Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
folgen ganz offensichtlich einem Muster. Sie befinden sich dort, wo sich die Protonenstrahl-Impulstriebwerke und die Gravotron-Triebwerke befunden haben.«
    »Das wissen wir.« Ich habe keine Lust auf langatmige Diskussionen. Warum belästigt mich Pen Helly mit derartigen Belanglosigkeiten?
    »Es gibt aber auch ein zweites Muster, das das erste zum Teil überdeckt.«
    Ah, jetzt wird's interessant. »Und zwar?«
    »Jene Hangars, die Beiboote beherbergten, wurden ebenfalls systematisch zerstört.«
    »Stimmt nicht«, sage ich enttäuscht. Ich lasse mir die von Shaline Pextrel zusammengestellten Daten vor die Augen spiegeln. »Mindestens vier der Hangarbuchten blieben – zumindest äußerlich – unbeschädigt.«
    »Du besitzt die LFT-Datensätze, nicht wahr?«
    »Welche denn sonst?«
    »Die des Galaktikums«, gibt sich Pen Helly trotz meiner wachsenden Ungeduld gelassen. »Die GEMMA FRISIUS und baugleiche Einheiten wurden vor etwa einem halben Jahr sanft und je nach Verwendungszweck umgerüstet.«
    Ein leiser Summton macht mich darauf aufmerksam, dass ich eine Nachricht vom Logistiker erhalten habe. Ich genehmige sie, ein nahezu deckungsgleiches Bild legt sich über jenes, das ich eben betrachte.
    Die Betonung liegt auf »nahezu«. Rote Farbtupfer machen mich auf die Veränderungen aufmerksam. So wurden vier Hangarbuchten für Arbeitsgerät freigeräumt, das von nichtterranischen Zulieferern stammt: orbitalfähige Laboratorien und Habitate zur Erkundung von Schwerkraftwelten, arkonidische Schwersttransporter, Raupenfahrzeuge aus bluesscher Fertigung, eine transportable Quarantänestation, von Aralon geliefert ...
    »Diese Informationen wurden noch nicht in NEMO eingespeist«, sagt Pen Helly.
    »Und wo hast du sie her?«
    »Zufall. Ich war kurz davor, auf die TYCHO BRAHE versetzt zu werden und habe mir die entsprechenden Daten geholt.«
    Die TYCHO BRAHE, ein Schwesterschiff der GEMMA FRISIUS. Ein Zufall. Dies ist mehr als ärgerlich. Macht es mir doch bewusst, dass wir trotz penibler Vorbereitung auf diesen Ausflug Dinge übersehen haben – und dass die Zusammenarbeit zwischen Galaktikum und LFT noch lange nicht so funktioniert, wie sie es sollte. Informationen sind im besten Fall verschleppt, im schlechteren zurückgehalten oder gar blockiert worden. Weil irgendjemand aus irgendeinem Grund oder schlichter Nachlässigkeit nicht alle Daten synchron nach Terra, Arkon und Aurora, Hauptwelt des Galaktikums, eingespeist hatte. Es ist müßig, nach dem Schuldigen zu fahnden, zumindest für den Moment. Aber dass so etwas vorkommen kann, trotz aller positronischen Sicherungen, erfüllt mich mit Misstrauen, weil es zu sehr nach Absicht aussieht.
    »Wir sind da«, meldet sich Sichu Dorksteiger auf einer Dialog-Frequenz. »Du solltest deine Anweisungen geben.«
    Sie schwebt ein Dutzend Meter neben mir. Sie dreht sich mir zu und lächelt. Die Goldsprengsel ihres Gesichts funkeln.
    Ich verringere die Geschwindigkeit meines SERUNS. Was für eine Blamage! Ich verlange von meinen Begleitern, dass sie stets auf ihre Aufgabe fokussiert bleiben – und war eben selbst in Gedanken über die galaktopolitische Situation verhangen.
    Einige TARAS sind bereits ins Innere des Schiffs vorgedrungen. Andere sichern uns. Sie umgeben uns mit einem in der Blockformation gebildeten Schutzschirm. Erfahrene Raumsoldaten haben das Sagen. In diesen heiklen Minuten gehorche auch ich ihren Anweisungen.
    Nach kurzer Zeit erfolgt die Bestätigung, dass wir uns frei bewegen können. Auch in der Nahortung konnten keinerlei Gefahrenherde im Inneren des Wracks ausgemacht werden.
    Sichu Dorksteiger entfernt sich ein wenig von mir. Sie unterhält sich leise mit einem Berufskollegen, Roman Schleifer, der, wenn ich mich recht entsinne, im Kampf gegen die Frequenz-Monarchie eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat.
    Er macht ihr schöne Augen!
    »Wir gehen rein, wie besprochen!«, gebe ich das Kommando und deute zu einem aufgeplatzten Schott zu meiner Rechten.
    Zwei bullig gebaute Ertruser fliegen vorneweg. Die Umweltangepassten umklammern ihre klobigen Waffen, die ich unter normalen Schwerkraftbedingungen kaum heben könnte. Captain Curi Fecen folgt ihnen. Er gilt als bedächtiger Mann, dem das Überleben seiner Leute wichtiger ist als ein teuer erkaufter militärischer Erfolg. Diese überaus sympathische Eigenschaft hat mich dazu bewogen, ihn für diese Mission anzufordern.
    Ich grinse. Wenn jemand Risiken eingehen muss, bin ich das selbst.
    Knappe Kommandos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher