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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille
Autoren: Leo Lukas
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verflixte Ding haben.«
     
    *
     
    Spenta vermochten Sonnen zu »bestellen«, sie zu löschen und wieder zu zünden.
    Dies lag außerhalb der technischen Möglichkeiten der Terraner wie auch, gab Chourtaird zu, seines Volkes. Dabei ließ er durchklingen, dass die von ihnen verwendete Transit-Technik keineswegs sayporanischen Ursprungs sei, sondern von einem anderen Hilfsvolk QIN SHIS geliefert werde.
    »In unserer Heimatgalaxis, die wir Chanda nennen«, sagte er, »haben sich die Spenta im Auftrag von QIN SHI in diversen Sonnen angesiedelt; mit unserer Hilfe. Dafür leisten sie uns ab und an wissenschaftliche und andere Dienste. Die Plasmastadt, die die Spenta als Begegnungsstätte mit planetaren Lebensformen geschaffen haben, besteht aus Ephemerer Materie.«
    »Fein. Klingt spannend, wirklich. Ich würde gern mehr darüber erfahren. Vordringlich beschäftige ich mich aber mit dem Solsystem.«
    »Die Verbindung wird sich dir gleich offenbaren. Nicht alle Spenta wissen, dass die Sayporaner sie eingesetzt haben, um Sol nicht nur auszukundschaften, sondern die Sonne zu löschen. Und nötig wurde das, weil der Versuch der Spenta wie auch meines Volkes scheiterte, die psi-materielle Leiche ARCHETIMS aus der aktiven Sonne zu bergen.«
    »Mit der Betonung auf aktiv.«
    »Ja. Ins Bild gesetzt über die anstehende Löschung Sols wurde nur eine kleine Gruppe, die sogenannten Lichtwirte. Diese sind tendenziell rassistisch eingestellt, auch kolonialistisch. Sie wollen nicht, wie die übrigen Spenta, eine friedliche Koexistenz mit Planetenbewohnern, sondern sehen diese als Feinde an. Die Lichtwirte halten Planetenbewohner für niedrigere Lebensarten, für Schmarotzer der Sonnen.«
    »Sind sie aggressiv?«
    »Latent. Und durchaus manipulativ. Aber keineswegs alle Spenta folgen ihnen.«
    »Anscheinend eine ähnlich zwiespältige Situation wie bei euch. Existieren diese Parallelen tatsächlich? Sind sie nicht etwa nur Auslegungssache, vereinfachte Interpretationen einer noch viel komplexeren Gemengelage?«
    »Gute Frage. In der Tat gestaltet sich die Kommunikation mit den Spenta, gelinde gesagt, schwierig.«
    »Eine Erfahrung, die wir ebenfalls bereits gemacht haben.«
    Shanda Sarmotte, als Telepathin beziehungsweise Zerebral-Einbrecherin oder Informationsextraktorin eigentlich gegen Sprachbarrieren gefeit, hatte von der absoluten Fremdartigkeit der Spenta berichtet. Ihr waren die Grenzen ihrer parapsychischen Begabung schmerzhaft aufgezeigt worden.
    »Mit Spenta zu einer Einigung zu kommen kann nur über die Vermittlung spezieller Kontaktleute gelingen, nämlich der Explikatoren«, sagte Chourtaird.
    »Sayporaner.«
    »Parabegabte Angehörige meines Volkes, deren telepathisch-empathische Fähigkeit sich ganz auf den Gedanken- und Gefühlsaustausch mit den Mosaikintelligenzen der Spenta konzentriert. Ohne die Explikatoren würden auf den Nagelraumern, den Kontaktschiffen der Spenta, Sayporaner gar nicht geduldet werden.«
    Wahrscheinlich, dachte Bully, würde man bei Verhandlungen mit den Spenta tatsächlich auf die Explikatoren zurückgreifen müssen.
    Oder wollte Chourtaird, dass er genau diesen Schluss zog, um die Sayporaner im Spiel zu halten? Oder, wenn schon nicht sein Volk als Gesamtheit, so vielleicht die Chour ?
    Die Namensvorsilben der Sayporaner kennzeichneten das jeweilige Betätigungsfeld. Chour stand für Soziologen, denen die Gestaltung der gesellschaftlichen Entwicklung oblag. Allerdings war dies vor Zeiten völlig aus dem Ruder gelaufen; die Chour waren entmachtet und degradiert worden.
    Es war anzunehmen, dass Chourtaird insgeheim die Agenda verfolgte, seinen Berufsstand zurück an die Schalthebel der Macht zu führen. Nun, das war per se noch nichts Verwerfliches.
    Aber man musste stets im Hinterkopf behalten, dass der Greis mit den zwei verschiedenen Augen die Informationen, die er preisgab, dahingehend auswählte oder einfärbte, wieweit sie seinen eigentlichen Plänen Vorschub leisteten.
     
    *
     
    Nach längerem Geplänkel, das keine entscheidenden neuen Erkenntnisse brachte, kamen sie zum offiziellen Vertragsschluss.
    Um den Bund zu besiegeln, musste Reginald Bull einen Körperteil an den Sayporaner abtreten. Darauf bestand Chourtaird; so war es Sitte. Aber er zeigte sich kulant und verlangte kein wichtiges Organ, sondern nur das letzte Glied des kleinen Fingers der linken Hand.
    Auf eine ähnliche Übernahme von Chourtaird verzichtete Bully. Er vertraute ihm auch so.
    Die Prozedur war kurz und schmerzlos.
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