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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Autoren: Hans Kneifel
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geränderten Wolken die Silhouette der fernen Stadt Whya am Horizont.
    Schon nach wenigen Schritten änderte sich die Temperatur des Grenzwindes. Als er über die schwarz überzogene Geröllfläche ging, sah er am Rand des Blickfeldes, dass hochgepumptes Wasser durch unsichtbare Löcher abfloss, wahrscheinlich ins Grundwasser dieser Wüstenei oder in Höhlen, Zisternen oder verborgene Tanks. Und wenn es verdunstete, fing es sich in der dunkelblauen Schale über dem Land, kondensierte und floss oder tropfte an den Rändern wieder zu Boden, vielleicht entlang eines Prallfeldes.
    Im Wind, der in heißen Sturmstößen an ihm zerrte, kämpfte sich der Terraner vorwärts. Als ihn der nächste Sturmstoß traf und er sich umdrehte, sah er hochwirbelnde Sandwolken und spürte wieder plötzliche Kälte. Die Hitze auf den ersten zweihundert Schritten hatte Stiefel, Overall und Mantel einigermaßen getrocknet, und in dem eisigen Wind wickelte sich Routh in seinen Thermomantel.
    Im Sturm schien die Temperatur zusätzlich zu sinken. Zwischen Felsbrocken und über grobe, kantige Kiesfelder kämpfte sich Shamsur Routh Schritt um Schritt dem Rand der Schirmkuppel entgegen. Die Kälte biss auf der Kopfhaut, der Sturm riss und zerrte am Haar, Ohren und Nasenspitze begannen zu schmerzen.
    »Ich schaffs«, stieß Routh trotzig hervor und zog den Kopf zwischen die Ränder der Kapuze. Nur noch tausend Schritte oder ein paar mehr. Unter der Energiekuppel erwartete er erträgliche Verhältnisse. Flüchtig dachte er an die Bewohner im Mittelpunkt der Landschaft, die Coccularen und die Vae-Vaj, und hoffte, nicht in deren Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Den Junker Cülibath, Zofe Dindirri und die Wegschale hatte er bereits vergessen. Er rechnete nicht damit, sie – oder seinen greisenhaften Ziehvater – jemals wiederzusehen. Über das Wiedersehen mit Anicee, am Ende der bevorstehenden Reise, freute er sich; damit rechnete er fest.
    Noch verliefen seine Fußspuren in gerader Linie, aber einige Minuten später verschaffte er sich mithilfe seines Implantmemos mehr Gewissheit.
    Ich habe als niedrigste Temperatur 40 Grad gemessen, berichtete Puc. Du musst die Richtung korrigieren. Nicht an jeder Stelle ist der Rand des Himmelsschirms durchlässig. Nach links, auf die Felssäulen zu, großer Bruder! Aber wann die Onuudoy startet, lässt sich nicht einmal vermuten.
    Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis Shamsur Routh die schwierige, winddurchtoste Zone der Grenzregion hinter sich gelassen hatte. Puc half ihm, sich an der schrägen Fläche zu orientieren. Im Windschatten der Felszacken ließ der Sturm nach, und hinter den Steinen lagerte sich Sand ab. Der vorspringende Rand des Schirms warf einen scharfen Schatten, aber als Routh, der sich unwillkürlich unter dem Vorsprung des Schirmrandes duckte, die Peripherie hinter sich gelassen hatte, wechselten die Lichtverhältnisse. Die Helligkeit blieb ungefähr gleich. Rouths Aufmerksamkeit wurde von einer Lautfolge erregt, deren Ursprung er nicht erkannte. Er blieb stehen und blickte nach oben.
    Du stehst am Rand einer riesigen Wüste. Die Lichtquelle, sozusagen im Zenit, ist eine Kunstsonne. Sie bewegt sich in einer Rinne oder Rille, von der die Lichtschale in zwei Hälften geteilt wird. Jetzt leuchtet die kleine Kunstsonne weißgelb, aber wenn sie im Norden aktiviert wird, brennt sie als schwach leuchtender roter Ball. Das Geräusch, das du hörst, ist eine Art Gesang der Sonne. Während ihres täglichen Weges, der dreizehn Stunden dauert, tönt sie auf bestimmte Weise. Dementsprechend dauert die Nacht, die dunkle Phase des Tages, nur neun Stunden. Puc hob die Augen von seinem Getränk und nickte Routh zu. Am späten Nachmittag ändert die Sonne, deren Namen ich nicht kenne, abermals langsam die Farbe und ist vor Sonnenuntergang wieder rot. So wie Banteira.
    Routh schlug die Kapuze zurück und machte einige Dutzend Schritte in die Wüste hinein. Das Knirschen der Stiefelsohlen auf Sand und Kies mischte sich mit einem feinen, sirrenden Klingen, das aus großer Ferne zu kommen schien. Er blickte in die Höhe, ins Blau der Lichtschale, und fragte sich wieder, ob er sich in einem kräftezehrenden Traum befand oder ob sich die Wirklichkeit verzerrte, je weiter er sich von seinem Schlaf-Ei und dem Geschlechterturm Nhymoth entfernte.
    Langsam ging er weiter, zog einen Nahrungsriegel aus der Brusttasche und biss hinein, nachdem er die Verpackung aufgerissen und weggeworfen hatte. Der Gesang der
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