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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
Autoren: Christian Montillon
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Strecke von der auf dem Planeten gelandeten ORA bis zu MIKRU-JON, zehrten selbst seine Kräfte aus.
    Doch schonen konnte er sich später, wenn dies alles vorüber war.
    Der Multimutant materialisierte hinter derselben Stützsäule am Eingang zur unterirdischen Kaverne, aus der sie vor Kurzem geflohen waren. Er hielt sich bereit, sofort erneut zu springen ...
    ... doch das war nicht nötig.
    Er war nicht in Gefahr.
    Aber Terrig Neari brüllte vor Schmerz.
     
    *
     
    So also fühlt es sich an, in die Gewalt der Oraccameo zu geraten.
    Der Gedanke befremdete Högborn Trumeri in seiner Unwirklichkeit. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass ausgerechnet er ihn jemals denken würde.
    Für einen Augenblick, nur einen Lidschlag lang, konnte er sich in Ramoz hineinversetzen. Er ahnte plötzlich, wie sich die Seele der Flotte über lange Jahre gefühlt haben musste. Verraten, ausgenutzt, gedemütigt und ...
    Das Gefühl verging, als sich erneut ein Blitz in sein Gehirn fraß und sich voranwühlte bis zum Innersten seines Bewusstseins. Lichter blitzten auf, die es nicht gab, Erinnerungen wurden stimuliert, und Bilder zogen auf.
    Trumeris Vater beugt sich über ihn. »Du musst lernen«, sagt er.
    Eine S'hentari-Rose erblüht, und Högborn zerquetscht sie zwischen den Fingern. Der Duft weckt zum ersten und einzigen Mal die berühmten halluzinogenen Albtraumbilder in ihm, die Tausende Oraccakinder in ihrem Griff halten und sie ins Grab reißen.
    »Sieh«, sagt Trumeri zu Regius, der sich anmaßt, den Verzweifelten Widerstand zu führen, »die Oracca spielen eine wichtige Rolle in dieser Galaxis. Ich bin nicht irgendein Mitglied deiner Organisation wie alle anderen.« Der Iothone legt die Spitzen von zwei seiner Tentakel an die Sichtscheibe des Überlebenstanks. »Ich weiß, und deshalb habe ich ein besonderes Auge auf dich.«
    Die Bilder aus seiner Vergangenheit zerplatzten unter Terrig Nearis Schrei. Högborn Trumeri sah die Laute als dunkle Wolken, in denen es irrlichterte, und er schmeckte die Qual, mit der sie ausgestoßen wurden: Sie waren bitter, doch als er schluckte, rann es süßlich die Kehle hinab.
    Im nächsten Moment endete die Verwirrung seiner Sinne, und er konnte seinen Begleiter nur noch hören. Trumeri erkannte wieder, wo er sich befand: in einer Mulde im Boden in der Kaverne des Chalkada-Schreins, tief zwischen die Metallplatten hinabgesenkt.
    Dort sezierten und analysierten ihn die Mechaniken gnadenlos, drangen in seinen Verstand, seine Erinnerungen und sein Bewusstsein vor. Diese Lügendetektoren würden jede Maske und jedes Schauspiel durchschauen, und sei es noch so perfekt. Sie durchforschten nicht nur die Gedanken, sondern auch deren biologische Verankerung bis in die tiefste Ebene hinein.
    Terrig Neari lag neben ihm, so dicht, dass er ihn leicht berühren könnte, wenn er den Arm ausstreckte. Nur zitterten Trumeris Muskeln zu sehr, als dass er diese Bewegung auszuführen vermochte.
    »Was ist mit dir?«, fragte Trumeri.
    »Meine Erinnerungen! Niemand soll sie sehen.«
    Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen würde. Die Maschinerie blickte in die beiden Oracca hinein, gleichsam bis auf den Grund, in ihre innersten Gefühle und Begierden. Trumeri verspürte seltsamerweise den Drang, seinen Begleiter zu trösten. »Kein Lebewesen wird erfahren, was ans Licht kommt. Diese ganze Anlage ist ...«
    »... seelenlos, ich weiß.« Neari klang gequält. »Doch das ändert nichts daran, dass ich es nicht wissen will.«
    »Du musst ...« Wieder kam der Oracca nicht dazu, seinen Satz bis zum Ende zu sprechen. Diesmal jedoch nicht, weil sein aktueller Leidensgenosse ihn unterbrach, sondern weil sich erneut ein flammender Blitz durch seinen Kopf bohrte.
    Es fühlte sich weniger schmerzhaft an. Fast freiwillig stiegen die Bilder aus seiner Erinnerung auf und formten sich vor ihm. Er tauchte in seine Vergangenheit hinein, in scheinbar willkürliche Szenen.
    Das Gestein der Mauer ist rötlich. Es blitzt zwischen den Ästen der Baumkrone hindurch. Auf der kahlen gelben Rinde sitzen Vögel, deren Schnäbel so groß aussehen, dass sie die Tiere durch ihr bloßes Gewicht eigentlich in die Tiefe reißen müssten. Dahinter ragt ein Gebäude auf, mindestens fünf Stockwerke hoch. Von seinem Dach tönt Gesang: Die Oracca feiern. Högborn Trumeris gesamte Familie ist dort. Er selbst ist noch etwa hundert Schritte auf der Felsenebene entfernt, als das Gebäude in einer gewaltigen Explosion vergeht. Ein Flammenmeer rollt
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