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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille
Autoren: Leo Lukas
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weder er noch sie unter irgendjemandes Befehl. Gern ließe er sich aber von Ollaron und Bull in ihre Ziele einweihen und wolle helfen, wo er nur könne.
    Die kurze, abhörsicher verschlüsselte Unterhaltung endete mit dem einstimmigen Beschluss, dass die höchste Priorität der Befreiung der LFT-Schiffe zuzuweisen sei. Dazu war die Rückeroberung der Solaren Residenz unabdingbar.
    »Obwohl ich nicht ausschließen würde, dass es der einen oder anderen Besatzung mit typisch terranischer Improvisationskunst gelingt, die Überrangbefehle auszuhebeln – wenn wir nicht alsbald die Kontrolle über die Residenz wiedererlangen, sind wir verloren«, sagte Vashari Ollaron.
    »Würdest du sie mit den Waffen deiner LEIF ERIKSSON unter Feuer nehmen?«, fragte Delorian. »Ungeachtet der Kollateralschäden in der Stadt Terrania? Gesetzt den Fall, die feindliche Flotte stünde bereits vor dem Solsystem?«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich nie in die Verlegenheit komme, diese Frage beantworten zu müssen.«
     
    *
     
    Bully verabschiedete sich mit aufmunternden Floskeln. Auf ihn wartete bereits die nächste Besprechung.
    Oder sollte man es eine Verhandlung, wenn nicht sogar ein Psychospiel nennen?
    Chourtaird, der uralte Sayporaner, der seit vier Tagen Gast des Kastells in der Matrix von Neo-Ganymed war, wirkte zunehmend geschwächt. Ein wenig kam es Bully vor, als sei sein physischer Zustand ein Echo des körperlichen Befindens von Shamsur Routh.
    Anicee Ybarris Vater war wohl nicht mehr zu retten. Der Chefmediker des Kastells, Kirte Otorongo, der ihn intensiv betreute, bescheinigte Routh eine Lebenserwartung von wenigen Wochen, vielleicht zwei Monaten.
    Bei aller Gebrechlichkeit durfte man Chourtaird keineswegs unterschätzen. Er war geistig voll auf der Höhe und als Verhandlungspartner eine überaus harte Nuss. Er zeigte sich offen für Kompromisse, aber er machte keine Geschenke. Jedes Zugeständnis musste man mit einer adäquaten Gegenleistung erkaufen.
    Bully hatte sich stellvertretend für die LFT bereit erklärt, jener Fraktion der Sayporaner, der Chourtaird angehörte, dabei zu helfen, die Macht der Akademie für Logistik auf Druh im Weltenkranz-System zu brechen.
    Chourtaird ging, so viel glaubte Bully inzwischen verstanden zu haben, davon aus, dass Pairikas, der Inspektor der Akademie für Logistik, der eigentliche Herrscher war – allerdings ein Herrscher von QIN SHIS Gnaden. Ihm arbeiteten die Inspektoren zu, die der Bergungsakademie beziehungsweise der Akademie der Botschafter vorstanden.
    Für die Unterstützung der Terraner lieferte Chourtaird die Koordinaten des Lichtwirt-Systems der Spenta. Außerdem versprach er, dass seine Partei alles tun würde, was in ihrer Macht lag, um das Solsystem zurück in die Milchstraße zu transferieren.
     
    *
     
    »So weit, so gut«, sagte Bully. »Ich brauche noch mehr Informationen über die Spenta.«
    »Wir haben gemeinsame Interessen. Alle drei Völker, meine ich. Der Schlüssel ist ARCHETIM. Bist du willens, den in eurer Sonne verborgenen Leichnam der Superintelligenz kampflos aufzugeben?«
    »Bitte konkretisiere.«
    »Wir wissen beide, dass der psi-materielle Korpus für die Stabilisierung der Anomalie benötigt wird. An ihrem Zusammenbruch kann weder dir noch mir gelegen sein; an ihrem Erhalt sehr wohl. Sagst du zu, dass du keinerlei militärisches Vorgehen gegen die Herauslösung und den Abtransport von ARCHETIMS Überresten anordnen wirst?«
    Das war starker Tobak. »Erlaube mir, darüber nachzudenken«, sagte Bully.
    »Nachdenken schadet selten.«
    »Aber es kann schmerzlich ausfallen.« Ließ sich ein unmittelbarer Vorteil im Behalt des Korpus erkennen, abgesehen von seinem Wert als Verhandlungsmasse? Das sechsdimensional funkelnde Juwel hatte den Terranern, nüchtern betrachtet, bloß immer wieder Scherereien eingebracht.
    Bully kannte die technischen Mittel der Spenta bestenfalls ansatzweise. Er hielt es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass die Flotte der LFT – so sie überhaupt rechtzeitig wieder einsatzbereit war – nicht oder nur unter großen Risiken in der Lage sein könnte, die Extraktion und den Abtransport des psi-materiellen Korpus zu verhindern.
    Warum also an etwas festhalten wollen, was festzuhalten weder sinnvoll noch möglich war? Wenn ein Loslassen die Kooperation nicht nur mit Chourtaird und seiner Fraktion, sondern auch mit den Spenta bedeutete?
    Reginald Bull räusperte sich. »Ihr könnt das
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