle Metall, hörte nun jedes Wort, das die beiden Oracca sprachen. Dabei hielt er sich ständig bereit, erneut zu teleportieren und damit sich und seinen Begleiter in Sicherheit zu bringen.
    Was er sah, nahm ihn sofort gefangen. Vor Högborn Trumeri stand ein Wesen, das einem Oracca ähnelte; nur war es merklich größer. Genau wie bei diesem Volk üblich trug auch der Unbekannte eine Kutte aus bräunlichem Stoff, die nahezu den gesamten Körper verhüllte.
    Einzig die rechte Hand ragte daraus hervor, ein dürres, fast skelettartiges Ding, das nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Die Finger umklammerten eine Strahlwaffe, die auf Trumeris Kopf zielte.
    Dieser blieb allerdings erstaunlich gelassen und legte den Kopf in den Nacken, um seinem Gegenüber in die Augen sehen zu können. »Wörgut Gooswart. Es ehrt mich, dass ausgerechnet du erschienen bist.«
    Wörgut Gooswart! Gucky wusste aus Ramoz' Berichten, dass es sich dabei um einen Oraccameo aus der alten Zeit handelte – um den Angehörigen eines Volkes, das seit Langem als ausgestorben galt; um jemanden, der vor Hunderttausenden von Jahren gestorben sein musste.
    Wie konnte das sein? Hatte Gooswart den Abgrund der Zeit in einer Stasiskammer überdauert? Erst als ein Flackern durch die Gestalt des Fremden lief, begriff der Mausbiber, dass er ein Hologramm vor sich sah.
    Mit einiger Verzögerung reagierte das dreidimensionale Abbild auf Trumeris Anrede. »Du kennst mich«, sagte es. »Deshalb wirst du leben.«
    Das Holo senkte den Strahler nicht; die Waffe löste sich auf. Für einen Augenblick war noch der glühende Abstrahldorn zu erahnen, dann blieb nichts mehr außer einem irrlichternden Funken zwischen den Fingern, der ebenfalls verschwand.
    »Wieso bist du gekommen?«, fragte das Gooswart-Holo. »Wie viel Zeit ist vergangen?«
    Der Mausbiber wunderte sich über diese Frage; es entsprach nicht der Art, wie ein Terraner ein Hologramm programmiert hätte.
    Offensichtlich hatte dieses Abbild einen Auftrag zu erfüllen und war durch die Ankunft der beiden Oracca aktiviert worden. Nun versuchte es, die Situation zu verstehen und sammelte dazu die relevanten Informationen. Vielleicht unterzog es auch nur das Wissen der Besucher einem Test. Zweifellos verfügte es über andere Möglichkeiten, den aktuellen Zeitrahmen zu bestimmen.
    »300.000 Jahre«, sagte Trumeri mit raschelnder Stimme, die lauernd klang wie die einer intelligenten Raubspinne, die in ihrer Höhle versuchte, Beute anzulocken. Er drehte sich ein wenig, und Licht fiel in sein Gesicht, das bisher von der Kapuze völlig beschattet worden war. »Die Zeit der Oraccameo ist vorüber, aber wir, eure Nachfahren, führen euer Werk fort.«
    Das holografische Abbild zeigte keinerlei Regung. »Wieso bist du gekommen?«
    »Das ist nicht leicht zu erklären.«
    »Davon gehe ich aus. Sonst hättest du den Schrein nicht aktiviert. Ist die Zeit der Wende angebrochen? Trägt unser Plan endlich Früchte?«
    »Eine Seele der Flotte ist zurückgekehrt und hat die Armada der Sternraumer aus dem Versteck im Kalten Raum geführt.«
    »Welche Seele?«
    »Ramoz.«
    Wörgut Gooswart blieb ausdruckslos.
    Während des gesamten Wortwechsels stand Terrig Neari wie versteinert. Er hielt sich abseits, bewegte sich nicht, fast als wäre er nicht anwesend. Ganz so, als wäre in Wirklichkeit er das Hologramm, dachte Gucky; ein Gedanke, der ihn seltsam berührte. Ein unangenehmer Schauer rann ihm wie die Berührung eiskalter Finger über den Rücken.
    »Ich kannte ihn«, erklärte das Gooswart-Abbild schließlich. »Ramoz wurde bestraft. Nach einer Reduktion ist er über die springenden Sterne in die Verbannung geschickt worden.«
    »Und nun ist er zurückgekehrt.«
    »Nach 300.000 Jahren?« Zum ersten Mal klang die Stimme des Holos skeptisch. Gucky war beeindruckt von dieser interaktiven Intelligenz –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher