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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk
Autoren: Hubert Haensel
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neuen Ersten Terranerin stand ihre ältere Tochter Tuulikki. Das Mädchen, es erschien ziemlich jungenhaft, starrte wütend und angriffslustig zugleich in die Kamera. Ganz anders als die Mutter.
    Wirklich glückliche Familien gibt es eben nur in erfundenen Geschichten. Burnett hatte nie etwas anderes angenommen.
    Ein Geräusch ließ ihn aufmerken.
    Erst als es sich wiederholte, erkannte er, dass es nichts mit der Holoprojektion zu tun hatte. Das dumpfe Klopfen erklang aus dem rückwärtigen Bereich des Varioraums.
    Jemand schien mit den Fingerknöcheln gegen das Türschott zu klopfen, eigentlich schon mit der Faust, weil er die Schalldämmung überwinden musste. War der Türmelder defekt, der ein Holo des Besuchers projiziert hätte? Oder – Flemming Burnett erhob sich aus seinem Sessel und blickte irritiert zur Tür – wollte sein Besucher nicht von der Automatik erfasst werden?
    Es war eine Merkwürdigkeit der internen Sicherheit: Die Automatik zeichnete alles auf, aber bei manueller Türschaltung wurde diese Aufzeichnung unterbrochen. Was steckte dahinter? Bürokratie, Zufall oder ein Plan, dessen Hintergründe er nicht kannte?
    Eher neugierig als verwirrt schaltete er die manuelle Erfassung.
    Riordan stand auf dem breiten Korridor. Fydor Riordan, stellvertretender Abteilungsleiter der »Abteilung Terra Intern«.
    Er galt als wenig flexibel, aber außerordentlich verlässlich, ein typischer Innendienstler, ohne die das Netz der Agenten schnell reißen würde.
    Fydor Riordan ... Burnett fragte sich, was der stellvertretende Abteilungsleiter ausgerechnet während seiner Freizeit von ihm wollte. Sie hatten bisher keine nennenswerten Berührungspunkte gehabt.
    Burnett öffnete, noch immer irritiert.
    Fydor Riordan lächelte. »Ein Höflichkeitsbesuch, Flemming. Aber falls ich ungelegen komme, können wir gern einen Termin ...«
    »Nein, nein.« Burnett schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur ein paar Routinearbeiten nebenher erledigen, das hat allerdings Zeit.«
    Er konnte ihn nicht einfach abweisen. Riordan musste einen Grund haben, dass er bei ihm aufkreuzte, und eine solche Gelegenheit ignorierte man nicht einfach. Was war ihm erst vor Minuten durch den Sinn gegangen? Über richtig oder falsch entscheidet immer erst die Zukunft und nicht der Moment, in dem wir etwas tun oder unterlassen.
    »Du hast den Ausgang der Wahl verfolgt.« Mit einem knappen Kopfnicken deutete Riordan auf den Holoschirm.
    Zwei Parlamentarier wurden soeben mit Fragen gelöchert. Was sie sich von der neuen Ersten Terranerin erhofften, was sie sich von ihr wünschten. Wie sie Ybarri im Vergleich zu ihren Vorgängern im Amt einschätzten.
    »Etwas früh«, sagte Riordan kopfschüttelnd.
    »Bitte? Ich habe nicht verstanden, was du meinst, Fydor.«
    Riordan setzte sich, ohne dazu aufgefordert zu sein. Kein Zweifel, er hatte einiges auf dem Herzen. Womöglich Probleme mit AGENT GREY? Nein, das hätte Burnett längst bemerkt.
    »Etwas früh, um schon Vergleiche zu ziehen«, antwortete Riordan. »Sie sollen Henrike erst einmal ein halbes Jahr im Amt sein lassen, bevor sie solche Fragen stellen. Was hältst du von ihr?«
    »Nett«, sagte Burnett und sah sich nach dem kleinen Servorobot um. Die Scheibe mit den Dutzenden Tentakelfäden lag aufgebrochen auf dem Arbeitstisch. Burnett hatte ihre Programmierung verändert, sich dann aber von den Trividnews ablenken lassen.
    »Mach dir keine Umstände«, sagte Riordan, der den suchenden Blick richtig deutete.
    »Wenigstens ein Glas Wasser?«
    »Danke, das ist nicht nötig.«
    Burnett setzte sich ebenfalls. »Kann ich dir bei irgendetwas helfen? Geht es um AGENT GREY, die Abtrennung der neuen Bereiche?«
    »Alles bestens.« Riordan lehnte sich zurück und sah Burnett forschend an. »Manchmal finde ich, dass wir zu wenig Kontakt miteinander haben. Das ist bedauerlich, die Routine frisst uns auf.«
    »Für die Routine sind unsere Positroniken zuständig. Wenn das nicht funktioniert, machen wir etwas falsch.«
    Um Riordans Mundwinkel zuckte es verhalten. »Vielleicht machen wir tatsächlich manches falsch. Aber wenn das so ist, lässt es sich auch ändern.«
    Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Trividholo. » Mir ist aufgefallen, dass du eigentlich ein eher unpolitischer Mensch bist. Ich sehe das keineswegs als falsch an. Jeder gehört an die Stelle, an der er seine Fähigkeiten am besten einsetzen kann. Habe ich recht?«
    Burnett rieb sich das Kinn. Er nickte langsam. »So sehe ich es auch. Ich möchte
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