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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
Autoren: Christian Montillon
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Trumeri. Der Eingang in die Kaverne war vom Höhlengang her nicht extra gesichert gewesen. Oder doch? Hatten sie einen unsichtbaren energetischen Schirm passiert, ohne es zu bemerken?
    Selbstverständlich. So musste es sein.
    Die Oraccameo überließen nichts dem Zufall. Wahrscheinlich hielt diese Vorkehrung sämtliche Tiere davon ab, bis zum Zentrum vorzudringen. Leicht möglich, dass der Schirm so konfiguriert war, nur intelligentes Leben mit höheren Hirn- und Bewusstseinsregionen passieren zu lassen.
    Der bei seinem Volk immer noch sprichwörtliche Sicherheitswahn der Oraccameo erklärte auch, dass der Chalkada-Schrein hinter einem weiteren Schutzwall verborgen lag. Auch nachdem sie die Sicherheitsabtastung überstanden und sich als würdig bewiesen hatten, erhielten sie nicht automatisch Zugriff auf die zentrale Steuerung.
    Aber das sollte kein Problem sein; Högborn Trumeri wusste, wie er dieses wichtigste Artefakt seines Volkes aktivieren konnte. Niemand außer ihm wäre in der aktuellen Generation dazu in der Lage; kaum jemandem war die Existenz des Schreins überhaupt bekannt.
    »Du bist dir sicher, dass du weißt, was du tust?« Nearis Stimme bebte vor unterdrückten Emotionen. Vor Angst. Ganz entgegen von Trumeris bisherigen Einschätzungen erwies er sich als Feigling, den die Vorstellung überforderte, an diesem Heiligtum aus tiefster Vergangenheit zu rühren.
    Das machte Trumeri wütend. Er zweifelte plötzlich daran, dass es richtig gewesen war, ausgerechnet diesen Oracca zu seinem Vertrauten zu erheben. Momentan empfand er nur Verachtung für ihn. »Reiß dich zusammen!«, herrschte er ihn an. »Jetzt ist Zuversicht angebracht, kein Zaudern!«
    »Ich weiß.« Neari klang bei Weitem nicht so überzeugt, wie es seine Aussage vermuten ließ. »Aber ...«
    »Nichts aber! Dies ist die Stunde, die unseren Sieg einleitet. Oder glaubst du ernsthaft, dass wir die Stelle einnehmen können, die uns gebührt, ohne dass wir ein Risiko eingehen? Die Oracca werden endlich ihre Bestimmung erfüllen und diese Galaxis beherrschen!«
    Neari ließ sich von den zuversichtlichen Worten anstecken. »Wir müssen der Voraussicht der Oraccameo vertrauen.«
    »Und das können wir auch.« Den leisen Zweifeln, die sich auch in Trumeri ausbreiten wollten, gab er keinen Raum. Er entschied sich, sie zu unterdrücken. »Ihre Pläne sind perfekt.« Er ging in die Mitte der Kaverne, wo sich die Decke stärker als überall sonst in die Höhe wölbte. Von dort waren die Taststrahlen gekommen; dort saß das technologische Herz dieser Einrichtung, die den Abgrund der Zeit schadlos überdauert hatte.
    Trumeri wollte gerade das Kodewort nennen, das den Schrein aus dem Verborgenen sichtbar machen würde, als Neari aussprach, was ihm offenbar schon lange auf dem Herzen lag. »Die Vorkehrungen der Oraccameo sind so perfekt wie möglich. Aber auch unsere Vorfahren und ihre Herrscher konnten nicht damit rechnen, dass der Pilot Ramoz zurückkehrt und sich als Seele der Flotte gegen uns wendet und ...«
    »Still!«, herrschte Trumeri seinen Vertrauten an. »Ramoz ist ohne Bedeutung! Er kann unsere Pläne nicht stören. Ich habe ihn bislang nur gewähren lassen, weil ich es wollte!« Es entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber er unterdrückte mit diesen Worten seine eigenen Versagensängste.
    Er war schließlich nur an diesen Ort gekommen, um den Schrein zu aktivieren. Mit der Macht, die in diesem Artefakt verborgen lag, konnte er Ramoz zerquetschen wie ein lästiges Insekt. Mehr noch – er würde an den tiefsten Ängsten des Piloten rühren, ihm zeigen, dass er letztlich immer noch das Tier war, dem die Oraccameo künstlich Intelligenz angezüchtet hatten.
    »Aber jetzt«, sagte sein Stellvertreter, »müssen wir die Seele der Flotte aufhalten.«
    »Und das werden wir auch. Zugegeben, es ist ... ärgerlich, dass Ramoz den Kalten Raum und die versteckten Sternraumer so schnell gefunden hat. Aber wir verwandeln diese vermeintliche Katastrophe in einen Vorteil! Deshalb sind wir hier, und nichts und niemand wird uns davon abhalten.«
    Högborn Trumeri zog demonstrativ die Kapuze seiner braungrauen Kutte weiter übers Gesicht – er wollte nicht mehr reden. Nicht jetzt.
    Der Stoff umschloss ihn. Er hörte nichts außer seinem Atem, ein angenehmes, rasselndes Rauschen. Es war, als hätte er sein eigenes kleines Universum betreten, in dem alles seine Bedeutung verlor.
    Es gab nur noch ihn selbst.
    Und sein Ziel.
    Den Chalkada-Schrein!
    In vollem
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