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PR 2639 – Die grüne Sonne

PR 2639 – Die grüne Sonne

Titel: PR 2639 – Die grüne Sonne
Autoren: Hubert Haensel
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starrte auf den Mann im schweren Schutzanzug, der kein anderer sein konnte als er selbst.
    Der andere wandte sich um, griff mit der linken Hand nach der Sessellehne und stieß sich daran ab. Das war eine dumme Angewohnheit, nicht mehr.
    Jeketi wusste, dass der Mann, der nun mit schnellen Schritten zum Hauptschott eilte, gleich den Kopf heben würde.
    Jetzt.
    Der andere schien ihn nicht zu registrieren, bemerkte nicht einmal, dass das Schott schon geöffnet war – aber Jeketi sah das Gesicht hinter dem Transparenthelm, sein eigenes Gesicht. Nicht so, als schaue er in einen Spiegel, sondern seitenrichtig. Die aufgequollene Narbe rechts neben dem Nasenflügel, der leicht schief wirkende Mund ...
    ... das war er selbst!
    Es gab ihn zweimal.
    »Bei allen Geistern der Materiebrücke, wer bist du?«
    Jeketi wusste nicht, ob er die Frage hinausschrie, ob er sie überhaupt aussprach. Vielleicht formulierte er sie nur in seinen Gedanken.
    Mehr war nicht, denn die PARTOGA stürzte aus dem Linearraum.
    Aber das spürte Jeketi schon nicht mehr.
     
    *
     
    Jemand wimmerte vor Unruhe und Schmerz.
    Der Laut gefiel Jeketi nicht. Trotzdem dauerte es geraume Zeit, bis ihm klar wurde, dass er selbst dieses Wimmern hervorbrachte.
    Er lag auf dem Rücken und hatte die Arme über den Helm gelegt, als müsse er sich vor einer Bedrohung schützen.
    Vor ihm selbst!
    Schlagartig war die Erinnerung wieder da. Jeketi wälzte sich auf die Seite und stemmte sich auf die Knie. Unmittelbar hinter ihm war das Zentraleschott, es hatte sich selbsttätig wieder geschlossen. Die Fehlermeldung leuchtete, demnach hatte niemand den Raum verlassen.
    Dormaga, der Triebwerksspezialist, lag nur zwei Schritt entfernt am Boden. Er war bewusstlos. Ebenso der Kommandant und die beiden anderen Besatzungsmitglieder.
    Der zylinderförmige Versorgungsroboter, nicht größer als Jeketis Unterarm mit der ausgestreckten Hand, balancierte auf der Lehne des Kommandantensessels und bemühte sich, Sakkruz mit einer Injektion aufzuwecken. Der Kommandant zuerst, das war im Fall einer Havarie die Regel.
    Die Besatzung war vollzählig. Trotzdem schaute Jeketi forschend durch die kleine Zentrale. Er suchte nach dem anderen, seinem Doppelgänger. Überdeutlich erinnerte er sich daran, doch inzwischen war da niemand mehr.
    Wie lange war er ohne Besinnung gewesen?
    Drei Brucheinheiten bis zum Tageshöchststand fehlten laut Zeitanzeige. Ein Unding. Die PARTOGA war bereits im zweiten Bruch des Nachmittags in den Linearflug eingetreten.
    Jeketis Blick streifte das Datumsfeld. Die Anzeige war leer. Er verstand erst nach mehreren Augenblicken, was das bedeutete. Das Datum ließ sich nicht manipulieren, nur genügend Brucheinheiten brachten die Sternzeit voran.
    Der Bordkalender war auf fünfhundert Perioden justiert. Er konnte nicht abgelaufen sein ...
    Unmöglich!
    Impulsiv tastete Jeketi über seinen Leib. Durch den Schutzanzug spürte er die Berührung, er hatte auch nicht den Eindruck, dass er abgemagert war. Er konnte höchstens einen Tag bewusstlos gewesen sein, das erklärte die verschobene Zeitanzeige. Aber keinesfalls fünfhundert Perioden.
    Die Mehrzahl der Schirme und Anzeigen war erloschen. Zweifellos aufgrund der Selbstabschaltung, wenn Eingaben über einen gewissen Zeitraum ausblieben. Das machte den Tageswechsel plausibel.
    Nur der Hauptschirm blieb stets aktiv. Die Wiedergabe zeigte den Weltraum, wahllos verstreut etliche Sternhaufen, dazwischen Gasschleier und Dunkelbereiche. Offenbar nur wenige Lichtjahre entfernt leuchteten die Wirbel eines Viibad-Riffs.
    Kein Zweifel, der Frachter war im Bereich der Materiebrücke zurückgefallen und wahrscheinlich sehr viel näher an Dosa als an Zasao.
    »Steh nicht dumm herum!«, herrschte der Kommandant Jeketi an. »Hast du keine Aufgabe?«
    Die Injektion hatte Sakkruz schneller als erwartet auf die Beine gebracht. Jeketi sah, dass der Zylinderroboter sich bereits um den nächsten Patienten kümmerte.
    »Ich meine ... Es scheint einige Probleme ...«
    »Natürlich gibt es Probleme!« Der Kommandant schnaubte verächtlich. »Eine Explosion im Frachtbereich, ein Leck ...«
    Jeketi setzte zu einer Erwiderung an, doch der Kommandant unterbrach ihn sofort. Also verließ er die Zentrale. Er hatte es nicht nötig, mühsam darauf hinzuweisen, dass der Frachter keineswegs erst vor wenigen Augenblicken den Linearflug beendet hatte. Sakkruz würde den fehlenden Tag früh genug bemerken.
    Der Frachter war nicht groß. Verglichen mit den
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